Bahnhof Mechernich
Kein Ausbau um jeden Preis

„Kein barrierefreier Bahnsteig um jeden Preis“ – so lautet die klare Devise von Rat und Verwaltung in Mechernich.  | Foto: ST/Profipress
  • „Kein barrierefreier Bahnsteig um jeden Preis“ – so lautet die klare Devise von Rat und Verwaltung in Mechernich.
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Mechernich - (pp). Eine klare Haltung zeigte Mechernichs Bürgermeister Dr.
Hans-Peter Schick in der Sitzung des Stadtrates am vergangenen
Dienstag, was den barrierefreien Ausbau des Bahnsteiges im
Mechernicher Bahnhof angeht. „Ich kaufe keinen Bahnsteig um jeden
Preis. Für einen Beschluss, der das finanzielle Risiko der Stadt
nicht nach oben deckelt, werde ich keine Verantwortung
übernehmen.“

Hintergrund sind die erheblich gestiegenen Bau- und Planungskosten
durch „immer weitere, nicht vorhersehbare Anforderungen“ für den
geplanten barrierefreien Ausbau des Bahnsteigs, für den die Stadt
Mechernich bereit war, aus ihrem Säckel gut 400.000 Euro
beizusteuern. Nach den heutigen, aktualisierten Zahlen des
Planungsbüros beliefe sich der Anteil der Stadt auf mindestens
600.000 Euro – eine Summe, die sich laut Bürgermeister Schick wegen
unvorhersehbarer Risiken auch schnell erhöhen könne – „für eine
Anlage, die der Stadt nicht einmal gehört“, so Schick, „und ich
weiß nicht, ob die Bürger zu hundert Prozent dahinterstehen
würden.“

Die Verwaltungsvorlage für die Ratssitzung sah vor, dass die
Fraktionen darüber entscheiden, ob die Stadt trotz der gestiegenen
Kosten und der weiteren Risiken das Vorhaben weiterverfolgt oder ob
man den im vergangenen Jahr erhaltenen Förderbescheid zurückgibt.
Dann wäre der Umbau des Bahnsteiges alleinige Sache der Bahn, eine
Realisierung würde damit wahrscheinlich in weite Ferne rücken.
„Für die Bahnvorstände ist der Mechernicher Bahnhof im Vergleich
zu Projekten wie Stuttgart 21 oder zum Hauptbahnhof in Köln eine
Station, für die man eine Lupe braucht, um sie auf der Landkarte zu
finden“, machte Schick deutlich, von welch geringer Bedeutung der
Bahnhof für das Unternehmen ist.

Für die zahlreichen Mechernicher Neubürger hingegen war und ist der
Bahnhof ein wichtiger Aspekt, als sie den Großraum Köln verlassen
haben, um in Mechernich oder Kommern zu bauen, denn in der Regel
handelt es sich um Berufspendler. Und nach wie vor, so Schick, sei die
Nachfrage potenzieller Zuzügler groß, für die neben der
hervorragenden Infrastruktur der Stadt Mechernich eben auch die gute
Bahnverbindung nach Köln ausschlaggebend sei.

Nichtdestotrotz appellierte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick
eindringlich an den Stadtrat, kein falsches Signal zu setzen, das die
Verhandlungsposition der Stadt schwäche. Denn am Vormittag vor der
Ratssitzung hatte ein Treffen von Schick, Erstem Beigeordneten Thomas
Hambach, Vertretern der Bahn und den Verantwortlichen des
Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) stattgefunden. Dabei habe es
eine „sehr intensive Diskussion“ gegeben, was die Belastbarkeit
der Stadt Mechernich betreffe, so Schick. Seitens der Stadt habe man
absolute Sicherheit hinsichtlich der finanziellen Obergrenze für den
städtischen Anteil eingefordert. Der Haushaltsansatz von 2016 in
Höhe von 414.000 Euro solle nicht überschritten werden. Schick:
„Das ist der Betrag, den die Stadt bereit ist einzubringen.“

Nach dem Gespräch zeigte sich Bürgermeister Schick zuversichtlich,
„dass Bewegung in die Sache kommt“. „Die Vertreter der Bahn
haben Verständnis für die Situation der Stadt gezeigt.“ Zudem habe
NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober die Elektrifizierung der
Eifelstrecke im Zeithorizont 2030/40 in Aussicht gestellt. „Dann
würde es vier schnelle Verbindungen pro Stunde nach Köln geben.
Dafür muss der Bahnsteig entsprechend ausgebaut sein.“

Der Stadtrat folgte geschlossen der Empfehlung des Bürgermeisters,
den Tagesordnungspunkt „Bahnsteig-Ausbau“ zurückzuziehen. Eine
weitere Zusammenkunft der Verwaltungsleitung mit den DB- und
NVR-Verantwortlichen soll nach den Ferien stattfinden.

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