Ruhestand nach 49 Jahren
Gezeichnet und gebaut, ab jetzt wird geradelt
Hans-Peter Siebum geht nach 49 Jahren bei der Stadt Mechernich in den Ruhestand – Die Rentenversicherung wollte ihn aus gesundheitlichen Gründen früh aufs Altenteil schicken, aber der gebürtige Roggendorfer ließ sich davon nicht beirren
Mechernich (hs). An eine seiner ersten Begegnungen mit Hans-Peter Siebum erinnert sich Thomas Schiefer noch bestens. Damals war er gerade Fachbereichsleiter und damit Chef des gelernten Bauzeichners geworden. „Seine Aussage mir gegenüber lautete: Wir haben hier bisher sehr selbstständig gearbeitet, dass wird sich bei Ihnen sicherlich nicht groß ändern“, berichtet Thomas Schiefer lachend und Hans-Peter Siebum entlockt dieser Rückblick ein zustimmendes, vielleicht auch leicht schelmisches Lächeln im Gesicht.
Der geht jetzt mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand. „Dieses selbstständige Arbeiten hat mir immer große Freude bereitet“, sagt der 65-Jährige, der am 1. August 1975 seine Bauzeichner-Ausbildung bei der Stadtverwaltung Mechernich begonnen hatte. „Früher war das noch ausgeprägter. Da konnte man auf der Baustelle entscheiden und dann ging es weiter. Heute gibt es einfach viel zu viele Regelungen, die ausbremsen“, so der scheidende Verwaltungsmitarbeiter.
Der musste wegen gesundheitlicher Probleme bereits früh Reha-Maßnahmen in Anspruch nehmen. „Und ein Reha-Antrag geht auch gleichzeitig an die Rentenversicherung“, berichtet Hans-Peter Siebum. So kam es, dass die Beamten dort den Angestellten aus Mechernich schon früh in den Ruhestand schicken wollten. Auf das erste Schreiben reagierte er gar nicht, auf die Erinnerung dann doch. Denn er wollte versuchen, weiterzuarbeiten.
„Dafür sind wir ihm auch sehr dankbar“, sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick während einer kleinen Feier im Mechernicher Ratssaal. Mit ihm verabschiede sich nun ein Urgestein der Verwaltung in den Ruhestand. „Er hat vieles gangbar gemacht, auch gegen Widerstände“, so das Mechernicher Stadtoberhaupt.
Eine große Portion Sturheit gehörte bei Hans-Peter Siebum auch dazu und was er sich einmal in den Kopf gesetzt habe, davon habe er sich auch nicht so schnell abbringen lassen. Der Gewürdigte hatte schließlich noch die ein oder andere Anekdote zu berichten. Zum Beispiel von Projekten, für die er gezeichnet hatte. Dazu zählt etwa die Alte Schule in Bleibuir, die damals einen Anbau für die Toilettenanlage bekommen sollte. Oder auch die Holzheimer Leichenhalle. „Die habe ich sieben Mal gezeichnet“, berichtet Hans-Peter Siebum mit einem Lächeln. Zunächst sollte es lediglich ein Unterstand werden, dann kamen immer mehr Wünsche aus der Politik hinzu und am Ende wurde es eine vollwertige Leichenhalle.
Anekdoten gibt es aber auch abseits des rein Beruflichen. So tippt der Mönchengladbach-Fan seit knapp 30 Jahren mit FC-Anhänger und Kämmerer Ralf Claßen die Derbys. Dabei scheint Siebum der treffsichere Tipper zu sein. „So alt kann ich gar nicht mehr werden, dass mich Ralf noch einholt“, sagt der fast 66-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Humor scheint er durchaus zu haben und so seine Eigenheiten auch. Auf die Frage, was denn ein typischer Siebum-Satz ist, kommt es bei Christoph Breuer, seinem Stellvertreter und künftigem Nachfolger als Teamleiter Gebäudemanagement wie aus der Pistole geschossen: „Wenn er sich über jemand aufregt, dann kommt immer: Der oder die ist doch nicht ganz Tacco.“
Den Satz werden seine Kolleginnen und Kollegen künftig wohl vermissen. Denn jetzt freut sich Hans-Peter Siebum auf seinen Ruhestand. Gemeinsam mit seiner Frau möchte er per E-Bike die nähere und weitere Umgebung erkunden. Dafür setzt er auf ein sogenanntes Fatbike, ein Rad mit breiten Reifen, das ihm mit seinen gesundheitlichen Einschränkungen trotzdem längere Touren möglich macht.
Mitnehmen wird er auf jeden Fall seinen Humor. Als er vor knapp 50 Jahren bei der Verwaltung anfing, war Mechernich noch Gemeinde. „Drei Monate später waren wir Stadt“, sagt er so, als wäre es sein Verdienst gewesen. Nur ein Spaß natürlich. Aber Fakt ist, dass einige Monate nach seinem letzten Tag im Mechernicher Rathaus das 50. Jubiläum der Stadtwerdung groß gefeiert wird.
Redakteur/in:Holger Slomian aus Pulheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.