In der Hölle auf Erden
KZ-Überlebende erzählen vom Terror-Regime der Nazis

Zeitzeuge Ryszard Machulik berichtete den Neuntklässlern von den Greueltaten der Nazis. Als Dolmetscherin fungierte Lehrerin Jola Siegert. | Foto: ha
  • Zeitzeuge Ryszard Machulik berichtete den Neuntklässlern von den Greueltaten der Nazis. Als Dolmetscherin fungierte Lehrerin Jola Siegert.
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Lindenthal - (ha) Fünf polnische Zeitzeugen berichteten an der Liebfrauenschule
von ihrer Haftzeit in Konzentrationslagern während der
nationalsozialistischen Terrorherrschaft über Europa. Die Senioren
aus den Städten Warschau, Krakau und Breslau weilten auf Vermittlung
des Maximilian-Kolbe-Werks zwei Wochen in Köln und besuchten dabei
mehrere Bildungseinrichtungen.

Die KZ-Überlebenden stellten sich und ihre Erlebnisse in Lindenthal
rund 150 Schülern aus fünf neunten Klassen mit Hilfe von
Dolmetschern vor. Neben der Schilderung von Erinnerungen ermutigten
die Gäste ihre Zuhörer zudem, Fragen zu stellen. „Die Einladung
von Zeitzeugen aus der NS-Zeit wird an der Liebfrauenschule schon seit
vielen Jahren praktiziert. Die Lebensberichte sind mehr als eine
bloße Erinnerung. Sie legen Zeugnis darüber ab, was Menschen anderen
Menschen in einem Unrechtsregime antun können. Jeder einzelne Bericht
ist ein Appell, gegen Hass, Entrechtung, Gewalt und Willkür
einzutreten“, erklärt Lehrerin Angelika Weymar. Sowohl im Vorfeld
der Besuche als auch danach werde die Thematik im Unterricht gezielt
behandelt, etwa in schriftlichen Arbeiten, so Weymar: „Es ist auch
schon vorgekommen, dass der Austausch nach der Abreise durch das
Schreiben von Briefen aufrechterhalten wurde. Die Schüler werden
durch diese Treffen auf einer ganz anderen Ebene sensibilisiert, die
durch Geschichtsbücher gar nicht möglich wäre. Vor allem die
Offenheit der älteren Menschen und die Tatsache, dass die Zeitzeugen
für die Aufrechterhaltung der Erinnerung an das geschehene Unrecht
einen solch weiten Weg zurücklegen, fasziniert die Schüler.“

Auch Ryszard Machulik gehörte zur Delegation, die den Teenagern aus
ihrem Leben erzählten. Der 73-Jährige wurde am 21. Juli 1944 im
Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geboren und weiß von seiner
Zeit am Ort des Grauens, aus den Erzählungen seiner Mutter, die in
jener Zeit nur knapp dem Tod entkam. „Ich hoffe, dass ihr eure
Jugend unbeschwert und ohne Krieg erleben könnt“, wandte sich der
Rentner zu Beginn der Doppelstunde an seine Zuhörer.

Nahezu 90 Minuten ließ der ehemalige Baumaschinenbediener die
Vergangenheit wieder aufleben und berichtete stehend von den
Geschichten seiner Mutter über Hunger, Kälte, Schmerzen,
Würdelosigkeit, medizinische Experimente, Gaskammern, Öfen, Morden
an Männern, Frauen, Kindern und Suiziden. Letztere wurden demnach
nicht selten von Menschen begangen, die keinen anderen Ausweg aus
ihrem Leid mehr wussten und sich vor die eingrenzenden Hochstromzäune
der Lager warfen.

„Ich bin froh, dass wir heute einen Zeitzeugen kennen gelernt haben,
der uns erzählen konnte, was damals passiert ist. So habe ich das
noch nie gehört, auch wenn wir darüber im Unterricht bereits
gesprochen haben. Mich haben die Erlebnisse von Herrn Machulik sehr
berührt und nachdenklich gemacht, und wahrscheinlich wird es den
anderen aus der Klasse nicht anders gehen“, zeigte sich Schülerin
Catharina (14) von der besonderen Geschichtsstunde und ihrem Dozenten
beeindruckt.

Das Maximilian-Kolbe-Werk mit Hauptsitz in Freiburg setzt sich für
die Verständigung und Versöhnung zwischen Polen und Deutschen ein.
Der Verein unterstützt zudem KZ-Überlebende. Informationen über die
Einrichtung finden sich im INternet unter www.maximilian-kolbe-werk.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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