Leuchtendes Gelb
Freude für Mensch und Biene
Mechernich-Wachendorf/Antweiler (gr). Die Ölfrucht steht auch im
Braugerstengürtel um Mechernich in voller Blüte. „Raps ist ein
wahres Kraftpaket“, schreibt der Rheinische Landwirtschaftsverband
(RLV) in einer Pressemeldung.
Die Blüten verwandeln sich bis zum Juli in Schoten mit zwei
Millimeter kleinen schwarzen Körnern, die einen hohen Ölgehalt
haben. Sie werden mit Mähdreschern geerntet und anschließend
gepresst. Das gewonnene Öl kann als Speiseöl, Schmierstoff oder
Kraftstoff in Form von Biodiesel verwendet werden.
Als Speiseöl steht Rapsöl nach Angaben der Union zur Förderung von
Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) in der Beliebtheit mittlerweile auf
Platz 1, weit vor Sonnenblumen- und Olivenöl. Ernährungsphysiologen
empfehlen Rapsöl wegen seines sehr günstigen Fettsäuremusters.
Rapsöl zeichnet sich mit einem hohen Gehalt an wertvollen
Omega-3-Fettsäuren aus und trägt dazu bei, einen normalen
Blutcholesterinspiegel zu erhalten.
„Bei der Pressung entsteht außerdem eiweißhaltiges Rapsschrot, das
als Futtermittel in der Rinder-, Schweine- und Geflügelmast
eingesetzt wird“, schreibt der RLV. Rapsschrot ersetze als heimische
Proteinquelle Sojaimporte in hohem Umfang.
Landwirte schätzen den Rapsanbau, weil er den Boden optimal auf
nachfolgende Kulturen vorbereitet, also eine gute Vorfruchtwirkung
hat. Die langen Wurzeln können Nährstoffe aus tieferen
Bodenschichten erreichen und sorgen für eine Durchlockerung des
Bodens.
Anziehend finden außerdem nicht nur Menschen die leuchtenden Felder,
sondern auch Bienen. Raps ist eine tolle Nektar- und Pollenquelle.
Laut UFOP ergibt ein Hektar Raps 40 Kilo Rapshonig. Schatten auf das
gelbe Blütenmeer nicht nur zwischen Antweiler und Voißel werfen die
von Donald Trump verhängten Strafzölle auf argentinischen Biodiesel.
Der Schutzzoll verwehrt den südamerikanischen Bauern den sonst
üblichen Direktimport in die größte Industrienation der Welt und
lässt sie den europäischen Markt als Ausweichmarkt entdecken. Der
Rheinische Landwirtschaftsverband schreibt: „Die verstärkten
günstigen Importe bleiben nicht ohne Folgen für die Preislage am
deutschen Rapsmarkt.“
Die zurzeit vom blühenden Raps kontrastierte betongraue
Bruder-Klaus-Kapelle hatte der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor
vor 15 Jahren auf Bitten des Wachendorfer Landwirtspaares Trudel und
Hermann-Josef Scheidtweiler geplant.
„Zum Lobe Gottes und der Erde” und „aus Dankbarkeit für ein
gutes Leben” hatten Scheidtweilers eigentlich eine landesübliche
Feldkapelle mit Türmchen, wenigen Kniebänken, bunten
Kirchenfenstern, Altar und Glöckchen errichten wollen. Dass sie dem
Schweizer Heiligen Nikolaus von der Flüe geweiht werden sollte, stand
für das aus der katholischen Landvolkbewegung kommende Ehepaar
allerdings fest. Dann lasen sie in der Zeitung, dass Peter Zumthor,
ein ihnen unbekannter Architekt aus dem Land des Heiligen Bruder
Klaus, gerade den Wettbewerb um den Neubau des Kölner
Diözesan-Museums gegen 160 Mitbewerber gewonnen hatte. Kurzerhand
schrieben sie ihm einen Brief in die Schweiz. Er sei ein Eifelbauer,
der eine kleine Bruder-Klaus-Kapelle oberhalb seines Heimatdorfes
bauen wolle. Ob Zumthor sich vorstellen könne, dafür mal ein
„Plänchen” zu zeichnen? Der renommierte Architekt antwortete
zunächst abweisend: Er sei sehr beschäftigt, er sei der modernen
Architektur verpflichtet und sein Honorar sehr hoch. Doch da „Bruder
Klaus der Lieblingsheilige meiner Mutter war”, könne Scheidtweiler
ihn ja mal abholen, wenn er ohnehin in Köln sei und wenn „Sie das
alles nicht geschockt hat”.
Bei den Scheidtweilers auf dem Heidehof muss es Zumthor bei seinem
ersten Besuch im September 1998 gefallen haben. Mit einem „Sie
können mich nicht bezahlen” verzichtete er ganz auf Honorar. Nur
die Kosten des Architekturbüros müssten Scheidtweilers tragen. Von
der Idee bis zur Einsegnung sind fast neun Jahre vergangen. Die
Kapelle hat Weltruhm erlangt – Tausende pilgern aus aller Herren
Ländern nach hier, die einen um der Kontemplation willen, die anderen
verehren mehr die Architektur.
Mit der ebenfalls eindrucksvollen Andachtskapelle der Communio in
Christo in Mechernich hat der bekannte Kölner Architekt Kaspar
Kraemer inzwischen eine zweite architektonisch und geistlich
inspirierende Gebetsstätte von überregionaler Bedeutung im
Stadtgebiet Mechernich geschaffen. Der zum Himmel offene Kubus birgt
in seinem Inneren eine Pieta der Bildhauerin Maria J. Fernandez. Auch
Kraemer hat wie Zumthor weitgehend auf Entlohnung verzichtet. Die auf
einer Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern errichtete
Andachtsstätte wurde ausschließlich aus Spenden finanziert – sie
steht allen Gläubigen zu Gebet und Besinnung offen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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