Schreckhafte Patrioten
„Sie kommen“ läuft im Kinder-Theater Casamax

„Der Berg ist voll“: Die Murmeltier-Brigade (Carmen Konopka, Franziska Schmid und Hille Marks v.l.) lässt niemanden ins Murmeltier-Reich. | Foto: Monika Nonnenmacher
  • „Der Berg ist voll“: Die Murmeltier-Brigade (Carmen Konopka, Franziska Schmid und Hille Marks v.l.) lässt niemanden ins Murmeltier-Reich.
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Sülz - Eine Murmeltier-Familie zeigt Flagge: Vor den heimischen
Bergmassiven bezieht die Truppe der 7. Wachsamkeitspatrouille
Stellung, um fremdartige Geschöpfe frühzeitig zu identifizieren,
ihnen ein geballtes „Haut ab!“ zuzurufen und den Weg auf das
besetzte Territorium abzuriegeln.

Auch, wenn die erwarteten Massen ausbleiben, offenbaren sich
Großmama, Mutter sowie Tochter Murmel (Hille Marks, Carmen Konopka,
Franziska Schmid) als schreckhafte Patrioten, die an einem
weitverzweigten Verteidigungsnetz aus aufgespannten Schals stricken,
um die Einreiselawine in ihre Grenzen zu verweisen. In Erwartung der
kommenden Invasion halten sich die Nager mit regelmäßigen
Alarm-Übungen fit, die der Motivation zum Standortschutz mehr Biss
verleihen sollen. Als das jüngste Familienmitglied die ständigen
Wehrübungen in Frage stellt, bröckelt die eingebildete Heimatfront.
Der Ausbruch in eine vermeintlich lebensbedrohliche Welt jenseits der
Grenze eröffnet neue Perspektiven für alle Beteiligten.

Regisseurin Ragna Kirck steckt ihre Protagonisten in sichtlich
einengende Tierkostüme und schneidert ihrem ständig futternden wie
nervösem Ensemble kurz vor dem Winterschlaf eine lachhafte
Choreographie auf umfangreiche Bäuche. Doch die Grundproblematik der
Flucht ist allgegenwärtig. Durch die Technik der Überspitzung sowie
einer gleichzeitigen Reduzierung der Darstellung auf reines Spiel ohne
viele Worte gelingt dem Casamax die kindgerechte Umsetzung eines
Themas, das überwiegend in der Erwachsenenwelt debattiert wird.
„Sie kommen“ verbindet in 60 tragisch-komischen Minuten die
Hoffnungen sowohl von Flüchtlingen als auch der Bewohner jener
ersehnten Ziele. Als tragendes Element fungiert dabei die universelle
Angst vor Verfolgung, Ablehnung, aber auch von Heimatverlust. Klaus
Jacobs stammtischberauschte Marschmusik inklusive Fahnenappell
wechselt in der Produktion mit atmosphärisch-düsteren Soundcollagen,
die eine Gefühlswelt zwischen Übermut, Euphorie und Anspannung
greifbar werden lassen.

Das Stück ist für Personen ab sechs Jahren geeignet. Termine:
6.12. (10.30 Uhr, nur mit Vorbestellung), 7.12. (16 Uhr), 10.12. (10
Uhr, nur mit Vorbestellung), 11.12. (10.30 Uhr, nur mit Vorbestellung)

Karten können telefonisch bestellt werden unter Telefon 0221-447661.
Mehr Infos unter
www.casamax-theater.de

- ha

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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