Rheinlandtaler
Leidenschaftlicher Naturschützer
Mechernich - Der Geobotaniker und Naturschützer Professor Wolfgang Schumacher
aus Antweiler erhielt im Mechernicher Rathaus die renommierte
Auszeichnung – Doktorvater von Bürgermeister Dr. Hans-Peter
Schick.
(red). Wenn jemand geehrt wird, ist ein Festakt aufs Genaueste
geplant. Offizielle singen Lobeshymnen auf die Person, die sich am
Ende bedankt. So will es das Protokoll, so war es auch bei der
Verleihung des Rheinlandtalers an Professor Wolfgang Schumacher aus
Antweiler im Mechernicher Rathaus. Bürgermeister Dr. Hans-Peter
Schick, Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung
Rheinland, und Landrat Günter Rosenke sprachen viele nette und
aufrichtige Worte, um das Wirken des Eifeler „Naturpapstes“ zu
würdigen.
Doch es war am Ende der spontane Auftritt von „Öko-Udo“
Zerfowski, der aufs Eindrücklichste zeigte: All das zuvor gesagte,
all die Loblieder auf Wolfgang Schumacher, es stimmte alles.
Schumacher hatte seine Dankesworte gerade beendet und wollte zum
gemütlichen Teil des Abends überleiten, als er Zerfowski im Publikum
entdeckte und ansprach. Und der ließ es sich nicht nehmen, von der
ersten Begegnung zu berichten.
Vor Jahrzehnten habe er im oberen Oleftal geholfen, im Auftrag
Schumachers junge Fichten teils mit bloßen Händen zu entfernen,
damit dort wieder die Narzissen blühen können. „Für mich war das
ein Frevel, Pflanzen auszureißen“, sagte Naturfan Zerfowski.
Glauben schenken wollte er dem Geobotaniker Schumacher, heute 75 Jahre
alt, schon gar nicht. „Der ist ja jetzt schon ein zerstreuter
Professor“, habe er gedacht. Doch Schumacher habe recht behalten mit
seiner angeblich gottgleich dargebrachten Aussage: „Sie werden
sehen, hier wachsen Narzissen!“
Beim nächsten Besuch Zerfowskis im oberen Oleftal, etwa zwei Jahre
nach dem Arbeitseinsatz, sei die komplette Fläche voll mit den gelben
Blüten gewesen.
Diese kurze Anekdote bestätigte die Worte der offiziellen Redner.
Etwa, dass Schumacher ein „Menschenfänger“ sei, in dessen
Gesellschaft man sich wohlfühle (Rosenke), jemand, der Naturschutz
nicht von oben veranlasse, sondern gleichberechtigt mit allen Akteuren
betreibe (Henk-Hollstein), „einer von uns“, und das nicht nur,
weil er aus Antweiler stamme und dort lebe, sondern die Menschen und
das Land hier schätze und keine Berührungsängste verspüre, gleich
ob ihm ein „kleiner Mann“ oder ein Mächtiger gegenüberstehe.
(Schick).
Eine ganz besondere Beziehung hat Bürgermeister Schick zu Schumacher,
war letzterer doch dessen Doktorvater.
Auch Anne Henk-Hollstein hat eine persönliche Beziehung zu
Schumacher. Aufgewachsen in einem landwirtschaftlichen Betrieb
zwischen Köln und Bonn, hat sie Schumacher kennengelernt, als es um
wasserwirtschaftliche Maßnahmen gegen Wasserverschmutzung ging.
Dabei hat Henk-Hollstein festgestellt: „Naturschutz ist Ihre
Leidenschaft“, beruflich und ehrenamtlich. Hauptamtlich sei
Schumacher bis 2010 Professor für Geobotanik und Naturschutz an der
Universität Bonn gewesen – mit einem kurzen Abstecher als
Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium.
„Das fanden Sie offenbar aber weniger beeindruckend als die
Atmosphäre an einer Universität“, schloss Henk-Hollstein.
Schumachers Tätigkeitsschwerpunkte waren die Flora des Rheinlandes,
die Artenvielfalt und Biotope.
Ehrenamtlich hat er ab 1970 die biologische Station in der Eifel mit
aufgebaut, der Vertragsnaturschutz war ihm stets ein Anliegen, denn
Naturschutz sei tief in seinem Herzen verankert. 1976 hat er
Kanzlergattin Loki Schmidt überzeugt, Patin über die Narzissenwiesen
zu werden.
Darüber hinaus bekleidete Schumacher zahlreiche Vorstandsposten, etwa
in der NRW-Stiftung oder in der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft.
Und auch Ehrungen hat er einige erhalten, etwa das
Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Henk-Hollstein kommt zu dem
Schluss: „Ihr Renommee spricht für sich.“
„Ich weiß, was der Kreis Euskirchen Ihnen zu verdanken hat“,
fügte sich Landrat Günter Rosenke anschließend an. Die Mitarbeiter
in der Kreisverwaltung hätten immer sehr gerne mit ihm
zusammengearbeitet. „Ihr Wort hatte Gewicht. Wenn der Eifelpapst die
Stimme erhob, spitzten die Eifeler und der Kreis die Ohren.“
Wolfgang Schumacher dankte für die Worte, „von denen die meisten
wohl der Wahrheit entsprechen“, wie er lachend anmerkte, gab aber
auch zu: „Man kann das alles nicht als Einzelner erreichen.“ Und
so zählte er Stationen und Weggefährten seit seiner Zeit als
Junglehrer 1969 in Marmagen auf.
Den Kritikern, den Panikmachern, gab er auch noch etwas mit auf den
Weg: „Wenn man durch Sachkenntnis nicht belastet ist, kann man
Vieles lösen. Aber so einfach ist die Welt nicht.“
In der NRW-Eifel gebe es keinen eklatanten Rückgang in der Pflanzen-
und Tierwelt. Die Bilanz des Natur- und Umweltschutzes in
Nordrhein-Westfalen sei besser als 1985.
„Das Erleben von Natur bereichert uns auf eine Weise, auch wenn wir
es nicht direkt erkennen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.