Deutsch lernen beim Trommeln
Musikprojekt hilft bei der Integration
Sülz - (sb) Ganz sanft bearbeiten die beiden Jungen mit ihren Händen die
Hand- und die kleine Schlagtrommel. Die Töne, die sie hervorbringen,
sind leise und zurückhaltend. Vor ihnen liegen vier Karten mit
Fischen, jeder der Fische stellt ein anderes Gefühl da. Die beiden
Grundschüler spielen nur kurz, dann fragt Musikdozent Karsten
Fuhrmann in die Runde: „Welches Gefühl haben die beiden
ausgedrückt, zu welcher Fischkarte passt ihre Musik?“ „Müde!“
weiß ein kleines Mädchen und zeigt auf den passenden Fisch.
Die sechs Schüler der neuen Vorbereitungsklasse an der
Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz nehmen an einem
besonderen Musikprojekt der Offenen Jazz Haus Schule teil. Es ist die
erste Integrationsklasse an der Sülzer Schule. Die Kinder kommen aus
Syrien, Bulgarien, der Türkei, Rumänien und Spanien und leben erst
seit wenigen Wochen in Deutschland. Das Musikprojekt soll ihnen
helfen, Deutsch zu lernen und sich zu integrieren. „Kreatives
Musizieren eröffnet verschieden Möglichkeiten nonverbal zu
kommunizieren und sich dabei gleichzeitig als Individuum und als
Gruppe zu erleben“, schildert Fuhrmann.
Jeden Donnerstag macht er für eine Stunde Musik mit den Kindern,
unterstützt von Stephanie Pladeck, der Lehrerin der
Vorbereitungsklasse. „Durch die Bewegung und die Musik ist das
Lernen sehr intensiv und die Wörter bleiben viel besser hängen“,
erläutert sie. In jeder Stunde wiederholen und erweitern Fuhrmann und
Pladeck den Wortschatz der Kinder. "Wir sammeln zusammen mit den
Kindern Worte und Floskeln, die sie gelernt haben und sie machen einen
Song daraus“, erzählt Fuhrmann.
Die Kinder wohnen in Meschenich und müssen jeden Tag zur Schule und
zurück gefahren werden. „Die Vorbereitungsklassen vor Ort waren
voll“, erklärte Schulleiterin Elisabeth Schuhenn. Das Projekt wird
zunächst ein Jahr laufen, finanziert wird es mit 1.111 Euro vom
Rotaract Club Köln, der Jugendorganisation der Rotarier. Der Kölner
Club mit seinen 35 Mitgliedern spendet nicht, sondern schafft Geld
durch aktives Handeln herbei. Die Summe für das Musikprojekt kam
zusammen durch Sammeln von Pfandflaschen und – dosen bei einem
Musikfestival im Sommer.
„Da die Aktion mit Musik zu tun hatte, wollten wir das Geld in die
Musikförderung stecken. Wir haben uns gefragt: Wer hat es am
nötigsten, und sind auf dieses Projekt der Jazz Haus Schule für
Kinder mit Migrationshintergrund gestoßen“, berichtet Bernhard Lay,
Vizepräsident des Clubs.
„Wir sind sehr dankbar und froh über die Spende. Diese Kinder haben
nicht viele Angebote, an denen sie teilnehmen können, daher ist es
für sie etwas Besonderes. Sie freuen sich immer Tage vorher darauf
und fragen schon montags: Wann ist Donnerstag, wann kommt Kurt?“,
schilderte Pladeck.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.