Es wird zuviel gewässert
Löschwasser könnte knapp werden

1.048 Liter Wasser pro Quadratmeter hat ein Mechernicher Haushalt über den Garten-Wasser-Zähler verbraucht. 493.000 Liter für 470 Quadratmeter Gartenfläche. | Foto: pixabay
  • 1.048 Liter Wasser pro Quadratmeter hat ein Mechernicher Haushalt über den Garten-Wasser-Zähler verbraucht. 493.000 Liter für 470 Quadratmeter Gartenfläche.
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Mechernich - (lk) Die Stadtwerke Mechernich appellieren an Bürger im Garten
bewusster zu wässern, um Wasserverbräuche in heißen Sommermonaten
nicht auf die Spitze zu treiben. In langen Trockenzeiten könnte
Löschwasser fehlen.

„Wissen Sie, wie viel da durch geht, wenn Sie den nur eine Stunde
laufen lassen? Mario Dittmann, Betriebsleiter der Mechernicher
Stadtwerke, hält den Mitgliedern des Betriebsausschusses einen
handelsüblichen Rasensprenger entgegen und schiebt die passende
Antwort gleich hinterher: „Rund 800 bis 1.000 Liter pro Stunde.“

Und das sei nicht irgendein Wasser, sondern in der Regel „teuer
produziertes, hochwertiges Trinkwasser“, das da aus der Leitung,
respektive aus dem Schlauch fließe. Das Fatale: Wer eigens zum
Wässern einen Gartenwasserzähler installiere, bekomme das hohe Gut
sogar noch billiger, erklärt der Betriebsleiter. Weil über diesen
Weg die Kanalabwassergebühren entfallen. Pro Kubikmeter Wasser
bedeute das für den Kunden 3,40 Euro pro Kubikmeter an Ersparnis. So
aber werde fleißig noch mehr gewässert.

Und nicht zu knapp, das macht Dittmanns Praxisbeispiel deutlich:
„Der Spitzenreiter hat 1.048 Liter Wasser pro Quadratmeter über den
Garten-Wasser-Zähler verbraucht. Hier waren dies 493.000 Liter für
470 Quadratmeter Gartenfläche. Dieser Garten muss ein Feuchtbiotop
sein“, so Dittmann. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass in
einem extrem kurzen Zeitraum, nur während der heißen Sommermonate
das kühle Nass im Garten verteilt wird.Für Dittmann ein Unding:
„So viel zu wässern ist überhaupt nicht notwendig. Das hochwertige
Trinkwasser versickert einfach ungenutzt im Erdreich.“ Ein Baum
beispielsweise brauche in harten Dürrezeiten maximal 60 bis 80 Liter
pro Woche – mehr nicht. Gras erhole sich meist schon mit dem
nächsten Regenschauer. Er appelliert, wenn überhaupt, bewusster oder
sogar besser noch mit Regenwasser zu wässern. „Es kann nicht sein,
dass ein Einfamilienhaus mit vier Personen durchschnittlich 120
Kubikmeter Trinkwasser innerhalb eines Jahres verbraucht – zum
Beispiel für Kochen, Waschen, Duschen und Toilettenspülungen – und
weitere 500 Kubikmeter in den Garten gehen. Das sind 50.000 prall
gefüllte 10-Liter-Gießkannen“, macht Dittmann die Ausmaße
deutlich. Die Menge sei einfach unverhältnismäßig und das Maß bei
vielen überschritten.

Die Zahl der Gartenwasserzähler in Mechernich sei in den vergangenen
zwei Jahren stetig gestiegen. Von 11.000 Haushalten im Stadtgebiet
haben laut Stadtwerke aktuell 1.000 Haushalte einen Zwischenzähler.
Der Einbau kostet rund 300 Euro durch einen Installateur und muss alle
sechs Jahre erneuert werden. „Das Problem sind aber nicht die
Wasserzähler an sich, sondern der Verbrauch in diesen Spitzenzeiten
selbst zwingt uns in die Knie“, erklärt der Betriebsleiter.

Bei seinem Appell, bewusster mit Trinkwasser umzugehen, hat er deshalb
die Versorgungssicherheit im Blick: „Wenn der Wasserverbrauch weiter
steigt, könnte es passieren, dass zu einem Zeitpunkt X nicht
genügend Löschwasser zur Verfügung. Vor allem morgens und
abends.“ Die üblichen Zwischenspeicher, mit denen nicht nur Trink-
und Löschwasser für den kurzfristigen Mehrbedarf vorgehalten werden,
reichen dann nicht mehr aus.

Die Stadtwerke Mechernich können die Entwicklung mit konkreten Zahlen
belegen.

„Wir müssen jetzt an zukünftige Jahre denken und eine Trendumkehr
erreichen“, konstatiert Dittmann. Durch den Mechernicher
Betriebsausschuss wurden jetzt einstimmig erste Maßnahmen für 2021
beschlossen. Die maximal anerkannte Menge, die über den Gartenzähler
laufen darf, wird demnach auf 25 Kubikmeter Wasser pro Jahr pro
Grundstück festgelegt. Was darüber liegt, wird dann mit dem normalen
Preis abgerechnet, also mit 1,11 Euro für Trinkwasser pro Kubikmeter
zzgl. 3,40 € Kanalbenutzungsgebühr pro Kubikmeter.

Auch der Betrieb von Ringleitungen oder Rasensprenganlagen über den
Gartenwasserzähler ist grundsätzlich untersagt. „Was viele nicht
wissen ist, dass auch die Befüllung von Swimmingpools oder Teichen
über den extra Zähler laut Landeswassergesetz verboten ist“, so
Dittmann. Mit dem Beschluss bleiben in Mechernich außerdem weiterhin
nur die festinstallierten Gartenwasserzähler erlaubt.

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