Klönsnack in Junkersdorf
Plattdüütsch-Gruppe trifft sich seit 15 Jahren

„Kölsch können wir nicht sprechen, aber trinken“: Der „Junkersdörper Klönsnack“ rund um Ludolf Schlein (M.) trifft sich jeden dritten Donnerstag im Vereinstreff des Nachbarschaftsvereins „Aktives Leben e.V. Junkersdorf“. | Foto: Wesselmann
  • „Kölsch können wir nicht sprechen, aber trinken“: Der „Junkersdörper Klönsnack“ rund um Ludolf Schlein (M.) trifft sich jeden dritten Donnerstag im Vereinstreff des Nachbarschaftsvereins „Aktives Leben e.V. Junkersdorf“.
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Junkersdorf - Es waren vier Worte, mit denen alles begann. Nein, es war kein
Heiratsantrag, den Ludolf Schlein und Jan Johann Kranz im September
2002 inserierten. „Plattdüütsch klönen. Neeschierig? Anropen“
lautete die Zeitungsanzeige. „Damals haben sich rund 15 Leute
gemeldet“, erinnert sich Schlein. Man traf sich in einer Kneipe und
so wurde der „Klönsnack“ gegründet. „Wir sind kein
eingetragener Verein. Wir treffen uns einfach und ‚klönen op
Plattdüütsch‘“.

Heute, 15 Jahre später, treffen sich Schlein und Kranz einmal im
Monat mit anderen Sprechern des Niederdeutschen zum „Junkersdörper
Klönsnack“ im Vereinstreff des Nachbarschaftsvereins „Aktives
Leben e.V. Junkersdorf“ (Wiener Weg 8). In gemütlicher Atmosphäre
sitzen sie dort beisammen und „klönen“ über alles Mögliche,
„aber auf Plattdüütsch“, ergänzt Schlein. „Wenn man eine
Sprache als Kind gesprochen hat, das ist sie ein Teil von einem
selbst.“ So sehen es auch die rund zehn anderen „Immigranten“
aus Norddeutschland, die allmonatlich zusammenkommen.

Einige von ihnen treffen auch regelmäßig amerikanische
Norddeutschsprecher. Letztere sind als American Schleswig-Holstein
Heritage Society (ASHHS) Nachfahren von norddeutschen Einwanderern und
wollen das Erbe ihrer Vorfahren erhalten. Sie treffen sich jährlich,
abwechselnd in Norddeutschland und in den USA mit
Plattdüütsch-Sprechern. „Die allermeisten verstehen es nur noch,
sprechen aber selbst nur Englisch“, erklären die Junkersdorfer,
„aber es ist schön zusammenzukommen und zu wissen, man hat etwas
gemeinsam. Außerdem ist das Barbecue immer super.“

So wie die Amerikaner über die Generationen die Sprache verlernt
haben, wissen auch die Junkersdorfer, dass sie vom Vergessen bedroht
ist. „Wir versuchen, sie noch zu bewahren“, erklärt Schlein.
Gemeinsam hat die Gruppe bereits drei CDs aufgenommen, auf denen sie
niederdeutsche Texte lesen. „Auf unserer neuesten haben wir alle
Texte aus unserer alten Umgebung gesucht und jeder hat sie in seinem
eigenen Plattdüütsch gelesen.“ Denn, obwohl alle aus
Norddeutschland stammen, sprechen alle eine etwas andere Variante.
„Was in einem Dorf so genannt wird, heißt 15 Kilometer schon ganz
anders“, erklären sie, „wir verstehen uns aber trotzdem alle ohne
Probleme.“ Die CDs sind nicht verkäuflich, dafür aber wurden sie
in den Fundus des Instituts für niederdeutsche Sprache in Bremen
aufgenommen.

Wer sich für den Junkerdörper Klönsnack interessiert, der kann sich
bei Ludolf Schlein unter Telefon 0221/ 487224 melden.

ZUR INFO:

Niederdeutsch wurde 1999 als Regionalsprache für Deutschland in die
Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen
und gilt somit als geschützt. In Schleswig-Holstein können Bürger
sogar Amtsgeschäfte auf Plattdeutsch abwickeln. Ähnlich wie Kölsch
wird Plattdüütsch wieder an einigen norddeutschen Schulen und
Kindergärten unterrichtet. An sechs Schulen kann sogar das Abitur auf
Norddeutsch abgelegt werden.

- Susanne Wesselmann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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