Rathaussturm
Prima Klima in Mechernich

Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
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Mechernich - Zuerst bewegte sich das Protest-Schild durch die Tür auf den
Rathaus-Balkon. Der Slogan „Mechernich for future“ und Bilder von
Blümchenwiesen und E-Autos prangten auf ihm. Dann folgte Dr.
Hans-Peter Schick als schwedische Klimaschutzaktivistin „Greta“
verkleidet. Spätestens ab da wusste man: die jecke Zeit geht los.

Mit geflochtenen Zöpfen, Strickmütze und gelbgoldener Regenjacke
versuchte Schick „sein“ Haus allerdings nicht gegen eine drohende
Umweltkatastrophe zu verteidigen, sondern stattdessen gegen den
Ansturm der vereinten Mechernicher Karnevalisten, allen voran der
Festausschuss Mechernicher Karneval, die Prinzengarde und die KC
Bleifööss.
Klimakrise weit gefehlt: Umweltgerecht kamen bei des Bürgermeisters
Verteidigungsstrategie sogar Papiertüten zum Einsatz. Mit
ordentlichem Lungenvolumen blies er sie auf, um sie sogleich mit
lautem Getöse platzen zu lassen. Vielleicht ließen sich die Jecken
mit seiner grün-angehauchten Strategie doch noch vertreiben.

Auf der anderen Seite gaben die gegnerischen Kanoniere vor dem Rathaus
allerdings alles, um den Beamtenbunker einzunehmen. Sie stopften
umringt von zahllosen Jecken, die sich den Rathaussturm nicht entgehen
lassen wollten, schweres Geschütz ins Rohr. Sie feuerten, was die
Ladung hergab vor und Richtung Schick’schem Rathaus-Turm.

Rauch hüllte die Kanone ein.
Des Bürgermeisters Donnerbüchse knallte zwar um etliche Dezibel
lauter in den Mechernicher Himmel, doch umsonst. Es verhallte
wirkungslos. Ihm blieb am Ende nicht anderes übrig, als ergeben die
weiße Fahne hin und her zu schwenken – er kapitulierte.

„Krach machen könnt ihr, dat habt ihr gut drauf“, würdigte Karl
„Charly“ Theißen, Vorsitzender der Prinzengarde, das
spektakuläre Gefecht von der Bühne aus, die man eigens für das
närrische Treiben vor dem Rathaus aufgebaut hatte. Für musikalisch
schöne Töne sorgte die Prinzengarde mit ihrer BigBand.

Natürlich räumte Schick seinen Sitz und Posten nicht gänzlich ohne
Worte. Bevor er abdankte, reimte er als Duplikat von Thunbergs lieben
Greta „Umweltengel, Klimabollwerk, guter Mensch und gute Trine, mach
zu allem gute Miene“.
Ihr Kampf fürs Wetter, der sei „prima“. Doch in Mechernich denke
man da schon viel weiter voraus. „Bei uns herrscht längst schon
bestes Klima!“ Schließlich gebe es im Ort: Wärmepumpen,
Windkrafträder, E-Stationen, dazu noch artenreiche Weiden, 20 Hektar
Buchenwald neu gepflanzt im Düttling bald.
Den Schlüssel nahm Jugendprinzessin Pauline I. (Gerhards) flott unter
ihre Fittiche. Von ihrer Regentschaft zeugt die Fahne, die vor dem
Rathaus, weithin sichtbar, gehisst wurde.
Die jecke Welt in der Stadt am Bleiberg ordnete sie sogleich neu -
frei nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip: „Ich mache mir die Welt,
wie sie mir gefällt“. Gekonnt verkündete sie als frischgebackenes
Stadtoberhaupt närrische elf Paragraphen, die während ihrer
Regentschaft gelten sollen. Eins ist demnach sonnenklar:
„Tiefdruckgebiete werden ausgeschlossen während der Umzüge an den
Karnevalstagen“, so Pauline I., die dafür von den Jecken mit
großem Applaus belohnt wurde.
Reinhard Kijewski von den „Bleiföös“ hatte am Ende noch den
Sessionsorden und ein Lob für den Bürgermeister parat. Schmunzelnd
sagte er: „Das Kostüm steht Dir juut. Du bist endlich ens richtig
juut frisiert.“ Im Paket dazu gab es dann auch noch ein dreifach
Mechernich Alaaf.
 

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