Kooperationsvertrag
David und Goliath auf Augenhöhe
Mechernich-Satzvey - (pp). Schulleiter Wolfgang Dornwald bezeichnete den Moment der
Vertragsunterzeichnung als denkwürdiges Ereignis. Die Kooperation sei
ein Meilenstein für beide Beteiligten. Auf den ersten Blick schien
es, als ob David und Goliath zusammenkommen.
Der Vertrag wurde geschlossen zwischen der, wie Dornwald selbst
feststellte, kleinen Freien Veytalschule, die erst vor zwei Jahren
durch eine Elterninitiative gegründet worden ist, und der
renommierten, großen Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in
Alfter. Man sei durchaus stolz, denn die beiden Partner treffen sich
auf Augenhöhe, um gemeinsam eine Ausbildung, genauer ein duales
Studium anzubieten.
Die Satzveyer Schule, die nach dem Waldorflehrplan unterrichtet, hatte
für den feierlichen Augenblick Lehrer, Eltern und Förderer
eingeladen. „Wir wollen heute die duale Ausbildung, die schon in der
Praxis gelebt wird, auch auf dem Papier festhalten“, erklärte
Dornwald.
An einem stilvollen Schreibtisch, im Scheinwerferlicht der Bühne,
verewigte man die Unterschriften unter das schriftliche Bekenntnis.
Der Füller wanderte vom Schulleiter zu Stefanie Bauer, Maria Pesch
und Walter Bornemann - alle drei vom Trägerverein der Schule - und
nicht zuletzt auch zu Professor Dr. Jost Schieren, dem Dekan für die
Bildungswissenschaften der Alanus Hochschule.
Der Vertragsunterzeichnung schaute auch Jana Lloyd-Jones im Publikum
gespannt zu. Die 26-Jährige ist schon das beste Beispiel für die
Umsetzung der Kooperation. Obwohl der Vertrag erst an diesem Tag in
trockene Tücher kam, ist sie schon seit einem Jahr als
Assistenzlehrerin im Rahmen ihres Master-Studiengangs zur
Waldorfklassen- und Fachlehrerin an der Freien Veytalschule tätig.
„Wir laufen wieder unserer eigenen Tatkraft ein bisschen
hinterher“, gab Bauer schmunzelnd zu.
Insgesamt drei Jahre darf Lloyd-Jones nun den Schulalltag an der
Schule in Satzvey in der Praxis erleben - angefangen bei
Unterrichtseinheiten bis hin zu Lehrerkonferenzen. „Sie bekommt hier
eine fundierte praxisnahe Ausbildung an Ort und Stelle. Den
theoretischen Teil holt sie sich dann berufsbegleitend bei der Alanus
Hochschule ab“, so Dornwald.
Man verspricht sich viel von der Zusammenarbeit. Die Ziele von Schule
und Hochschule sind breit gefächert. Aufgezählt werden etwa die
gegenseitige Befruchtung von Forschung, Lehre oder Unterrichtspraxis,
Teilhabe an der aktuellen Entwicklung der Unterrichtsgestaltung und
Interpretation der Pädagogik des Philosophen Rudolf Steiners.
Im Blick hat man darüber hinaus die Bereicherung der geistigen
Grundlagen der Veytalschule, praktische Unterstützung in der Arbeit
mit den Eltern und nicht zuletzt auch die Gewinnung von qualifizierten
Lehrkräften. Letzteres scheint nicht unwichtig, denn der Schulleiter
stellte fest: „Der Markt ist leergefegt.“
Stefanie Bauer vom Trägerverein der Schule freut sich über die neue
Entwicklung: „Die Hochschule und wir sind anthroposophisch,
organisch und von der Grundausrichtung auf einer Wellenlänge.“
Schieren, der an diesem Abend auch einen interessanten und
informativen Vortrag über die Waldorfpädagogik hielt, machte
deutlich: „Ich freue mich sehr, dass diese Kooperation zustande
gekommen ist. Ich halte das auch langfristig für ein
zukunftsweisendes Modell, dass Ausbildung, Hochschulstudium und
praktische Tätigkeit Hand in Hand gehen.“ Je mehr Praxiseinblick
für Berufseinsteiger - umso besser.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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