FamiKi-Stiftung hilft mit über 12.000 Euro
Vier notleidende Familien unterstützt

Mit gebührendem Corona-Abstand gratuliert die Geschäftsführerin der BürgerStiftung-Lohmar, Gabriele Willscheid, der Familie zur Förderung durch die FamiKi-Stiftung Lohmar. | Foto: BürgerStiftung
  • Mit gebührendem Corona-Abstand gratuliert die Geschäftsführerin der BürgerStiftung-Lohmar, Gabriele Willscheid, der Familie zur Förderung durch die FamiKi-Stiftung Lohmar.
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Lohmar - Wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel schlug das
Schicksal zu: Mutter Nicole glaubte, dass ihre drei Kinder Tim, Amelie
und Lisa aus dem Gröbsten raus waren und wollte nach der
Familienpause wieder in den Beruf einsteigen, als die
niederschmetternde Di-agnose einen Strich durch die Rechnung machte.

Bei Tim, damals sechs Jahre alt, stellten die Ärzte einen schweren
Gehirntumor fest. Für Tim folgte das volle Programm mit OP,
Chemotherapie und Bestrahlung. Danach konnte er zeitweilig weder
sprechen noch gestikulieren. Alles musste er mit Logo- und
Physiotherapien neu erlernen. Bis heute leidet Tim, mittlerweile
zwölf Jahre, an den Folgen der schweren Erkrankung. Ihren Traum vom
Wiedereinstieg in den Beruf war für die Mutter ausgeträumt. Tim
erforderte die ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung der Eltern, während
die Schwestern, Amelie, gerade elf Jahre geworden, und Lisa, acht
Jahre, zu Schattenkindern zu werden drohten.

Und doch: Die Familie hat den Lebensmut nicht verloren. Während Vater
Michael in einem Handel für Ersatzteile von Maschinen wenigstens ein
bescheidenes Einkommen verdient, kümmert sich die Mutter aufopfernd
um die drei Kinder und vor allem um Tim, der sich tapfer seinem
Schicksal stellt.

„Das verdient unser aller Respekt“, meint Gabriele Willscheid, die
Geschäftsführerin der BürgerStiftungLohmar. Sie freute sich, dass
sich die Auswahlkommission der FamiKi-Stiftung Lohmar ihrer Meinung
anschloss und die Familie für die diesjährige Spende ausgewählt
hat.

Die unselbstständige Stiftung in Verwaltung der BürgerStiftungLohmar
geht auf das Testa-ment eines Lohmarer Ehepaares zurück. Die Eheleute
verfügten, dass ihr beträchtliches Vermögen in eine Stiftung
fließen sollte, um das Leben notleidender Familien mit Kindern in
Lohmar nachhaltig zu verbessern. So können sich die Eltern Nicole und
Michael mit ihren drei Kindern über eine Finanzspritze von exakt
3070,33 Euro freuen.

Entsprechend groß war die Freude, als Gabriele Willscheid den
Bewilligungsbescheid brachte. „Wir sind zu Tränen gerührt“,
hatte Nicole schon vorab per E-Mail an die Bürgerstiftung
geschrieben. Und die beiden Töchter bedankten sich mit selbstgemalten
Bildern, auf denen unter anderem ein Baum zu sehen ist, dessen Zweige
sich zu einem Herz formen, „Das könnte fast das Logo für die
FamiKi-Stiftung sein“, fand die Geschäftsführerin: „Die Bilder
bekommen einen Ehrenplatz!“

Was sie mit dem Geld machen, haben sie freilich noch nicht
entschieden, Wünsche gibt es mehr als genug: Das Auto, auf das die
Mutter angewiesen ist, um Tim zu Ärzten und Therapien zu kutschieren,
ist mehr als altersschwach, und Tim könnte noch einmal eine
Reittherapie gebrauchen, die ihm so gut getan hat, aber für die
Familie nahezu unerschwinglich ist. Ohnehin ist Tim, der normalerweise
die Waldorfschule in Neunkirchen-Seelscheid besucht, als Risikopatient
von den Corona-Einschränkungen besonders betroffen. Aber auch seine
Schwestern haben Träume. Sie trainieren in der Lohmarer Ballettschule
Im Hofgarten, Und das mit Erfolg: Amelie, die das Adelheidis-Gymnasium
in Bonn-Pützchen besucht, hat sogar schon an einer Weltmeisterschaft
teilgenommen, und auch Lisa, die noch auf die Lohmarer Waldschule
geht, hat das Zeug zu einer Ballerina, im Moment gehen Schule und
Tanzen allerdings fast nur zuhause. Aber wenigstens eine Ballettstange
haben die Mädchen, einen großen Spiegel hätten sie gern.

„Toll, dass sich die Familie nicht unterkriegen lässt“, staunte
Gabriele Willscheid bei ihrem Besuch auch über die Lebensfreude, mit
der die Eltern und Kinder ihren schweren Alltag meistern.

Freilich ist die Familie nicht die einzige, die sich in diesem Jahr
über eine Förderung der FamiKi-Stiftung freuen kann. Diesmal
erreichten die Stiftung so viele Anträge, dass die Fördersumme von
mehr als 12.000 Euro zu gleichen Teilen auf insgesamt vier Familien
aufgeteilt wurde.

So kann sich über einen satten Zuschuss auch eine alleinerziehende
Mutter von vier Kindern freuen, von denen der älteste Sohn in einem
Jugendheim in Solingen lebt, seine zwei Brüder und seine Schwester
alle unter Laktose-Intoleranz leiden, einer zudem eine Psycho-Therapie
macht. Das Geld, das die Mutter vom Jobcenter bezieht, reicht da
hinten und vorne nicht.

Ähnlich geht es dem alleinerziehenden Vater von sechs Kindern, von
denen noch vier bei ihm leben. Nach 25 Jahren hat er seinen Beruf
aufgegeben, um sich ganz seinen Kindern widmen zu können, vor allem
seinem zehnjährigen Sohn, der unter Autismus leidet. Die Familie lebt
von SGB II. Da bleibt kein finanzieller Spielraum. Das Auto musste der
Familienvater abschaffen, weil er sich eine größere Reparatur nicht
leisten konnte, die überfällige Renovierung der Kinderzimmer geht
nur schleppend voran, und die Wünsche der Kinder bleiben meist
unerfüllt.

Vier Kinder, davon drei aus erster Ehe, muss eine mittlerweile
ebenfalls alleinerziehende Mutter großziehen, die selbst vom
Sozialpsychiatrischen Zentrum betreut wird. Jahre der psychischen und
physischen Gewalt durch ihren zweiten Lebenspartner lagen nach eigenen
Angaben hinter ihr, bevor sie an einem Heiligabend mit drei Koffern
die Flucht ergriff. Zeitweise lebte sie in einer unbeheizten
Gartenlaube, dann kam sie mit den Kindern bei ihrer Mutter unter.
Mittlerweile hat sie eine kleine Wohnung bekommen, doch nach wie vor
ist der Alltag schwer und leiden ihre Kinder unter posttraumatischen
Störungen. Gleichwohl, meint die Mutter, seien ihre Töchter sehr
gute Schülerinnen. „Ich bete zu Gott, dass es so bleibt“, schrieb
sie in ihrem Antrag.

„Es ist erschreckend, unter welchen Umständen manche Familien in
Lohmar leben müssen“, meint Gabriele Willscheid und hofft, „mit
der FamiKi-Stiftung wenigstens ein bisschen helfen zu können.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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