Entwurf für neues Justizzentrum
Nahbar und bescheiden
Der Siegerentwurf für das neue Justizzentrum steht fest und wurde öffentlich präsentiert: Das marode Hochhaus wird durch fünf Flachbauten ersetzt.
von Hans-Willi Hermans
Lindenthal. An Stelle des Hochhauses sollen sich neue Bauten mit fünf oder sechs Geschossen bescheiden in die architektonische Nachbarschaft einfügen: Mit dieser handfesten Überraschung endete der städtebauliche Wettbewerb für das neue Justizzentrum. Insgesamt hatten sich elf Architekturbüros an dem Wettbewerb beteiligt.
Dem 25-köpfigen Preisgericht, besetzt mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Justiz, gehörte auch die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp (Grüne) an. Sie strahlte angesichts der Entscheidung für den Entwurf des Büros HPP Architekten aus Düsseldorf: „Wir wollten ja kein Hochhaus. Das haben wir im Stadtentwicklungsausschuss, aber auch in der Bezirksvertretung immer klar gesagt.“
Lange hatte es so ausgesehen, als sei eine Hochhaus-Lösung alternativlos. In zehn der elf eingereichten Entwürfe waren mehr oder weniger hoch aufragende Gebäude eingeplant. Doch die HPP-Architekten zeigten, wie es geht: Fünf annähernd quadratische und gleich große Gebäude, die teils miteinander verbunden sind, sollen entlang der Hans-Carl-Nipperdey-Straße entstehen. Mit genug Platz für die rund 1800 Mitarbeiter von Land- und Amtsgericht sowie Staatsanwaltschaft. Im mittleren Gebäude werden die Sitzungssäle untergebracht sein.
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Preisgerichts, Architekt Heiner Farwick, entsteht ein zeitgemäßer Gebäudekomplex, auch unter ökologischen Aspekten. Bewusst, so Farwick, vermeide die Architektur jeden überheblichen oder hierarchisierenden Gestus: „Es sind nahbare Gebäude, sie passen zur Justiz in einer Demokratie.“ Baudezernent Markus Greitemann freute sich insbesondere über die Position des Haupteingangs, mit dem sich das Justizzentrum nach Norden zur geplanten Erweiterung des Inneren Grüngürtels (Stichwort: Parkstadt-Süd) öffnen soll.
Allerdings folgt nun ein zweiter Wettbewerb, bei dem es um die konkrete Gestaltung der im HPP-Entwurf noch abstrakten Gebäudekörper gehen soll. „Wir hoffen, dass wir den im ersten Quartal ausschreiben können“, sagte Bernd Scheiff, Vorsitzender des Oberlandesgerichts. Während NRW-Justizminister Peter Biesenbach vor einigen Monaten noch eine Fertigstellung des neuen Justizzentrums am Ende des Jahrzehnts in Aussicht gestellt hatte“, mochte sich bei der Vorstellung des Siegerentwurfs niemand auf eine auch nur grobe zeitliche Perspektive festlegen. Und auch über die Kosten für das neue Justizzentrum wollte niemand reden.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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