Zehn Jahre später
Drei rheinische Rentner bauten eine Kapelle in Uganda
Mechernich-Strempt - Als die KirchenZeitung für das Bistum Aachen 2007 über den Plan
eines Eifeler Rentners berichtete, in Uganda für Straßenkinder und
Ordensfrauen eine kleine Kirche bauen zu wollen, da schüttelten viele
den Kopf. Manche erklärten Franz-Josef Schmitz, heute 83, aus Strempt
für verrückt. Aus dem Projekt würde sicher nichts werden.
(red). Nicht so dachten der damals 73-jährige Maurermeister Adolf
Birekoven aus Düren-Gürzenich und der Dürener Baustoffhändler
Heinrich Hempsch, heute 74: Die beiden krempelten die Ärmel hoch –
und boten dem pensionierten Mechernicher Maurer,
Degussa-Schichtarbeiter und Schulhausmeister Schmitz ihre Hilfe an.
Auch Hartmut Schlepütz wollte zumindest zwei der sechs Wochen
geplanten Bauzeit mit nach Afrika fahren.
Unlängst jährte es sich zum zehnten Mal, dass die drei rheinischen
Rentner den Bau der Kapelle an der Kevina Road von Kampala vollendet
haben. „Der geeignete Zeitpunkt, um all denen Danke zu sagen, die
uns und den Bau mit ihren Spenden unterstützt haben“, sagte
Franz-Josef Schmitz dem Mechernicher „Bürgerbrief“: „Das waren
schon einige Hundert Geldgeber mit Einzelbeträgen bis zu 3000
Euro“, so Schmitz.
„Ohne ihr Zutun hätte der Kirchenbau niemals vollendet werden
können“, so der Strempter Franz-Josef Schmitz, der sich seit
Kindesbeinen für Kirche und Mission einsetzt und jahrzehntelang
bereits den aus Strempt stammenden Franziskanerpater Marco
unterstützt, von dem er auf die Arbeit der „Kleinen Schwestern des
heiligen Franziskus“ mit Straßenkindern in Kampala aufmerksam
gemacht wurde.
Schwester Mary Alma Nakanwagi kam 2006 auf Deutschlandbesuch und
visitierte mit ihrer deutschen Gewährsfrau Maria Hoffmann und ihrer
Sekretärin Miss Teddy Freunde und Unterstützer in Deutschland, unter
anderem eben auch Franz-Josef Schmitz und die Krippenbauer und
Krippencafébetreiberinnen von St. Rochus Strempt, die das
Straßenkinderprojekt in Uganda schon lange unterstützten.
Mittlerweile 800 Straßenkinder, darunter viele Aids-Waisen, werden im
„Streetchildren and Orphans Rehabilitation Centre“ der „Little
Sisters of Francis“ medizinisch versorgt, bekommen Schulunterricht
und eine handwerkliche Berufsausbildung. Mit Hilfe des Krippen-Cafés
und anderer Maßnahmen brachten die Strempter bis 2006 schon über 20
000 Euro zusammen. Für das Kapellenbauprojekt wurden zusätzliche
Mittel gebraucht.
Bei Schwester Almas Besuch machte man unter anderem Stippvisiten in
den Klöstern Mariawald und Steinfeld sowie im Marienwallfahrtsort
Heimbach. In der barocken Pracht der Steinfelder Eifelbasilika klagte
Schwester Alma ihren deutschen Gastgebern ihr Leid: Man sei im Kloster
im Straßenkinder-Rehabilitationszentrum an der Kevina Road von
Kampala gänzlich ohne Kirchenbau.
Als sie erzählte, dass in ihrem Kloster in den Slums von Kampala das
Allerheiligste in einem ausrangierten Baucontainer zur Anbetung
ausgesetzt werde, entfuhr Franz-Josef Schmitz das spontane
Versprechen, für Abhilfe zu sorgen. Er wolle den Schwestern und ihren
Schutzbefohlenen zu einem eigenen Gotteshaus verhelfen, so Schmitz.
Der gelernte Maurer aus Strempt schmiedete Pläne, für einige Monate
nach Kampala zu gehen und dort eine Kapelle zu bauen. Was er brauchte,
das waren Baumaterial sowie Geld um Steine, Sand, Zement, Stürze,
Fenster, Dachstuhlbalken und Dachziegel zu kaufen. Außerdem
benötigte der Bauhandwerker sachkundige Mitstreiter, die wie er
genügend Zeit hätten, also Rentner sind.
Als Adolf Birekoven und Heinrich Hempsch einen entsprechenden Artikel
in der Aachener KirchenZeitung lasen, setzten sie sich sofort mit
Franz-Josef Schmitz in Verbindung: „Wir kommen mit!“ Birekoven,
Maurermeister aus Gürzenich, fing sogleich an, Baupläne zu zeichnen.
Diese wurden mit dem Orden abgestimmt. Und siehe da, Schwester Alma
zog einen eigenen Plan aus der Tasche, der allerdings mehr in Richtung
Kirche tendierte.
„Es dauerte eine Weile, bis wir einen Kompromiss fanden aus der
ursprünglich geplanten Kapelle und dem Kirchenplan der Nonnen“,
berichtet der dritte Mann im Bunde, der frühere Dürener
Baustoffhändler Heinrich Hempsch im Interview. Der Englisch
sprechende Hempsch hatte sich vorher mit seiner Frau Margret bereits
in Nairobi engagiert, um dort ein Waisenhaus zu bauen.
Das Geld für Flug, Unterkunft und Verpflegung zahlte jeder aus
eigener Tasche. Geschlafen wurde in Containern.
Zur Einweihung der Kapelle kam Erzbischof Cyprien Wanga, der nicht von
der Seite des Eifelers wich.
Vor Ort engagierten Franz-Josef Schmitz und seine Mitarbeiter Männer
aus dem Umfeld der „Kleinen Schwestern“, die als Handlager mit
anpackten. Schmitz: „Wir gaben ihnen zwei Euro am Tag – und alle
waren zufrieden.“ Auch wurden Schuhe für Straßenkinder gekauft,
die sich ebenfalls am Bau nützlich machen wollten.
Die Verbundenheit der Diözese Kampala mit der Eifel ist über den Tag
der Kirchenfertigstellung hinaus geblieben, wie der aktuelle
Schriftverkehr zwischen Franz-Josef Schmitz und Schwester Mary Alma
Nakanwagi belegt, der von Stefan Schmitz regelmäßig übersetzt wird.
Schwester Alma dankt den deutschen Bau-Rentnern und auch den Spendern
immer wieder für ihre menschenfreundliche und gottesfürchtige Hilfe
und Unterstützung. Franz-Josef Schmitz sei jederzeit herzlich
willkommen – aber „nicht zum arbeiten, sondern um das Land zu
bereisen und kennenzulernen“.
„Wir haben täglich eine heilige Messe, sonntags drei“, schreibt
Schwester Alma. Es kämen immer mehr Menschen aus den Slums zu den
Gebeten und Gottesdiensten an der Kevina Road. Das Allerheiligste
werde täglich nach den Messen bis 18 Uhr zur Anbetung ausgesetzt.
Dass das Allerheiligste einen würdigen Platz bekommen sollte, war die
Haupttriebfeder des aus katholischem Haus stammenden Franz-Josef
Schmitz:
In Mechernich und Umgebung „köttete“ er hier vor Ort nicht mehr
benötigte Sakralgegenstände für Kampala. Unter anderem fanden
Kelche, Ziborien und eine Monstranz den Weg nach Afrika. Auch der
frühere Kreuzweg aus dem Kommerner „Klösterchen“ hängt
inzwischen an den Kapellenwänden der Kapelle in den Slums von
Kampala.
2009 war Denis Mpanga, ein Priester aus der Kapellenumgebung auf
Einladung von Heinrich Hempsch in Düren zu Gast. Er zelebrierte dort
einen Monat lang und machte Urlaubsvertretung für Pastor Josef Wolf
in den Pfarrgemeinden St. Antonius und St. Bonifatius.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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