Bergkapelle
Familientreff auf hohem Niveau
Mechernich (lk). In der Mechernicher Bergkapelle von 1870 herrscht eine besondere Form des Zusammenhalts und das bis heute. Erstens, weil das Orchester sowas wie musikalisches „Elitebewusstsein“ besitzt, zweitens, weil es zum Teil in den Familien schon Tradition ist, dass Angehörige in der Bergkapelle mitspielen. Früher waren die Mitspieler in den Musikvereinen auf den Dörfern stolz, wenn sie zusätzlich eine Berufung in die Bergkapelle erreichte. Das galt als Auszeichnung. „Wir sind ein besonders ambitionierter und traditionsbewusster Musikverein“, charakterisiert es Thomas Simons, der 2. Vorsitzende hinter Norbert Schnotale. Er, sein Onkel Markus und drei Cousinen spielen in der Bergkapelle mit, auch Schnotales sind im „Brüder-Zweierpack“ mit von der Partie. Das am 6. Januar 1870 von musikalisch ambitionierten Bergarbeitern gegründete Grubenorchester nannte sich zunächst „Knappen-Harmonie-Verein“. Mitglied werden konnten nur Beschäftigte des damaligen Mechernicher Bergwerks-Actien-Vereins. Das erste Konzert gaben die kaisertreuen Knappen am 5. Februar 1871 „zum Besten der im Felde stehenden Truppen“ während des deutsch-französischen Krieges 1870/71.Für das „Wir-Gefühl“ sorgt auch die außergewöhnliche Knappen-Uniform, mit der die Kapelle in kaum veränderter Form seit ihren Anfängen auftritt. Proben-, Ausstellungs- und Feierlokal ist die Glück-auf-Halle direkt neben dem Untertagebereich des Bergbaumuseums. „Jeden Freitag ist Probe“, berichtet Thomas Simons. „Corona hat schon ein paar personelle Lücken in unsere Reihen gerissen“, ergänzt er. „Aber die Bergkapelle hat sich konsolidiert – und vielleicht kommen ja auch Musiker und Musikerinnen zurück, die sich wegen der Pandemie entfernt haben.“
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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