Zurück aus der Ukraine
Eindrücke aus Kriegsgebiet

Auf dem Rathausvorplatz der ukrainischen Stadt Chmelnyzkyj nahmen Vertreter aus Politik, Verwaltung, Feuerwehr und Militär Feuerwehrfahrzeuge, darunter drei aus Mechernich, und Hilfsgüter die die Freiwillige Feuerwehr Mechernich gemeinsamen mit der Hilfsgruppe „Sophie“ rund 1700 Kilometer dorthin gebracht hatte, feierlich entgegen.  | Foto: Oleksandra Ryskalchuk/pp/Agentur ProfiPress
  • Auf dem Rathausvorplatz der ukrainischen Stadt Chmelnyzkyj nahmen Vertreter aus Politik, Verwaltung, Feuerwehr und Militär Feuerwehrfahrzeuge, darunter drei aus Mechernich, und Hilfsgüter die die Freiwillige Feuerwehr Mechernich gemeinsamen mit der Hilfsgruppe „Sophie“ rund 1700 Kilometer dorthin gebracht hatte, feierlich entgegen.
  • Foto: Oleksandra Ryskalchuk/pp/Agentur ProfiPress

Eine Achterbahnfahrt der Emotionen liegt hinter dem achtköpfigen Team der Freiwilligen Feuerwehr Mechernich, das Gefahren für Leib und Leben auf sich genommen hat, um Menschen in der Ukraine zu helfen: Feuerwehrchef Jens Schreiber, die freiwilligen Feuerwehrleute Markus Kurtensiefen, Dierk Krull, Johannes Nesselrode, Gerd Nelles, Strack, Tobias Krings, Michael Franke und Rainer Schulz von der Stadtverwaltung.

Mechernich/Chmelnyzkyj (lk). Gemeinsam mit anderen Freiwilligen Feuerwehren und dem Impulsgeber Harald Fischer, Kopf der Hilfsgruppe „Sophie“, hatten sie in einem großen Konvoi dringend benötigte Hilfsgüter, unter anderem auch drei ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge aus der Stadt am Bleiberg, darunter ein Drehleiterfahrzeug, in die ukrainische Stadt Chmelnyzkyj gebracht.

36 Stunden lang waren die Männer im dichten Schneetreiben des großen Unwetters in Richtung rund 1700 Kilometer gen Osten gefahren, hatten stundenlang an der ukrainischen Grenze gewartet und sich schließlich aufgeteilt. Die Einen fuhren mit den Feuerwehr-Fahrzeugen nach Chmelnyzkyj, die Anderen brachten Vorräte wie Lebensmittel und Medizin zu einem Kloster in Ternopil, das man mittlerweile als Kinderheim für Kriegswaisen nutzt.

Das mediale Interesse war auf ukrainischer wie deutscher Seite sehr groß, einige dieser schönen Momente konnten eingefangen werden.

Ein Kamerateam des WDR hatte den Konvoi begleitet, um die Reise zu dokumentieren. Auch die ARD thematisierte die Fahrt beispielsweise im „Europamagazin“, das ZDF im „Morgenmagazin“ in ganz Deutschland. Bei der Übergabe ließen es sich Bürgermeister, Landrätin, Bezirksrat sowie Vertreter von Verwaltung und Militär ebenso wenig entgehen, die Helfer persönlich zu empfangen, Geschenke wie Flaggen und Medaillen zu überreichen sowie ihnen ihren persönlichen Dank von Herzen auszusprechen.

Nun sind schon einige Tage vergangen. Doch die Eindrücke bleiben, da sind sich Rainer Schulz und Markus Kurtensiefen einig. Schulz: „“Es ist ein gutes Gefühl, Gutes getan zu haben. Dennoch bleibt erstmal eine gewisse Beklemmung. Denn das Gefühl, sich in einem Kriegsgebiet mitten in Europa aufzuhalten - das Leid der Menschen hautnah mitzuerleben - ist unbeschreiblich bedrückend.“

Mitten in der Nacht waren sie samt Polizeieskorte in Chmelnyzkyj angekommen, wurden direkt freundlich empfangen und verpflegt. Am darauffolgenden Mittag fand dann die offizielle Übergabe auf samt Einweisung in die Fahrzeuge auf dem Rathausvorplatz mit vielen offiziellen und neugierigen Gästen statt.

Hier übernahm Markus Kurtensiefen spontan die offizielle Stellvertreterrolle, empfing Urkunden, sprach zu den Menschen und gab sogar Interviews im landesweiten Fernsehen. „Selten habe ich so viel Dankbarkeit über Dinge erlebt, die andere nicht mehr haben wollten. Aber natürlich kann auch alte Technik Leben retten, an die diese Menschen sonst wohl nie gekommen wären. Das hat mich mit großer Freude und mit Stolz erfüllt!“

Danach lud man die Männer erst auf die örtliche Feuerwache, dann in das Feuerwehr-Museum ein, in dem auch Munitionsfunde aus dem Krieg ausgestellt werden. „Ein heikles Thema. Aufgrund der davon ausgehenden Gefahr im ganzen Land werden die ukrainischen Kinder mittlerweile sogar schon in der Schule schon darin sensibilisiert, nicht auf die Idee zu kommen, beispielsweise mit alten Granaten zu spielen.

Nach einem schönen, gemeinsamen Tag mit den örtlichen Kräften trat man schließlich schon am nächsten Tag die Rückfahrt an. Hier traf man sich an der polnischen Grenze wieder mit dem restlichen Team, bevor der Rückmarsch über Dresden erfolgte, wo sich ein Feuerwehrmann freiwillig zur Hilfe gemeldet hatte.

Für die Mechernicher Helfer ist die Aktion noch nicht beendet. „Wir bleiben beispielsweise per Facebook in Kontakt mit den Menschen vor Ort, informieren uns regelmäßig über ihre Situation und wie es den Fahrzeugen geht. Allgemein war diese Reise so emotional, dass sie wirklich unter die Haut ging. Das hätte ich mir vorher wirklich nicht vorstellen können“, erklärt Markus Kurtensiefen.

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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