Schavener Heide
Bundeswehr will Schießübungsraum einrichten

Rund 100 Bürger informierten sich in der Freien Veytalschule Satzvey über die Pläne der Bundeswehr in der Schavener Heide. | Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
  • Rund 100 Bürger informierten sich in der Freien Veytalschule Satzvey über die Pläne der Bundeswehr in der Schavener Heide.
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Mechernich-Satzvey - (me). Das Fazit, das viele der rund 100 Bürger nach der
Bürgerversammlung in der Aula der Satzveyer Veytalschule zogen, war
überwiegend positiv. Denn immer wieder schien durch: Im Grunde
genommen sind die Bewohner der umliegenden Dörfer der Schavener Heide
froh, dass die Streitkräfte für das Gebiet verantwortlich sind. Die
Bundeswehr sorgte nicht nur dafür, dass die Schavener Heide wieder
hergerichtet wurde nach den teils desaströsen Zuständen, die das
belgische Militär dort hinterlassen hatte, sondern auch, dass dort
die Natur gedeihen kann und die Schavener Heide nicht zu einem
„Phantasialand“ wird, wie es ein Bürger ausdrückte.

Genau deshalb ist das Areal zwischen Satzvey, Firmenich, Obergartzem,
Schaven, Katzvey und Kommern-Süd auch so beliebt. Es ist ein
Naherholungsgebiet direkt vor der Haustür – nur eben eines, auf dem
die Bundeswehr Hausrecht hat. Als die Eigentümerin nun von einer
„Intensivierung im militärischen Raum“ sprach und ankündigte,
einen Schieß-Übungs-Raum einzurichten, war die Sorge der Bürger
groß. Ist die Schavener Heide demnächst dauerhaft gesperrt? Kommt es
in Zukunft zu massiven Belästigungen? Aus diesem Grund informierte
die Bundeswehr, was es damit auf sich hat. Moderiert wurde die
zweistündige Versammlung von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

Die Erkenntnis, die am Ende gewonnen wurde: Wirklich viel ändert sich
nicht, die Beeinträchtigungen halten sich wohl im Rahmen.
Tatsächlich will die Bundeswehr einen 150 mal 200 Meter großen
Schieß-Übungs-Raum errichten und zwar „mittendrin“. Bauliche
Veränderungen gibt es nicht, der Rand dieses Bereichs wird lediglich
durch Pfähle markiert. Rund um diesen Schieß-Übungsraum besteht in
Schussrichtung in einem Radius von 500 Meter, also im Halbkreis, ein
Gefahrenbereich. Denn in dem Schieß-Übungs-Raum wird nicht mit
Platzpatronen, sondern mit Übungsmunition aus dem Gewehr und dem
Maschinengewehr geschossen.

Wie die Bundeswehr mitteilt, führt die veränderte
sicherheitspolitische Lage in Europa zu einer Refokussierung auf die
Landes- und Bündnisverteidigung. Das bedeutet, dass gewisse
Fähigkeiten, die zuvor weniger im Augenmerk standen, wieder
intensiver geübt werden müssen. So kann im Gegensatz zu einem
herkömmlichen Schießstand im Schieß-Übungs-Raum auch das taktische
Vorgehen bei der Schussabgabe realitätsnah dargestellt und geübt
werden.

Einen genauen Standort sucht das Militär derzeit mit dem Bundesamt
für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr
(BAIUDBw). Denn natürlich müssen behördliche Auflagen eingehalten
werden. Diese betreffen unter anderem den Naturschutz und den
Immissionsschutz. „Wir sind ja keine Freischärler und Hasardeure,
sondern Bundesbedienstete. Wir können es uns nicht leisten, krumme
Dinger zu drehen. Die Bundeswehr muss aber einsatzbereit sein, wir
sind schließlich keine Berufsjugendlichen mit Lagerfeuerkomplex“,
brachte es Oberst Detlev Konrad Adelmann, stellvertretender Kommandeur
des Landeskommandos NRW, kernig auf den Punkt.

Voraussichtlich in der Woche nach den Osterferien wird es zu
Lärmschutzmessungen in den umliegenden Ortschaften kommen. „Die
Schussgeräusche müssen unterhalb der erlaubten Schwellenwerte
bleiben“, sagte Brigadegeneral Peter Webert, Standortältester der
Bundeswehr in Euskirchen.

Dass sich durch die an die Schavener Heide angrenzenden Schulen, also
die Freie Veytalschule sowie die Grundschule, eine besondere
Voraussetzung wegen der Schutzbedürftigkeit der Kinder gibt,
„dessen ist sich die Bundeswehr bewusst“, sagte Bürgermeister
Schick.

Der Schieß-Übungs-Raum wird nach derzeitiger Planung an 18 Tagen im
Jahr genutzt. „An mehr glaube ich nicht“, sagte General Webert. Es
gebe „nahezu keine Nutzung am Wochenende“, so der Standortälteste
weiter. Dann bleibe die Schavener Heide Naherholungsgebiet. „An den
Nutzungszeiten wird sich nicht viel ändern, von 7 bis 17 Uhr herrscht
Betretungsverbot. Das gilt auch, wenn die rote Fahne hängt. Wenn wir
nachts oder an Wochenenden dort üben, wird das in den Schaukästen an
den Eingängen bekanntgegeben“, sagte Stephan Weitenberg.

Überrascht waren viele Bürger, als bekannt wurde, dass der
Standortübungsplatz Schavener Heide eine Auslastung von 75 Prozent
hat. Die meisten Übungen werden von der Öffentlichkeit quasi nicht
wahrgenommen. Die Bundeswehr selbst führt dort Fahrzeugausbildung
durch, die SAR-Staffel aus Nörvenich übt dort fünf- bis sechsmal
pro Jahr die Außenlandung mit Hubschraubern. Ansonsten wird das
Gelände auch von vielen anderen Institutionen und Hilfsorganisationen
wie das Deutsche Rote Kreuz zu Übungszwecken genutzt.

Oberst a.D. Harald Hering, früherer Kommandeur des Euskirchener
Jägerbataillons, erinnerte an die Situation früher: „Wir haben
früher jeden Tag geübt und die Bevölkerung hat das mit stoischer
Ruhe ertragen.“ Auch General Webert zog einen Vergleich zu früher:
„Früher gab es auf der Schavener Heide sieben Schießbahnen, heute
eine plus den geplanten Schieß-Übungs-Raum.“ Die Zahl der Übungen
sei über die Jahre immer weiter zurückgegangen.

Bei der Schavener Heide handele es sich um die „größte
Heidelandschaft der Voreifel“, so Grote. 2015 seien bei einer
Kartierung des Geländes 300 Tierarten aufgeführt gewesen, darunter
auch drei Brutpaare der Heidelerche sowie Vorkommen des Ziegenmelkers
und der Kreuzkröte.

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