Getrennte Wege
Das Ende des „Lohmarkt“

Bürgermeisterin Claudia Wieja, Stadtmacher-Geschäftsführer Manfred Schellberg, die kommissarische Vorsitzende Manuela Krämer und Schatzmeisterin Barbara Ludwigs (von links) bei ihrer Darstellung der Sachlage.  | Foto: Woiciech
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  • Bürgermeisterin Claudia Wieja, Stadtmacher-Geschäftsführer Manfred Schellberg, die kommissarische Vorsitzende Manuela Krämer und Schatzmeisterin Barbara Ludwigs (von links) bei ihrer Darstellung der Sachlage.
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„Die Stadtmacher“ und der ehemalige Vorsitzende Peter Selbach gehen getrennte Wege

Lohmar. „Es gibt Dinge, die wir nicht so sehen“, schilderte Manfred Schellberg, Geschäftsführer der „Stadtmacher“ in den Räumlichkeiten der „Netz.Werk.Stadt“. Hier informierte der Vorstand des Stadtmarketingvereins, in Beisein von Bürgermeisterin Claudia Wieja und dem Beigeordneten Andreas Behnke, über die aktuelle Sachlage. Der Verein veröffentlichte eine „Richtigstellung“, die aufzeigt, dass der ehemalige Vorsitzende Peter Selbach nicht mehr befugt ist, im Namen des Stadtmarketings oder „Lohmarkt“ zu agieren.

Am 25. November trat Peter Selbach von seinem Amt zurück. Kernpunkt des zerrütteten Vertrauensverhältnisses ist die kommende Abschaltung vom „Lohmarkt“ und der dazugehörigen App zum 31. Dezember. Begründet wird dies in der Pressemeldung des Vereins infolge „massiv erhöhter Geldforderungen von Herrn Selbach und seinen Geschäftspartnern“. Es handelt es sich wohl um eine Aufstockung von 249 Euro plus 450 Euro für einen „Kümmerer“. „Das Konzept beinhaltete, zwei Jahre Anschubfinanzierung zu leisten und dann von den Händlern einen Obolus zu nehmen. Letztendlich muss sich das Projekt von selbst tragen, sonst muss man sich davon verabschieden“, ließ die Bürgermeisterin einfließen.

Die Umsetzung von „Lohmarkt.com“ begann 2017 mit einem Förderantrag, in dem ein professioneller, suchmaschinenoptimierter Online-Marktplatz, mit einer Möglichkeit der Anbindung eines jeweils eigenen Online-Shops, definiert wird. Hier sollten ergänzend noch touristische Highlight, Sport- und Freizeitangebote, sowie Jobangebote ihren Platz finden. Pro Jahr wurde das Projekt mit 30.000 Euro von der Stadt finanziert und weitere vier Jahre mit 5.000 Euro pro Jahr unterstützt. Nach dem Zerwürfnis mit der Softwarefirma kam es zu einem Unternehmenswechsel, die eine modulbasierte Variante anbot. Im Oktober 2020 bildete sich im Café Olivia schließlich der „Lohmarkt 2.0“.

Der „Lohmarkt“ wird zum Jahresende abgeschaltet – somit findet die Online-Plattform ihr Ende.  | Foto: Woiciech
  • Der „Lohmarkt“ wird zum Jahresende abgeschaltet – somit findet die Online-Plattform ihr Ende.
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Für den heutigen Vorstand gestaltete sich der Wechsel nicht transparent genug, da die Tools quasi nur „gemietet“ sind und nicht dem Verein gehören.

„Wir hatten damals mit der Firma eine Plattform für Lohmar hilft aufgebaut. Die neue Version war günstiger zu programmieren und besser als vorher“, so Peter Selbach. „Bei der Vorführung waren alle begeistert und die Kosten abgesegnet.“ Laut Herrn Selbach herrschte in der Stadtverwaltung große Zustimmung, und man zog sogar eine Ausweitung als Rhein-Sieg-Markt in Betracht. „Das wurde ja bei der Industrie- und Handelskammer präsentiert, doch ist nichts daraus geworden.“

Der Stadt Lohmar reicht die bisherige Entwicklung der Plattform nicht aus. „Das ist das Risiko in der Geschäftswelt, wenn Projekte nicht laufen.“

Für Peter Selbach war die Website jedoch nicht „defizitär“, sondern ein voller Erfolg. „Das Ziel war, die Menschen in die Läden zu bekommen. Eine Umsetzung von eigenen Online-Shops stand nie zur Diskussion und wäre auch eine Nummer zu groß. Schon allein die Kosten für Lieferservice bis nach Wahlscheid, inklusive eventueller Rückabwicklung, belaufen sich am Ende oft teurer als das Produkt selbst.“ Außerdem wollte man den Händlern, die unter Corona litten, nicht noch zusätzliche Kosten aufbürden. „Mein Herzblut und viele Stunden Arbeit stecken darin. 150 Unternehmen und ich verstehen nicht, warum es abgeschaltet wird.“ Für den ehemaligen Vorsitzenden liegt der Grund in der Ankündigung der „Smart City App“, die im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft mit der Stadt entsteht und in erster Linie den Bereich Mobilität, Dienste und Informationen abdecken soll.

„Dies ist keine Konkurrenz zur Lohmarkt App. Es war nie angedacht, dass sie ähnliche Inhalte hat, vielmehr dass man sich gegenseitig befruchtet“, so Andreas Behnke. „Die Fachleute hätten sich anschauen müssen, ob eine Zusammenführung machbar sei“, ergänzt Manfred Schellberg.

Peter Selbach hätte gerne die Ergebnisse von Lohmarkt in das Smart City-Projekt eingebracht und das bereits im August gegenüber der Bürgermeisterin angesprochen.

Fakt bleibt allerdings, dass das Portal bis Ende des Jahres eingestampft wird. Im gleichen Zuge untersagten die Verantwortlichen Peter Selbach ferner, die Daten von Unternehmen auf ein neues Portal mitzunehmen. Hier bezogen sich die Stadtmacher auf eine Newsletter-Mail des „Lohmarkt-Teams“, das einen Umzug auf eine neue Webseite ankündigte. „Die Emailadresse ist neu, überdies gibt es kein Lohmarkt-Team“, stelle man beim Pressetermin klar.

Diesen Vorwurf lässt Peter Selbach nicht auf sich sitzen: „Sicherlich existieren Leute, die den Lohmarkt umgesetzt haben, doch das mit dem Newsletter war ich nicht.“ Ebenso reihen sich Streitigkeiten um die Facebookseite der Stadtmacher mit ein, die zunächst im Namen und im Impressum umbenannt wurden. Der Stadtmarketingverein bekräftigte darüber hinaus, dass die Seite ihnen mit allen Daten gehöre. „Ich habe den Namen Stadtmarketing nach meinem Rücktritt nur gelöscht, damit die unter diesem Namen wieder neu anfangen können. Die Inhalte jedoch sind meine eigenen Videos, Bilder und Grafiken, die ich hochgeladen habe, um den Verein weiterzubringen.“

Sicherlich greifen noch viele Fragen, die geklärt werden müssen, doch für alle ist trotz der Enttäuschungen stets der Blick in die Zukunft wichtig. „Wir möchten nach vorne schauen und das Ganze noch aufarbeiten, wie wir fortan mit der Situation umgehen“, schließt Manfred Schellberg.

Bürgermeisterin Claudia Wieja, Stadtmacher-Geschäftsführer Manfred Schellberg, die kommissarische Vorsitzende Manuela Krämer und Schatzmeisterin Barbara Ludwigs (von links) bei ihrer Darstellung der Sachlage.  | Foto: Woiciech
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Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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