21 Maßnahmen gegen Hochwasser
Prioritätenliste vorgestellt
Die Karte des Mechernicher Stadtgebiets ist mit rosafarbenen Punkten entlang von Bleibach, Rotbach und Veybach übersät. Ein imposanter Anblick, hinter dem ganz schön viel Arbeit steckt. Eingezeichnet sind weit über 100 Maßnahmenvorschläge, um die Folgen künftiger Starkregen- und Hochwasserereignisse abzumildern.
Mechernich (hs). Ausgearbeitet wurden diese Vorhaben von der Stadtverwaltung gemeinsam mit der Okeanos Smart Data Solutions GmbH. Deren Mitarbeiter Benjamin Freudenberg stellte jetzt im Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz die ersten 21 Maßnahmen vor, die prioritär angegangen werden sollen. „Mit der stufenweisen Einreichung dieser Maßnahmen hoffen wir darauf, bessere Erfolgsaussichten bei der Förderung zu haben“, betonte Benjamin Freudenberg.
Er hatte mit dem Team der Stadtverwaltung zunächst eine Bewertungsmatrix erarbeitet. Dabei ging es unter anderem um die Schutzwirkung der Maßnahmen für Mensch und Infrastruktur oder um die integrale Umsetzbarkeit. „Integral deshalb, weil wir zwar einen kommunalen Plan ausarbeiten, die Maßnahmen aber auch eine inter- bis überkommunale Wirkung erzielen sollten“, betonte der Bauingenieur.
Er schickte noch vorweg, dass die Maßnahmen oft nur im Zusammenspiel eine echte Wirkung erzielen könnten. „Sie müssen entlang der Wasserläufe immer über mehrere Becken hintereinander nachdenken müssen“, sagte Benjamin Freudenberg. „Daher werden sich wirkliche Effekte nur durch eine kaskadenartige Anordnung erzielen lassen“, ergänzte Mechernichs Erster Beigeordneter Thomas Hambach.
Große Schutzwirkung
Dann ging es los mit der ersten Maßnahme: dem Rückhaltebecken oberhalb von Bleibuir. Große Schutzwirkung, geringe Komplexität und einen positiven Effekt für Unterlieger zählte der Okeanos-Mitarbeiter als Pluspunkte auf. Und hier wurde sofort deutlich, dass die Maßnahme eben noch mehr Effekte erzielt, wenn auch bei Glehn ein Hochwasserrückhaltebecken entsteht. „Das hat aber mit hohen geschätzten Kosten von rund 3,3 Millionen Euro und einem hohen Flächenbedarf zwei Nachteile“, so Benjamin Freudenberg.
In diesem Schema ging es weiter durch die Folien der Präsentation. Die beinhaltete mehrere Maßnahmen entlang des Bleibachs. Den Anfang machte ein Rückhaltebecken in Kalenberg mit einer Schutzwirkung auch für Roggendorf und Kommern. Weiter ging es mit einem Rückhaltebecken in Denrath, das auch einen Effekt auf den Mühlensee haben sollte. Ein denkbares Becken im Krebsbachtal unterhalb von Hostel Richtung Mühlental punktete etwa durch das Gelände in Talform.
Dann näherte sich Benjamin Freudenberg dem Ort Kommern. Weil der Mühlensee ein Projekt des Erftverbands ist, wurde das nicht mitbetrachtet. In Kommern ging es dann vor allem um die hydraulische Leistung der Brücken. Damit die nicht zu Barrieren werden, sind etwa umklappbare Geländer denkbar. Nicht unproblematisch ist dann die Rehgasse. Denn hier ist ein extremer Engpass für den Abfluss des Mühlensees. Die technischen Maßnahmen, die hier zu ergreifen wären, wären nicht unerheblich, da hier Mauern auf einem langen Stück erhöht werden müssten.
Mit einem Retentionsvolumen von über 250.000 Kubikmetern stellte der Bauingenieur sodann das Hochwasserrückhaltebecken Firmenich vor. „Hiermit wäre eine drastische Reduktion des Hochwasserrisikos möglich, vor allem für Dürscheven und Zülpicher Gemarkungen“, berichtet Benjamin Freudenberg über das Becken, das vor der Zikkurat zwischen den Straßen „Lochmühle“, „Brühler Straße“ und „Schavener Weg entstehen könnte.
So viel wie möglich umsetzen
Die weiteren Maßnahmen, die der Experte dann vorstellte, waren ein Regenrückhaltebecken an der Panzerstraße und eines bei Kallmuth, das sich bereits in der Umsetzung befindet. Dann ging es geografisch wieder an den Beginn des Veybachs mit einem Hochwasserrückhaltebecken in Urfey, einem Becken in Weyer, einer Ableitung in einen Vorfluter bei Lorbach, der optimierten Wiederherstellung des Beckens am Vussemer Sportplatz oder einem Rückhalt bei Satzvey.
Die Entlastung am dortigen Bahndamm stand ebenfalls auf der Liste mit überwiegend positiven Eigenschaften. Eine Maßnahme, die auch bereits teilweise umgesetzt und beauftragt wurde. Weitere Vorschläge mit Priorität sind ein Rückhaltebecken und eine Entlastung des Schwarzwassergrabens bei Rißdorf, einer Ableitung „Auf der Birke“ bei Lorbach und ein Regenrückhaltebecken bei Lessenich. Als positiv bewertete der Experte, dass die Entlastung des Regenwasserkanals Antweiler bereits angestoßen worden sei. „Aufgrund flächiger Fließwege ist die Ausführung nahezu alternativlos“, betonte Benjamin Freudenberg.
Dessen Ausführung zum Umsetzungszeitraum sorgten allerdings für ein wenig Ernüchterung. Die Maßnahmen seien eingeteilt in solche, die innerhalb von fünf Jahren umzusetzen seien und solche, die einen Zeithorizont zwischen zehn und 15 Jahren aufweisen würden. Derweil sei die Stadt Mechernich im Vergleich mit anderen Kommunen schon sehr weit in den Planungen.
„Wir sind zudem guter Hoffnung, dass unsere Maßnahmen förderfähig sind“, betonte Thomas Hambach. Man sei sehr früh gestartet, sei bereits in Vorleistungen gegangenen und habe die Maßnahmen planerisch vorangetrieben und auch schon an diversen Stellen die Grundstücke gesichert, so der Erste Beigeordnete. Er kündigte an, dass es nach den Sommerferien drei Bürgerversammlungen geben wird, jeweils eine für die Einzugsgebiete von Bleibach, Rotbach und Veybach. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick fasste schließlich das gemeinsame Ziel zusammen: „Wir werden versuchen, von diesen Maßnahmen so viele wie möglich für unsere Stadt umzusetzen – und das am besten auch mit Fördergeldern.“
Redakteur/in:Holger Slomian aus Pulheim |
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