Keine Pilzzuchtanlage
Pilzanlage ist vom Tisch
Mechernich-Satzvey (gr). Für Franz-Josef Graf Beissel war es eine
„reine Öko-Sache“, den Bürgern aus Satzvey und Obergartzem stank
schon die Idee zum Himmel. Die Rede ist von einer professionellen
großdimensionierten Champignon-Zuchtanlage zwischen Satzvey und
Firmenich/Obergartzem.
Auf einer überdachten Fläche von 71.000 Quadratmetern sollten pro
Woche 190 Tonnen Pilze produziert werden. Die Anlage hätte per anno
nicht weniger als 20 000 Kubikmeter Wasser „geschluckt“.
330 Tonnen Stroh, 220 Kubikmeter Nährboden und sechs Tonnen Naturgips
wären pro Woche benötigt worden. 680 Tonnen Substrat und 710
Kubikmeter Abfallstoff wären entstanden und zum Teil geruchsintensiv,
wie Anwohner befürchteten, auf umliegenden Äckern ausgebracht
worden.
Die Chancen, diese geplante Pilzzuchtfarm auf Mechernicher Boden
dauerhaft zu verhindern, wurden eher gering eingestuft. Die
niederländische Betreiberfirma würde sich auf ein privilegiertes
Bauvorhaben für die Landwirtschaft berufen.
Doch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hat in den vergangenen
Wochen und Monaten viel agiert und verhandelt. Nach vielen Gesprächen
mit Graf Beissel machte sich der Mechernicher Verwaltungschef dafür
stark, die Planungen für die Pilzfabrik „ad acta“ zu legen.
„Die Pilzzuchtanlage wird nicht kommen“, so das Stadtoberhaupt im
Gespräch mit dem Mechernicher Bürgerbrief.
Dr. Schick: „Die Bürger können erkennen, dass wir auch bei
gewerblichen Bauvorhaben sehr genau unterscheiden, ob es wie bei der
Molkerei Hochwald um Hunderte qualifizierte Arbeitsplätze und
langfristige wirtschaftliche Stabilität in der Region geht – oder
ob durch eine Ansiedlung die Anwohnerinteressen zu stark
beeinträchtigt werden.“
Eine Pilzzuchtfarm mit dem niederländischen Unternehmen Funghi Farms
zu etablieren, war erstmals in der Ratssitzung am 4. Dezember 2018
vorgestellt worden. Die Pläne wurden von der Politik wie auch von den
Bürgern mit Skepsis aufgenommen. Die Möglichkeiten der Stadt und der
Politik waren jedoch rechtlich eingeschränkt.
Das Problem war ein spezielles: Bei der Pilzfabrik handelt es sich um
ein „privilegiertes Vorhaben“, wie Stadtplaner Thomas Schiefer
seinerzeit im Rat erklärte. Als landwirtschaftlich-gartenbaulicher
Betrieb genieße der Champignonanbau besondere Rechte im Verfahren.
Die Ansiedlung auf der im ersten Schritt 23 Hektar großen Fläche im
Landschaftsschutzgebiet bedrohe seltene Tierarten, hatten die Gegner
kritisiert. Eine Interessensgemeinschaft aus Anrainern gegen die
Pilzzuchtanlage hatte sich formiert. Auch das Motocross-Gelände, das
der der Motor-Sport-Club (MSC) Wisskirchen, schon seit den
1960er-Jahren zwischen Obergartzem und Satzvey nutzt, wäre betroffen
gewesen.
Der Bürgermeister hatte frühzeitig bei einer Bürgerversammlung in
Firmenich-Obergartzem signalisiert, dass er sogar eine Klage bis zum
Oberverwaltungsgericht gegen die geplante Champignonzucht-Anlage nicht
ausschließe.
Eine namhafte Kölner Kanzlei wurde ins Boot genommen, um juristischen
Rat einzuholen und für weitere Schritte vorbereitet zu sein. Die sind
jetzt nicht mehr nötig. Durch die Absage des Vorhabens konnte
weiterer Schaden abgewendet werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.