Heitere Welt der mechanischen Musik
Besuch des Drehorgelmuseums wieder möglich

Dr. Ullrich Wimmer mit einem seiner schönsten Instrumente, einer Flötenuhr aus dem Jahr 1830. In der Hand hält er eine Vogeluhr. | Foto: Ulrich Niepenberg
  • Dr. Ullrich Wimmer mit einem seiner schönsten Instrumente, einer Flötenuhr aus dem Jahr 1830. In der Hand hält er eine Vogeluhr.
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Marienheide - (un) In der ehemaligen Dorfkirche Kempershöhe, an der mehrmals
täglich ein Glockenspiel mit wechselnden Melodien erklingt, befindet
sich das von Dr. Ullrich Wimmer und Doris van Rhee betriebene
Marienheider Museum für Musikautomaten. Seine Sammlung und deren
Präsentation verleihen ihm sein unverwechselbares Profil - nicht nur
in der bergischen Museumslandschaft.

Mechanische Musik

Mechanische Musik, mechanische Musikinstrumente. Gemeint sind
automatische Musikinstrumente, die Musik dank eines Tonsteuerungs-
oder Datenträgers wie einer Stiftwalze, einer gestanzten Metall- oder
Pappplatte, einer Papierrolle oder eines Leporello, wiedergeben. Die
Bandbreite dieser Musikautomaten reicht von der Spieldose bis zum
Orchestrion mit seiner besonderen Instrumentierung.

Auszeichnung der Unesco

Dr. Wimmer und sein kleines Museum, in dem rund 300 mechanische
Musikinstrumente sowie etwa 500 kleinere Exponate aus drei
Jahrhunderten präsentiert werden, erfuhren vor drei Jahren eine hohe
Würdigung.

Die Gesellschaft der Orgelfreunde, die Vereinigung der
Orgelsachverständigen und der Bund Deutscher Orgelbaumeister
beantragten die Aufnahme in die Unesco-Liste für immaterielles
Kulturerbe der Menschheit. 2018 überreichte ihnen der
Unesco-Ausschuss die wertschätzende Urkunde.

Seitdem und just zum zehnjährigen Bestehen schmückt eine durch die
Unesco geprüfte und genehmigte Kachel mit Kulturerbe-Logo die Fassade
des entzückenden Museums am Kapellenweg 2. Eine stolze Doris van
Rhee: „Deutsche Drehorgeln sind ein Stück deutscher
Kulturgeschichte. Die Auszeichnung ist eine große Bestätigung für
meinen Mann, der vor über 50 Jahren mit seiner Leidenschaft
begann.”

Instrumente mit Seele

„Musikinstrumenten wird eine Seele nachgesagt. Sie spielen, erleiden
Gebrauchsspuren, altern bis hin zum Verstummen. Doch sie gewinnen eine
Patina, die Töne verewigen sich in ihren Materialien”, ergänzt
Ullrich Wimmer.

Man glaubt Dr. Wimmer, wenn er sagt: „Im Leierkastenklang, in
Gestalt mechanischen Musizierens, wird Menschliches deutlich und
angesprochen. Mechanische Musik verursacht Freude, weil sie,
unbeschadet begrenzter menschlich aktueller Eingriffsmöglichkeiten,
dank ihrer grundlegenden Steuerung, bei allem Wechsel, aller
Veränderung in der Zeit, das im Grundsatz Immergleiche, das Selbe
oder Identische lebendig bewahrt.”

Unterhaltsame Besichtigungen

Pandemiebedingt blieben die Pforten des Museums im ersten Halbjahr
dieses Jahres geschlossen. Seit Kurzem wird man bei geführten,
unterhaltsamen Besichtigungen, untermalt mit persönlichen Anekdoten
und Geschichten, wieder verzaubert: mit selbstspielenden Klavieren und
Orchestrien, mit einer 1740 hergestellten kleinen Vogelorgel und
großen Konzertorgeln, mit Musikuhren und Spieldosen. Darunter das
Lieblingsinstrument des Hausherrn, ein Violinen-Orchestrion. Imposant
eine mannshohe Harfenuhr von 1776 sowie eine zwei Meter hohe
Flötenuhr aus der Zeit des Klassizismus, Baujahr 1830, mit einer
beweglichen, musizierenden Figurenbühne. Die Figuren lassen
eingefügt in die Musikwerke in ihrer geordneten, harmonischen
Bewegung im Zusammenspiel mit der erklingenden Musik einen leitenden
Ordnungsgedanken erkennen.

Gewaltig tönt das größte Museumsstück, eine Jahrmarktorgel mit
kostbaren Intarsien und einer Barockfassade.

Inzwischen haben Wimmer und seine Gattin ihre Sammlung erweitert: um
eine Drehorgel aus den 50er Jahren, bestückt mit acht Notenrollen und
ausgestattet mit 44 Pfeifen, gebaut in Waldkirch im Breisgau, einer
Domäne des Drehorgel- und Musikautomatenbaus. Es erklingt
Musikgenuss, die „Leichte Kaval-

lerie” von Franz von Suppé. Eine englische Kirchenorgel mit acht
Chorälen begeistert ebenso wie ein um 1900 erbautes Polyphon sowie
eine Vogeldose mit feinsten Emaillearbeiten, in der eine winzige
Nachtigall ein Liedchen trällert.

Barrierefrei

Das Museum bietet ausschließlich Sitzplätze und ist barrierefrei.
Mit im Angebot sind Führungen für demenzkranke und sehbehinderte
Menschen sowie die Aufführung von Kindersinfonien. Für den
Museumsbesuch ist eine telefonische Voranmeldung unter 0 22 64/2 01 31
81 erforderlich.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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