Weizenfelder platt
Fünf Wochen Erntezeit
Start der Getreideernte nicht nur im Stadtgebiet Mechernich mit Erschwernissen – Nasses Frühjahr verzögerte die Aussaat, Trockenheit von Mai bis Ende Juni sorgte für Notreife, Unwetter drückten die Halme zu Boden
Mechernich (red). Die Getreideernte im Stadtgebiet Mechernich hat begonnen. Mähdrescher ziehen weithin sichtbare Staubfahnen hinter sich her. Rund die Hälfte der Ackerfläche in Nordrhein-Westfalen wird für den Getreideanbau genutzt. Die lange Trockenheit hat die Ernteaussichten laut Rheinischem Landwirtschafts-Verbandes (RLV) getrübt.
Nach Prognose des Deutschen Bauernverbandes ist deutschlandweit mit einer unterdurchschnittlichen Getreideernte zu rechnen. Grund dafür sind das nasse Frühjahr und wiederum eine nachfolgende extreme Trockenheit. Das nasse Frühjahr erschwerte die Pflege und Düngung der Winterbestände und verzögerte die Aussaat von Sommergetreide, weil die Flächen nicht befahrbar waren.
Auf die ausgiebige Regenzeit folgte eine lange, mehrwöchige Trockenzeit von Mai bis Ende Juni. Diese führte zu Stress in den Getreidebeständen und besonders auf sandigen Böden reifte vor allem die Gerste frühzeitig, eine so genannte „Notreife“. Das Unwetter in vielen Regionen in NRW – auch im Stadtgebiet Mechernich - führte dazu, dass Teile der Getreidebestände auf den Boden gedrückt wurden. Die Folge sind weitere Ertrags- und Qualitätseinbußen sowie Schwierigkeiten bei der Ernte.
Fünfwöchige Erntezeit an ihrem Anfang
In den nächsten Wochen stehen nun Winter- und Sommerweizen, Sommergerste, Triticale - eine Kreuzung aus Roggen und Weizen - Hafer und Raps auf dem Speiseplan der Mähdrescher. Für diese Kulturen kam der Regen gerade rechtzeitig, um Erträge und Qualitäten abzusichern.
2022 wurden in Nordrhein-Westfalen 491 100 Hektar Getreide angebaut. Das entspricht der Hälfte des Ackerlandes. Die wichtigste Getreideart in NRW ist der Winterweizen, der 2022 auf 244 000 Hektar stand. An zweiter Stelle folgt die Wintergerste mit 144 300 Hektar. Die Anbaufläche von Triticale, einer Getreidesorte, die zur Familie der Süßgräser gehört, lag bei 55 500 Hektar. Roggen, früher das wichtigste Brotgetreide, wurde in NRW nur noch auf 34 700 Hektar angebaut.
Für viele Landwirte bedeutet die Erntezeit gleichzeitig eine schöne, wenn auch stressreiche Zeit. Hin und wieder kommt es dabei auch zu Interessenkonflikten mit Anwohnern, wie der RLV berichtet. Diese wollen ihre Freizeit im Sommer gerne im eigenen Garten verbringen. Landwirte, die nachts oder an Wochenenden arbeiten, sorgen somit immer wieder für Unmut. Einige Anwohner fühlen sich nicht nur durch den entstehenden Lärm, sondern auch durch Staub gestört. Der RLV plädiert für ein verständnisvolles und tolerantes Miteinander. Wo es geht, soll die Ernte an Wochenenden und bis in die Nacht vermieden werden.
Viele Landwirte nutzten jedoch Maschinengemeinschaften und teilten sich die Maschinen mit anderen Landwirten oder Lohnunternehmern. Müssen zur Erntezeit alle zeitgleich auf die Mähdrescher zugreifen, sind die Ausleihzeiten eng getaktet. Zudem kann auch ein Wetterumschwung eine nächtliche Ernte notwendig machen. Ab jetzt dauert die Erntezeit rund fünf Wochen.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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