Menschen sind verunsichert
Patienten trauen sich nicht mehr in die Arztpraxen

Die beiden Mediziner Dr. Maurits Tils und Dr. Ralf Kastenholz sind besorgt angesichts der Entwicklung, die sie aktuell beobachten. „Patienten trauen sich nicht mehr in die Arztpraxen“, warnen sie. | Foto: pp/Agentur ProfiPress
  • Die beiden Mediziner Dr. Maurits Tils und Dr. Ralf Kastenholz sind besorgt angesichts der Entwicklung, die sie aktuell beobachten. „Patienten trauen sich nicht mehr in die Arztpraxen“, warnen sie.
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Mechernich-Kommern - (lk) Der Grund liegt für Maurits Tils auf der Hand: „Die Menschen
sind verunsichert. Sie haben Angst, dass sie sich im Warte- oder
Behandlungszimmer mit Covid-19 infizieren.“ Dringend notwendige
Arztbesuche würden daher über Wochen schon vernachlässigt oder
gänzlich vermieden. Langfristig könnte genau das aber fatale Folgen
für die Patienten haben.

Gerade chronisch Kranke seien auf regelmäßige ärztliche Kontrollen
angewiesen, damit auf Veränderungen im Krankheitsbild medizinisch wie
medikamentös sofort reagiert werden kann, erklärt Ralf Kastenholz.

Lungenerkrankte Patienten, Diabetiker, Herz und Bluthochdruck-
patienten könnten demnach in ihrem Verlauf um Monate wieder
zurückgeworfen werden, weil sich der Zustand der Patienten ohne
kontinuierliche Überwachung vielleicht unbemerkt verschlechtert. Die
Ärzte weisen weiter darauf hin, dass auch Patienten mit einer
Tumorerkrankungen regelmäßig untersucht werden müssen. Wichtige
Fristen bei Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen verstreichen zudem
ungenutzt und akute Krankheiten könnten so von den Patienten sogar
verschleppt werden. Mit den Wochen der Isolation, ohne persönlichen
Kontakt zu Familien und Freunden drohen immer mehr Menschen eine
Depression zu entwickeln, so Dr. Tils.

Die beiden befürchten, dass weitere Engpässe in der
Patientenversorgung erst noch kommen könnten, wenn nach Corona die
Wartezimmer voll sind mit Patienten, die besser Wochen vorher schon
zum Arzt gegangen wären.

„Dann stellen wir manchmal sicherlich fest, dass Krankheiten weiter
fortgeschritten sind, Probleme sich verfestigt haben und neu
aufgetretene Krankheiten ignoriert wurden. Werden diese Probleme in
der Zukunft zeitgleich auf uns zukommen wird auch hier das
Gesundheitssystem überlastet sein, daher ist eine kontinuierliche
Betreuung jetzt in den Praxen notwendig“, merkt Dr. Kastenholz an.

Viele Ärzte versuchen dem Ganzen schon heute entgegen zu wirken und
bieten Sprechstunden via Telefon, Mail oder Videosprechstunde an –
wie auch die Praxis in Kommern. Dr. Tils und Dr. Kastenholz ermutigen
gleichzeitig aber auch eindringlich, sich in die Praxen zu trauen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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