Historische Fahne von 1869
Über 100 Jahre alte Relikte aufgetaucht
Lohmar. Bei einer Wohnungsauflösung in Lohmar-Ort stießen die Nachkommen auf zwei alte Schätzchen aus der Zeit der Kameradschaftsvereine von Wahlscheid und Scheiderhöhe. „Die Vereinsfahne war derart mit Plastikplane umwickelt, dass sie aussah, als handele es sich um ein altes Verdeck“, erinnert sich Petra Könsgen aus Neuhonrath. „Und das Glas des alten schwere Holzbilderrahmens war stark verstaubt, so dass mein Mann Martin und ich beides beinahe unbesehen in den Container geworfen hätten.“
Dann aber überwog die Neugierde und sie schauten doch etwas genauer hin. Zum Glück, denn es handelt sich um die historische Vereinsfahne des „Kameradschaftlichen Vereins Scheiderhöhe“ aus dem Jahre 1869. Abgebildet ist ein bekrönter Adler, der mit einem Lorbeerkranz, einer schwarz-rot-weißen Schleife und Eichenblätter-Ranken umgeben ist. Der schwarze Adler streckt seine Schwingen aus und steht auf zwei kleinen Trommeln. Am unteren Rand ist dann das Gründungsdatum des Vereins eingestickt, welches auch das Alter der Fahne preisgibt: „25. April 1869“!
Nach diesem Fund zog Petra Könsgen auch den alten Bilderrahmen wieder aus dem Container, wischte die Glasscheibe sauber und las dort: „Deutschlands Macht u. Herrlichkeit schuf die deutsche Einigkeit. Dem Krieger Kameradschaftlichen Verein Wahlscheid zum 25 jährigen Bestehen am 18. Juli 1909 zur Erinnerung gewidmet von den Ortsvereinen: Männerchor, Handwerker-Verein und Radfahrer-Verein ‚Schwalbe‘“. Darunter die Unterschriften der damaligen Vereinsvorsitzenden und die Jahreszahlen: „1884 sowie 1909“.
Beide Zufallsfunde stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Gaststätte „Zur Linde“ in Schachenauel im Aggertal, welches seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes Vereinslokal war. Petra Könsgens Großeltern, Karl und Berthilde (genannt Betti) Terfloth, hatten die „Linde“ in Neuhonrath bis 1986/7 betrieben. Dann wurde der traditionsreiche Bau verkauft und kurz darauf abgerissen. Das letzte Gastwirtsehepaar räumte damals den Speicher und Keller aus und hat dabei auch die beiden Altertümchen mit in ihr neues Domizil genommen.
Hier verbrachten sie viele Jahrzehnte unbesehen auf dem Speicher und gelangten mit der Erbmasse an die Eltern von Petra Könsgen. Erst Petra und Martin Könsgen erkannten den historischen Wert der Relikte und brachten sie zurück nach Neuhonrath. Sie erinnerten sich an den Aufruf des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Wahlscheid/Aggertal (VVW), worin dieser nach alten Erinnerungsstücken, Fotos und Dokumenten von Alt-Wahlscheid suchte. Ein Telefonat reichte aus und die VVW-Historiker Ulrike Clever und Kurt Oberdörster fuhren schon ein paar Tage später bei Könsgens vor. Der VVW übergab die Relikte an das private Heimatmuseum von Kurt und Rosemarie Oberdörster in Schönenberg, die schon seit 40 Jahren Altertümchen aus Wahlscheid sammeln, aufbereiten und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Nun können dort auch die alte Vereinsfahne des Kameradschaftsvereins Scheiderhöhe von 1869 und die Gedenktafel für den Kameradschaftsvereins Wahlscheid aus dem Jahre 1909 bestaunt werden. Wenn auch Sie kleinere oder größere Erinnerungsstücke, Fotos oder Dokumente zur Geschichte von Wahlscheid besitzen, würden sich die Historiker im VVW freuen, ein Foto, eine Kopie oder einen Scan davon anfertigen zu dürfen. Im Heimatmuseum können die Relikte auf Wunsch auch ein neues Zuhause finden. Die Historiker im VVW sind erreichbar unter 0176-74546206 oder historiker-wahlscheid@gmx.de.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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