Rathaussturm in Mechernich
Der Bürgermeister ergibt sich mit einem Lächeln
Mechernich - (pp). Am Ende war die Übermacht zu groß, so viel geballter
närrischer Aristokratie musste sich der Mechernicher Bürgermeister
Dr. Hans-Peter Schick geschlagen geben, hatten sich in Ermangelung
eines aktuellen Narrenherrschers doch etliche ehemalige Tollitäten
vor dem Rathaus in Stellung gebracht.
Man ließ ihm sogar die freie Wahl, als er den Rathausschlüssel
aushändigen musste. „Wem gebe ich denn jetzt den Schlüssel?“
Ohne lange zu überlegen, entschied Schick sich für „zwei lecker
Mädche“, von denen er sich nach dem obligatorischen Gefecht mit
sichtlichem Wohlgefallen hatte abführen lassen: Sarah Falk,
Jugendprinzessin 2015 und Heike Massong, die mit ihrem Vater Peter
Massong in der Session 2009/2010 als Generationen vereinendes
Prinzenpaar inthronisiert worden war, holten Schick, nachdem er lange
genug die weiße Fahne geschwenkt hatte, vom Rathausbalkon herunter
und lieferten ihn den Besatzern aus.
Bis dahin war vor dem Rathaus ordentlich Remmidemmi gemacht worden.
Heinz „Addy“ Sechtem, der Kommandant der Mechernicher
Prinzengarde, forderte Schick mit Nachdruck auf, die Geschicke der
Stadt für die kommenden närrischen Tage in die Hände der Narren zu
legen. Böller aus der Kanone der Prinzengarde wurden umgehend
beantwortet von Schicks Pistolenschüssen. Doch dem Bürgermeister
half weder die Tarnung aus vielen bunten Ballons noch die bunt
kostümierte Belegschaft. Der Schusshagel nutzte nix – am Ende gab
sich der Mechernicher Beamtenbunker geschlagen.
„Muss ich heut mit schwerem Herzen diese Schmach nun hier
verschmerzen: Dass mich stürzt kein neuer Prinz – nein, seht her,
die Alten sind’s“, rief der überwältigte Bürgermeister. Veteran
unter den „Alten“ war der 82-jährige Peter-Josef Kramp, genannt
„Piefe-Pitter“, eine Mechernicher Institution und Prinz Karneval
1980/81. Das Küken in der Riege war die ehemalige Jugendprinzessin
Sarah Falk, und dazwischen waren etliche andere Vertreter des
närrischen Adelsgeschlechts am Bleiberg erschienen, um im von Marcel
Hembach ausgerufenen „Freistaat Mechernich“ die Amtsgeschäfte zu
übernehmen.
In seiner Regierungserklärung nannte Hembach auch schon einmal das
designierte Dreigestirn der Session 2017/18: Mit Prinz Hans-Peter I.,
Bauer Thomas und Jungfrau Rafaela – gemeint waren Bürgermeister,
Beigeordneter und Kämmerer – wollte der Festausschuss in der
kommenden Session quasi den Bock zum Gärtner machen. Zur Vorbereitung
verdonnerte Hembach das Trio zu Aufräumarbeiten am Veilchendienstag.
Und Ex-Jungfrau Volka alias Volker Nüßmann ernannte der
Festausschuss zum EDV-Minister, der das Internet in Kommern-Süd und
Mechernich-Nord lahmlegt. Und zwar so lange, „bis diese sich mit der
Osttangente und dem Neubaugebiet anfreunden“, frotzelte Hembach.
Keine Frage: Bis Aschermittwoch sind die Geschäfte am Bleiberg
geregelt und die Narren und der „Rote Baron“ Wolfgang Weilerswist
haben das Haus in ihrer Hand. Schick muss sich gedulden, bis er mit
seinen Mitarbeitern wieder die Oberhand in den Amtsstuben erhält. Das
wolle er tun, versprach er: „Dem komm ich nach, unn zwar ohn
Tränen, laut jelaach. Hab‘ ich Durst und meide Schlaf und wünsch
von Herzen Euch - Alaaf!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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