Neurosige Zeiten
Theatergruppe „Linden-Theatler“ begeisterte mit Boulevardkomödie

Nach einer Pause brachten die „Linden-Theatler“ mit vier neuen Emsemblemitgliedern  eine Komödie auf der Bühne. | Foto: Stahl
  • Nach einer Pause brachten die „Linden-Theatler“ mit vier neuen Emsemblemitgliedern eine Komödie auf der Bühne.
  • Foto: Stahl
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Kölner Westen - „Ich glaube, ich liebe Dich eigentlich gar nicht! Ist das
schlimm?“, gesteht Marianne alias Bianca Raski, dem
Volksmusiksänger Hardi Hammer, gespielt von Sven Jürgens, nachdem
sie ihn über Jahre gestalkt hatte. Auf den ersten Blick scheint Agnes
Adolon (Justine Funken) alles richtig gemacht zu haben: als Tochter
von Cécile Adolon (Carolin Schültke), Direktorin einer
Hoteldynastie, muss sie sich um ihren Lebensstandard keine Sorgen
machen und residiert standesgemäß in einer stattlichen Villa - das
glaubt zumindest ihre Mutter, die sich überraschend zu einem Besuch
anmeldet. Dumm ist nur, dass die besagte Villa in Wirklichkeit eine
offene Wohngruppe der Psychiatrie Köln ist. Hier lebt die
sexsüchtige Agnes zusammen mit der Stalkerin Marianne (Bianca Raski),
dem soziophoben Willi (Andreas Kozocsa) und dem zwanghaft
ordnungsliebenden Hans (Timm Boschmanns). Wenn Agnes´ Mutter nun
erfährt, dass es sich bei der Villa tatsächlich um eine Irrenanstalt
handelt, brechen für die neurotische Hausgemeinschaft wenig rosige
Zeiten an.

„Neurosige Zeiten“ lautet der Titel des Stücks, das die
Linden-Theatler nach einem Jahr Pause unter der Regie von Elke Speth
in der Eventhalle des Karnevalsmuseums auf die Bühne brachten.
Geboten bekam das Publikum eine unterhaltsame, frech-frivole
Verwechslungskomödie mit auf den Punkt gebrachten Gags und
glänzenden Schauspielern, die allesamt die Ticks ihrer Rollen
meisterhaft komisch und gleichzeitig liebenswert in Szene setzten.

In dem neunköpfigen Ensemble ergänzen sich sowohl alte Hasen wie
Bianca Raski als „Marianne“ als auch Neuzugang Justine Funken, die
in der Hauptrolle der „Agnes“ ihr Debüt als Schauspielerin gab.
Gut sechs Monate dauerten die Proben. Bereits bei der Generalprobe gab
es von den Zaungästen viel Beifall.

„Das Stück entspricht einer klassischen Boulevardkomödie. Sie lebt
von Verwechslungen und ist immer auch etwas skurril und frivol“,
erläutert Regisseurin Elke Speth. „Eine Neurose zu spielen, ist
eine besondere Herausforderung für einen Schauspieler. Ich bin
begeistert, wie toll die Akteure, die ja alle Amateure sind, das
meistern. Das ist schon fast professionell.“

Für Hauptdarstellerin Justine Funken war dies die Feuertaufe. „Ich
bin schon mit sieben Jahren als Büttenrednerin im Heiligenhausener
Karneval aufgetreten und habe einige Jahre in einer Tanzgruppe
getanzt. Jetzt, mit 33 Jahren, habe ich mir gedacht, ich spiele mal
Theater. Als ich die Rolle der Agnes gelesen haben, wusste ich: das
passt. Agnes ist etwas verrückt, freizügig, aber auch extrem
liebenswert. Sie zu spielen, hat mir ungeheuren Spaß gemacht.“ Und
den merkte man ihr auch an. Auf Highheels, mit Leggins und im Kimono
stöckelte Funken als sexsüchtige Agnes auf der Bühne von einer
Notlüge in die nächste.

Auch ihre Mitbewohner, der zwanghaft ordnungsliebende Hans, alias Timm
Boschmanns, der die Wäsche mit dem Zollstock faltet, und die
herzensgute Marianne, die stets ein Lied ihres Idols, des
Volksliedersängers Hardi Hammer (Sven Jürgens), auf den Lippen hat,
müssen mitspielen. Langjähriges Ensemble-Mitglied Carolin Schültke
übernahm die Rolle der überkandidelten, neureichen Hotelbesitzerin
Cécile Adolon, die sich allerdings letztendlich als liebende Mutter
entpuppte. Den Volksmusikstar Hardi Hammer spielte Sven Jürgens. Als
selbstverliebter, stets auf seine Karriere bedachter Frauenheld lernt
er sozusagen über Nacht die durchgeknallte Hausgemeinschaft kennen
und lieben.

Für ordentlich Verwirrung in dem Stück sorgt Linden-Theatlerin
Natalia Graulich. Als ohnmächtige Tupper-Warenverkäuferin
„Herta“ übernahm sie zeitweise eine „liegende Rolle“. Ihr
Debüt bei den Linden-Theatlern gaben: Andreas Kozocsa, Markus Fünger
und Talea Jacobson. Der hauptberufliche Sportberichterstatter Kozocsa
spielt den menschenscheuen, überängstlichen Willi, den alles
Unbekannte aus der Bahn wirft. Neuzugang Markus Fünger schlüpfte in
dem Stück in gleich zwei Rollen. Der gebürtige Kölner mimte
Ergotherapeut Rolf, einen Vertreter alternativer Heilmethoden, der
versucht, die WG-Bewohner „à la Waldorf Manier“ fürs Weben und
Eier malen zu begeistern, und den Klatschpressen-Reporter
„Freddi“.

Das „Küken“ in der Theatergruppe ist Talea Jacobsen. Die
23-Jährige hat schon im Kindergarten und in der Schule Theater
gespielt. Sie steht als überaus strenge und bösartige Psychiaterin
der offenen Wohngruppe Dr. Dr. Schanz auf der Bühne.

„Neurosige Zeiten“ ist bereits das elfte Theaterstück, das die
Lindentheatler seit ihrer Gründung vor 12 Jahren auf die Bühne
gebracht haben. „Wir freuen uns sehr, mit neuen Ensemble-Mitgliedern
wieder zurück auf der Bühne zu sein, und danken allen, die uns
unterstützt haben“, kommentierte Regisseurin Speth.

Weitere Infos unter www.lindentheatler.de

- Angelika Stahl

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.