KOT für Erwachsene
Ersatzfamilie gegen die Einsamkeit
Mechernich - (pp). Beim Rummikub wird mit harten Bandagen gespielt. Wer zu lange
überlegt, den bestraft die aktivierte Stoppuhr! Wer eine Zahl falsch
legt, bekommt einen flapsigen Spruch zu hören! „Hier wird gespielt
bis aufs Blut“, erzählt Gemeindereferentin Maria Jentgen lachend.
Beim Kartenspiel Skip-Bo am anderen Tisch geht es deutlich ruhiger zu.
Willkommen in der Kleinen Offenen Tür (KOT) für Erwachsene!
Jentgen hat diese Institution gemeinsam mit Andrea Zens von der
Gemeindecaritas in Mechernich ins Leben gerufen. Zehn Jahre ist das
jetzt her. Deshalb wird Ende Januar runder Geburtstag gefeiert. Jeden
ersten und dritten Montag eines Monats treffen sich im Mechernicher
Caritashaus rund 25 Menschen und verbringen jeweils drei schöne
Stunden miteinander.
„Uns ist vor zehn Jahren der Gedanke gekommen, dass auch erwachsene
Menschen einen Ort brauchen, um sich regelmäßig zu treffen“,
erzählt Maria Jentgen. Denn Einsamkeit von Alleinstehenden sei
heutzutage ein großes gesellschaftliches Problem, besonders im Alter.
So verwundert es zwar nicht, dass die Teilnehmer und Helfer im Alter
ab 55 Jahren aufwärts sind. „Unser Angebot ist aber nicht an ein
bestimmtes Alter gekoppelt“, betont Jentgen.
„Beim ersten Treffen vor zehn Jahren waren nur fünf Gäste hier“,
erinnert sich Klaus Holtorf. Er muss es wissen, denn er, der als
Spaßvogel der Runde gilt, ist von Anfang an dabei. Der aus
Norddeutschland stammende Kaller hatte kurz vor dem Start in der
Zeitung von dem Angebot gelesen und fuhr spontan hin. „Jetzt freue
ich mich immer aufs nächste Mal“, erzählt er.
Cilli Heinisch ist ebenfalls ein Gast der ersten Stunde, der
Ankündigung im Pfarrbrief der GdG St. Barbara sei Dank. „Ich finde
es schön, dass es so etwas gibt“, sagt sie. Erika Cremer habe von
einer Nachbarin davon gehört und sei einfach mitgegangen. „Seitdem
bin ich immer dabei.“ Martha Henk war ebenfalls dem Zeitungsaufruf
gefolgt. Beim ersten Mal war sie noch Betreuerin, seit dem zweiten Mal
ist sie Gast.
Von den anfänglich fünf Gästen wuchs die Besucherzahl auf die nun
fast 30 Leute. Viel mehr passen in den Gruppenraum im Caritashaus auch
nicht rein. „Wir hätten nie mit dem großen Zuspruch gerechnet“,
gesteht Maria Jentgen. Dem stimmt auch Betreuer Harald Koch zu:
„Keiner hätte gedacht, dass wir die zehn Jahre erreichen.“
Doch die Kleine Offene Tür für Erwachsene ist wie eine Familie
zusammengewachsen. Das liegt auch am „wahnsinnigen Engagement“ der
Betreuer. Exemplarisch wird Rosita Grunwald genannt, die liebevolle,
den Jahreszeiten oder Anlässen entsprechende Tischdekorationen
anfertigt.
Um 16 Uhr treffen sich die Teilnehmer zunächst zum Kaffeetrinken in
dem vom Caritasverband für die Region Eifel zur Verfügung gestellten
Raum. Irgendwann werden die Tische umgestellt, die Gesellschaftsspiele
aus dem Schrank rausgeholt und dann wird gespielt. „Oder man
erzählt sich einfach etwas“, sagt Jentgen.
Einmal im Jahr findet auch ein Grillfest statt. Und natürlich gibt es
jedes Jahr eine Fahrt, etwa zum Krewelshof nach Obergartzem, in den
Mühlenpark in Kommern oder an den Rursee, wo die Gruppe mit dem
Schiff gefahren ist. „Wir müssen immer Rücksicht auf die
Gehprobleme einiger Gäste nehmen“, erzählt Jentgen.
Für die Teilnehmer der KOT für Erwachsene, die alle zwischen 55 und
95 Jahre alt sind, seien diese Ausflüge aber immer ein besonderer
Höhepunkt - genau wie das zehnjährige Bestehen, das im Restaurant
„Magu“ gefeiert wurde.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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