Typisierungsaktion
1000 gute Wünsche für Max

1566 Menschen kamen zwei Tage vor Weihnachten zur Typisierung von DKMS und Kaller Hilfsgruppe Eifel für den leukämiekranken Max aus Bad Münstereifel nach Mechernich.  | Foto: RZ/ProfiPress
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  • 1566 Menschen kamen zwei Tage vor Weihnachten zur Typisierung von DKMS und Kaller Hilfsgruppe Eifel für den leukämiekranken Max aus Bad Münstereifel nach Mechernich. 
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Mechernich/Bad Münstereifel - (pp). Angst, Hoffnung, Freude, Gemeinschaftssinn,
Vorweihnachtsgefühle: Es war ein eigenartiges Gemisch aus Gefühlen
und Einstellungen, das die Menschen kurz vor Heiligabend in der
Turnhalle des Gymnasiums am Turmhof (GaT) zusammenführte.

Schule, Schulleiter Micha Kreitz, Stadtverwaltung, Bürgermeister Dr.
Hans-Peter Schick, Hilfsgruppe Eifel und deren Vorsitzender Willi
Greuel aus Lückerath hatten gemeinsam und mit Hilfe der Medien zu
einer Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten 30-jährigen
Münstereifeler Familienvater Max aufgerufen - und über anderthalb
Tausend Menschen kamen, um mit einer Speichelprobe ihren genetischen
Code der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zu Protokoll zu
geben.

Um das Leben des jungen Mannes zu retten, muss dringend ein
Stammzellenspender gefunden werden. Übrigens hatte sich Max, der in
Mechernich Abitur machte, selbst bei einer Aktion der Hilfsgruppe
Eifel in Mechernich typisieren lassen, um das Leben eines anderen
jungen Mannes zu retten, um den es damals ging. In einer konzertierten
Aktion hatten die Hilfsgruppe Eifel und die DKMS sowie Freunde und
ehemalige Lehrer von Max alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen
geeigneten Spender für Max zu finden. In kurzer Zeit wurde die
Typisierungsaktion organisiert, bei der 120 freiwillige Helfer im
Einsatz waren. Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans Peter Schick hatte
die Schirmherrschaft übernommen.

Am Ende wurden 1566 potenzielle Stammzellenspender registriert. „Ein
tolles Ergebnis“, resümierte Willi Greuel. Auch Micha Kreitz war
überwältigt. Max ist ein ehemaliger Schüler von Kreitz. Der
Mechernicher Oberstudiendirektor war von der Familie informiert worden
und hatte die Typisierungsaktion mit Hilfe von Stadtverwaltung, DKMS
und Hilfsgruppe angekurbelt.

Micha Kreitz, der sich während der Aktion selbst als Schreibkraft
verdingte, sagte Hilfsgruppen-Pressereferent Reiner Züll: „Im
September hat Max noch hier am Gymnasium an einem Ehemaligentreffen
teilgenommen.“ Da habe noch Fröhlichkeit und heitere Stimmung
geherrscht. Die Nachricht, dass bei Max die heimtückische Krankheit
ausgebrochen sei, habe die Familie und auch Freunde und Bekannte tief
getroffen.

Kreitz nahm Kontakt mit Hilfsgruppen-Schatzmeister Helmut Lanio und
dem Vorsitzenden Willi Greuel auf. Die Hilfsgruppe sagte sofort Hilfe
zu, weil die Zeit für Max drängt. Er unterzieht sich zur Stunde in
der Bonner Uniklinik einer Chemotherapie. Innerhalb kurzer Zeit hatten
Kreitz, die Hilfsgruppe und die DKMS die Typisierungsaktion
organisiert und über freiwillige 120 Helfer mobilisiert.
Bürgermeister Dr. Hans Peter Schick übernahm spontan die
Schirmherrschaft der Aktion und sagte die Unterstützung der Stadt zu.

Seitens der Schule hatte Direktor Micha Kreitz schnell zehn Kollegen
sowie rund 70 ehemalige und aktuelle Schüler des Gymnasiums als
Schreibkräfte für die Datenerfassung aktiviert. Weitere 40 Helfer
wurden von der Hilfsgruppe gestellt.

Mit der Durchführung der Typisierungsaktion wollten DKMS und die
Hilfsgruppe nicht bis nach den Weihnachtsfeiertagen warten. Obwohl ab
freitags im Gymnasium die Ausstellung einheimischer Künstler
stattfand, konnte die Typisierung dank der Stadt und der Schule an dem
Samstag vor Heiligabend stattfinden.

In der Presse und den sozialen Medien wurden die Menschen in der Eifel
aufgerufen, sich für Max typisieren zu lassen. Kaum einer im Kreis
Euskirchen war über das Schicksal von Max nicht informiert. Willi
Greuels oft geäußerte These, dass man sich auf die Eifeler Jugend
verlassen kann, sollte sich am Tag der Typisierung erneut
bewahrheiten. Schon eine Viertelstunde vor Beginn der Aktion standen
die ersten jungen Leute vor der Tür. Schnell waren die 32 Plätze,
die für die Datenerfassung und Entnahme der Speichelproben zur
Verfügung standen, besetzt.

Unter Aufsicht der DKMS-Mitarbeiterin Nicole Ruf und der DKMS-Ärztin
Janine Höffer entnahmen die Spender mit Hilfe von drei Wattestäbchen
ihre Proben im Mund an den Wangeninnenseiten selbst: Eine Minute linke
Seite, eine Minute rechte Seite und eine Minute beidseitig. Zum
Abtrocknen wurden die drei Stäbchen mit den Proben zwei Minuten lang
in der Luft gewedelt.

Bereits nach einer Stunde konnte Willi Greuel die Abgabe von 200
potenziellen Spendern vermelden, um 12 Uhr waren es schon über 400
Proben und um 15 Uhr war die Zahl 1000 erreicht. Der Andrang riss den
ganzen Tag nicht ab, so dass die Typisierungswilligen zeitweise
Schlange stehen mussten.

Junge Familien mit Kindern, zahlreiche Feuerwehrleute, kostümierte
Händler vom Mittelalter-Weihnachtsmarkt in Satzvey, Fußballer aus
dem Stadtgebiet und viele Junggesellenvereine warteten geduldig vor
den Entnahmestationen. Der Junggesellenverein Pesch kam in ebenso
starker Besetzung wie die Junggesellen aus Olef.

Man habe den Aufruf des JGV Pesch gesehen und sofort entschieden „Da
machen wir auch mit“, berichtete Jan Griskewitz, der Sprecher der
Olefer Jugendlichen. Auch der JGV Eicherscheid und der JGV „Alte
Heimat“ Vussem waren dem Ruf der Pescher Kollegen gefolgt. Mit
zahlreichen Fußballern war die Spielgemeinschaft Rotbachtal-Strempt
zum Speicheltest abgetreten, ebenso Spieler der TuS Mechernich und der
Jugendabteilung des SSC Firmenich.

Um die Mittagszeit erschien auch der erst vor ein paar Tagen
vereidigte neue Bürgermeister der Stadt Schleiden, Ingo Pfennings,
mit seiner hochschwangeren Ehefrau Dorina, um sich typisieren zu
lassen. Als ehemaliges Mitglied des Stadtrates Bad Münstereifel hat
auch Pfennings den Wunsch, dass ein Spender für Max gefunden wird.

Was echte Freundschaft bedeutet, bewiesen Anja Dick, Karsten Bayer und
das Ehepaar Nina und Andreas Vela Sanches. Die Kollegen und Freunde
von Max hatten zwei Bücher vorbereitet, in die die Besucher des
Aktionstages Grüße und gute Wünsche an Max niederschreiben konnten.
Acht Stunden verweilte das Quartett in der Turnhalle, um die
Botschaften einzusammeln. Am Ende waren es etwa tausend gute Wünsche,
die sie noch vor Weihnachten zu Max in die Klinik bringen wollten.

„Max wäre heute hier, wenn er könnte“, berichtete sein Freund
Marc Golbach, der per Handy-Chat stets mit dem 30-Jährigen in der
Klinik verbunden war. Von den Videos, die Max von Golbach zugeschickt
bekam, war Max beeindruckt und gerührt: „Diese Aktion kann Leben
retten; wenn nicht meines, dann vielleicht ein anderes“,
übermittelte der 30-Jährige nach Mechernich.

„Das ist einfach der Wahnsinn, und das zwei Tage vor Weihnachten“,
staunte DKMS-Mitarbeiterin Nicole Ruf über den Menschenauflauf in der
Turnhalle. Bei der DKMS sei allerdings seit vielen Jahren bekannt,
dass derartige Aktionen von der Hilfsgruppe stets gut organisiert
seien und immer auf große Resonanz stoßen.

Die Typisierung wurde auch von der traditionellen Ausstellung der
einheimischen Künstler im Foyer des Gymnasiums unterstützt. Der
gesamte Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen fand an diesem
Samstag zugunsten der Hilfsgruppe Eifel statt.

Max ist der 17. Ziel-Patient, für den die Hilfsgruppe in den jetzt 13
Typisierungsaktionen in Mechernich, Flamersheim, Euskirchen, Bad
Münstereifel, Urft und Hellenthal nach Stammzellenspendern gesucht
hat. Bei diesen Aktionen - von der ersten im Jahr 1992 bis zur
jetzigen Aktion für Max - haben sich 24.023 Menschen typisieren und
in die internationale Spender-Datei eintragen lassen.

Willi Greuel: „In Urft haben sich beim Familienfest 2017 zwar nur 48
Menschen typisieren lassen, aber unter denen war ein Volltreffer, der
im Frühjahr für einen Leukämie-Patienten gespendet hat.“ Die
Bilanz der Hilfsgruppe kann sich sehen lassen: Aus diesen 24.023 im
Kreis Euskirchen typisierten Personen sind bis heute echte 338
Lebensretter hervorgegangen, die Stammzellen für leukämiekranke
Patienten in 34 Ländern der ganzen Welt - von Amerika bis Indien -
gespendet haben. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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