Runder Tisch
Damokles-Schwert bleibt

Ein Bild, das bis auf Weiteres der Vergangenheit angehört: dicht an dicht feiernde gut gelaunte Menschen im Eifeler Karneval. Corona schiebt dem rheinischen Tête-à-tête in der Session 2020/21 einen Riegel vor. | Foto: Archivfoto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
  • Ein Bild, das bis auf Weiteres der Vergangenheit angehört: dicht an dicht feiernde gut gelaunte Menschen im Eifeler Karneval. Corona schiebt dem rheinischen Tête-à-tête in der Session 2020/21 einen Riegel vor.
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Mechernich - Geselliges Schunkeln und Singen ist der Inbegriff für die pure
Lebensfreude im rheinischen Karneval. Doch mit steigenden
Corona-Fallzahlen sind für Karnevalisten und Jecken schwere und
tief-traurige Zeiten angebrochen. Das wurde beim dritten runden Tisch
der Karnevalisten jüngst in aller Wucht deutlich, zu dem die Stadt
Mechernich alljährlich einlädt. Die Zusammenkunft im Ratssaal der
Stadt glich diesmal eher einem Corona-Krisentreffen.

(me). Auch Constantin Hochgürtel vom Mechernicher Ordnungsamt hätte
lieber freudigeres mitgeteilt: „Leider habe ich heute nicht die
besten Nachrichten zu verteilen“, sagte er: „Wir befinden uns
aktuell in einer sehr dynamischen Lage.“ Täglich gebe es neue
Verordnungen. Im Kreis Euskirchen habe man nun schon den zweiten Wert
der Gefahreneinstufung überschritten. Wo das Ganze noch hinführe,
müsse man abwarten, so Hochgürtel weiter. Fakt sei aber schon jetzt
durch Beschlüsse der Landes- oder Bundesregierung:
„Karnevalsumzüge und Sitzungen in der klassischen Form, wie sie
sonst stattgefunden hätten, werden wohl nicht möglich sein.“
Aktuell erlaubt seien höchstens noch „kleine karnevalistische
Kulturveranstaltungen“, so Hochgürtel. Und ob sich solche kleinen
Mini-Lösungen wirtschaftlich lohnten und ob nicht der Aufwand
größer sei als der Nutzen, das müsse letztlich jeder Verein für
sich selbst entscheiden.

Erschwerend hinzu komme für die Vereine, dass ein langes im Voraus
planen ohnehin schlecht machbar sei. Eher müsse man sich als Verein
oder Veranstalter bei Vorhaben „nach heutigen Erkenntnissen“ und
„nach aktuell gültigen Verordnungen“ richten. Ob das, was man
heute festlege, tatsächlich morgen durchgeführt werden könne, wisse
keiner. „Letztlich müssen wir kurzfristig mit Ihnen entscheiden,
was genau mit welchem Hygienekonzept und unter welchen Bedingungen,
möglich sein wird“, so Hochgürtel. Das Damokles-Schwert der
Änderungen schwebe stets über den Plänen der Karnevalisten.
„Kurzfristige Absagen sind laut Verordnung jederzeit möglich und
einzuplanen.“

Aus allen Wolken fielen die Karnevalisten ob der Nachricht
Hochgürtels allerdings nicht. Wie es scheint, haben sie die
Entwicklung der Corona-Pandemie genau beobachtet. Sie nutzten vielmehr
die Gelegenheit, beim Runden Tisch Fragen an den Experten vom
Ordnungsamt loszuwerden. Zehn Karnevalsvereine - von Floisdorf bis
Weyer - waren vertreten.

„Das ganze Vereinsleben ist zusammengebrochen“, bedauert Nicole
Reipen, die Vorsitzende der KG Greesberger aus Kommern. Deshalb wolle
der Vorstand zumindest noch eine Jahreshauptversammlung des Vereins
unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln in der Kommerner
Bürgerhalle durchführen, um sich „wenigstens nochmal zu sehen“.
Die Karnevalisten hatten wenige Stunden zuvor die komplette Session
mit Sitzungen und Rosenmontagszug in Kommern abgesagt.

Für Bleifööss-Präsident Reinhard Kijewski die einzig richtige
Entscheidung. Er plädierte gegenüber den Vertretern anwesender
Vereine, dass es gut wäre, jetzt alle Veranstaltungen rigoros für
diese Session abzusagen und dafür lieber mit frischem Wind und
Schwung in die Session 2021/2022 zu gehen: „Ich hoffe, dass die
Pause uns und dem Karneval gut tut.“ Sitzungen & Co. in der
Corona-gebeutelten Session auf Biegen und Brechen durchzuführen,
damit sei niemandem gedient. Die Bleifööss würden auch von Besuchen
bei befreundeten Vereinen Abstand nehmen.

Björn Wassong, der auch als Büttenredner „Ne Jeck im Rähn“ auf
den Karnevalsbühnen Kölns als Künstler unterwegs ist, sagte:
„Mein persönlicher Terminkalender ist von 2021 auf 2022
gewandert.“

Große Sorgen bereiten den Mechernicher Karnevalisten die langfristig
geschlossenen Verträge mit Bands und Büttenrednern oder für das
Festzelt, die vielleicht bezahlt werden müssen, solange nicht „von
oben“, sprich der Landes- oder Bundesregierung, ein generelles
Verbot von karnevalistischen Veranstaltungen aller Art ausgesprochen
werde.

Doch da konnte Wassong beruhigen: „Laut einem Justitiar des Kölner
Festkomitees haben die Künstler schlechte Karten, wenn sie auf ihre
Verträge pochen.“ Außerdem bleiben etliche Karnevalsvereine im
Stadtgebiet erneut auf ihren Kamellebergen sitzen. Wegen zweier
Sturmtiefs waren schon 2020 etliche Karnevalswagen und Fußtruppen zu
Hause geblieben.

Ersatzlos gestrichen seien definitiv auch der Karnevalistische Empfang
des Bürgermeisters in der St.-Barbara Schule und der Sturm auf das
Rathaus angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung in diesem Jahr,
teilte Ralf Claßen, Kämmerer und Dezernent der Stadt Mechernich,
mit.

Im Vorjahr war erstmals ein neues Konzept mit größerer Bühne,
Stehtischen und Theke im Nachbarraum für Gespräche umgesetzt worden.
„Eine gelungene Entwicklung“, konstatierte Björn Wassong
rückblickend: „Die Vereine haben ein schönes Bild des
facettenreichen Karnevals in Mechernich gezeigt.“ Auch Claßen
freute sich über die „tolle Veranstaltung“ und über einen Erlös
von 300 Euro, der an die Mechernich-Stiftung geflossen ist, deren
Vorsitz er innehat.

Das Ordnungsamt helfe den Karnevalisten auch in den kommenden Wochen
bei aktuellen und drängenden Fragen immer gerne weiter, betonte
Claßen: „Rufen Sie das Ordnungsamt einfach an.“ Aktuelle
Corona-Schutzverordnungen veröffentliche die Stadt tagesaktuell auch
auf der städtischen Webseite unter www.mechernich.de

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