15 Meter Eisenbeton und eine ambivalente Geschichte
Turnvater Jahn: Platzsanierung
Müngersdorf - (hwh). „Frisch, fromm, fröhlich, frei“, lautete der Wahlspruch
von Turnvater Jahn (1778 bis 1852). In Form von vier stilisierten
„F“-Buchstaben ist das Motto auf dem Jahn-Denkmal verewigt, das
auf dem höchsten Punkt des Hügels steht, der die Jahnwiese im Süden
begrenzt. Das 1928 errichtete Denkmal und der umgebende Platz sind in
die Jahre gekommen, deshalb möchte die Lindenthaler Bezirksvertretung
Geld für die Instandsetzung in die Hand nehmen. 50.000 Euro soll die
Sanierung des Platzes inklusive Pflasterung kosten.
Ein historischer Ort, denn die Jahnwiese wurde 1923 als Teil des
Sportparks Müngersdorf nach den Entwürfen des Gartenbaudirektors
Fritz Encke speziell für Großveranstaltungen angelegt. Das hätte
dem Pädagogen, Publizisten und Politiker Johann Friedrich Ludwig
Christoph Jahn sicher gefallen, der ab 1810 auf der Berliner
Hasenheide öffentliche Turnveranstaltungen organisierte, um die
deutsche Jugend fit für den Kampf gegen die französischen Besatzer
zu machen. Nationalistische Willensbildung und paramilitärische
Ausbildung waren Teil des Pakets, Frauen und Juden ausgeschlossen.
Pathetisch-monumental wirkt das von dem Architekten und damaligen
Kölner Stadtbaudirektor Adolf Abel – nach ihm sind auch die
Abelbauten vor dem Rheinenergiestadion benannt - entworfene Denkmal
auf den heutigen Betrachter.
Der 15 Meter hohe Eisenbetonpfeiler wurde am 21. Juli 1928 aus Anlass
des 150. Geburtstags von Turnvater Jahn zum Auftakt des Deutschen
Turnfests enthüllt. Das Monument ragt auf einem künstlichen Hügel
empor, der entstand, als nebenan der Adenauerweiher ausgehoben wurde.
Das war ebenfalls in den 1920er- Jahren.
Zum Denkmal, das heute von Bäumen verdeckt ist, ursprünglich aber
weithin sichtbar war, führt außer einer mächtigen Treppe von der
Jahnwiese aus auch der Guts-Muths-Weg. Der trägt den Namen eines
Vorbilds von Turnvater Jahn: Johann Christoph Friedrich Gutsmuths
(1759 bis 1839) – die Schreibweisen des Nachnamens variieren –
hatte zeitlebens Leibesübungen in Schule und Verein propagiert.
Die 50.000 Euro kommen aus dem städtischen
Stadtklima-/Stadtverschönerungsprogramm, für das der Rat dem Bezirk
Lindenthal im Haushaltsjahr 2020/2021 insgesamt 300.000 Euro zur
Verfügung stellt. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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