Weiden:
Theater im Zeichen des Fisches

Breda (Ronja Rendogs), Clara (Golsanam Moradi) und Ada (Johanna Jäger, v. l.) sind gefangen im Fischnetz der Sprachlosigkeit. | Foto: ha
  • Breda (Ronja Rendogs), Clara (Golsanam Moradi) und Ada (Johanna Jäger, v. l.) sind gefangen im Fischnetz der Sprachlosigkeit.
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Weiden - (ha). „Ja!“, „Nein!“, „Fisch!“, lauten die
komprimierten Aussagen des Jungen Willy Predergas  in Enda Walshs
zeitgenössischem Drama „The New Electric Ballroom“. In einer
Adaption des freien Theaterensembles „la meute productions“
erlebte das hochanspruchsvolle Opus im Georg-Büchner-Gymnasium drei
Aufführungen unter der Regie von Theaterpädagogin Imke Toksoez.

Alle anderen Menschen reden. „Die Menschen reden und reden von Natur
aus. All deine Bemühungen zu sagen, die Menschen müssen nicht reden,
sind nur noch mehr Worte in dem Meer von Worten da draußen“, so der
Autor in seiner Stückvorlage. Mit diesem Kernsatz deutet sich bereits
früh in der Geschichte das Ende aller Hoffnungen auf eine
verständliche Welt an, in der die Sinnlosigkeit gegen den Sinn die
Oberhand zu behalten scheint. Als Fackel wie als Fanal leuchtet den
Protagonisten in einer trostlosen Umgebung der „New Electric
Ballroom“, eine Tanzhalle, in der Träume und Albträume aufeinander
prallen. Für sein Werk wurde Walsh von den deutschsprachigen
Theaterkritikern zum „Ausländischen Dramatiker des Jahres 2005“
gewählt.

Im Zuge der 75-minütigen Darbietung offenbarte sich das
Schauspielerquartett Thomas Schmidts (als Fischhändler Patsy),
Golsanam Moradi (Clara), Ronja Rendogs (Breda) und Schülerin Johanna
Jäger (Ada) bald zu einer festen Einheit in Sachen „Isolation“,
„Enttäuschung“, „Absurdität“ und kurz aufflackernden
Hoffnungsschimmern, die vom Gedanken der Liebe und der Anerkennung
genährt wie ausgehöhlt werden. „Nichts ist echt!“, begreifen die
Protagonisten bald bei ihren steten Aufeinandertreffen und vermögen
kaum zu begreifen, ob es sich bei jener Feststellung um ein positives
oder negatives Faktum handelt.
Nicht das Individuum, sondern die beklemmenden Kleinstädte,
engmaschigen Moralvorstellungen und unterkühlten Plätze bestimmen
das Leben im Angesicht eines Ozeans, gefüllt mit sprachlosen Fischen
und nichtssagenden, untergegangenen Menschenworten.

Nach den letztjährigen Inszenierungen bewiesen Toksoez und ihr Team
wiederum, dass auch abseits der etablierten, professionellen
Theaterstätten, stringente, ausdrucksstarke und bewegende
Produktionen realisierbar sind. „The New Electric Ballroom“ im
Georg-Büchner-Gymnasium: Kein Schülertheater.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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