Mechernicher Bahnhof
Diebe werden eingenebelt

Erst nach langer Zeit schälen sich die Konturen von Bahnhofsshop-Inhaberin Alice Biesmanns, Polizeipressesprecher Norbert Hardt und Bahnhofsmitinhaber Guido Bauer wieder aus dem Kunstnebel. Ohne offene Fenster und Durchzug hält der Schutznebel eine volle Stunde.  | Foto: ML/ProfiPress
  • Erst nach langer Zeit schälen sich die Konturen von Bahnhofsshop-Inhaberin Alice Biesmanns, Polizeipressesprecher Norbert Hardt und Bahnhofsmitinhaber Guido Bauer wieder aus dem Kunstnebel. Ohne offene Fenster und Durchzug hält der Schutznebel eine volle Stunde.
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MECHERNICH - (pp). So eine Pressekonferenz wie jetzt im Mechernicher Bahnhof
gibt es nicht oft: Die Reporter und Kameraleute nehmen diesseits der
Ladentheke im Tabak- und Zeitschriftenladen Biesmanns Aufstellung, auf
der anderen Seite als Fotomodelle sozusagen Ladenbetreiberin Alice
Biesmanns, Bahnhofsmitinhaber Guido Bauer, Schutznebeltechniker Harald
Ackermann und Polizeipressesprecher Norbert Hardt.

Sekundenbruchteile später können Fotografen und Modelle sich
gegenseitig nicht mehr sehen. Das heißt, sie können gar nichts mehr
sehen - buchstäblich die eigene Hand vor Augen nicht. Die
Schutznebelanlage gegen Einbrecher ist gezündet worden. Mit drei
Metern pro Sekunde, also in weniger als 2,5 Sekunden hat sich das 60
Quadratmeter große Ladenlokal mit dichtem Qualm gefüllt. Selbst auf
allen Vieren findet man kaum noch ins Freie...

Die Demonstration war erfolgreich. „Einbruch jetzt zwecklos",
konstatiert Rolf Hüpgen von der Polizei bei der anschließenden
Pressekonferenz. Nach drei Einbrüchen alleine in diesem Jahr mit
gestohlenen Zigarettenstangen und Sachschaden jeweils im hohen
fünfstelligen Euro-Bereich haben die Bahnhofsinhaber Rolf Schäfer
und Guido Bauer mit Hilfe der Polizei die Notbremse gezogen.

Das Dezernat Einbruchschutz riet neben schweren Stahlpanzer-Rolltoren
zusätzlich zu längst installierten zwölf Videokameras,
einbruchshemmenden Fenstern und Türen sowie Alarmanlage zur
Installation einer Schutznebelanlage.

Kriminalhauptkommissar Ingo Kreuder machte Schäfer und Bauer mit
Harald Ackermann bekannt, der seit 35 Jahren in der Sicherheitsbranche
arbeitet und seit 13 Jahren die Bandit GmbH für Schutznebelanlagen in
Dormagen betreibt. Kreuder und Ackermann waren sich vor wenigen Wochen
bei einer Fachtagung zum Bankenschutz vor Geldautomatensprengungen
beim Landeskriminalamt begegnet.

„Ziel unserer Anlagen ist es nicht, Täter zu fangen", erklärte
Harald Ackermann nach der erfolgreichen Demonstration im Mechernicher
Bahnhof: „Wir lassen das Schutzziel verschwinden, wir entziehen das
potenzielle Diebesgut den Blicken der Täter." Günstigstenfalls jage
der herausschießende Nebel die Täter schon wieder in die Flucht,
Sekunden nachdem sie sich gewaltsam Zugang ins Gebäude verschafft
haben.

Ist die Polizei schnell genug vor Ort, kann sie die orientierungslos
gewordenen Einbrecher auch dingfest machen. Denn bevor sich der
Schutznebel ganz verzogen hat, verstreicht eine volle Stunde. Deshalb
war auch die Mechernicher Stadtfeuerwehr beim Demonstrations- und
Pressetermin dabei. Markus Kurtensiefen: „Wenn wir nach so einem
Schutznebeleinsatz alarmiert werden, wissen wir, dass die Ursache
nicht Feuer ist."

Die Bandit GmbH installiert rund 2000 bis 2500 derartiger
Schutznebelanlagen pro Jahr in Deutschland. Harald Ackermann, der den
belgischen Hersteller persönlich kennt: „Das System hat sich
bewährt - die ältesten Anlagen sind schon seit 13 Jahren in Betrieb
und funktionieren immer noch." Neben Bahnhofsläden wie in Mechernich
gehören auch Tankstellenshops sowie Handy- und Computerläden zu den
Schutzobjekten für Schutznebelanlagen.

Das sind Lokale, in denen sich binnen zwei, drei Minuten Ware im Wert
von mehreren Zehntausend Euro erbeuten lässt. Nach drei Einbrüchen
wie im Mechernicher Bahnhof wird es dann auch für die Ladeninhaber
schwierig, in der Diebstahlversicherung zu bleiben oder eine neue zu
finden. „Und für uns als Eigentümer wird es unter Umständen
schwierig, neue Pächter zu finden, wenn die alten nach solchen
Einbrüchen frustriert sind", ergänzt Rolf Schäfer.

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RAG - Redaktion

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