Kinderkarneval in Kommern 2020
Quarkbällchen statt Kamelle

Foto: Cedric Arndt/pp/Agentur ProfiPress
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Mechernich-Kommern - Kleine und große Karnevalsfreunde fiebern in diesen Tagen wieder dem
lang ersehnten Süßigkeitenregen entgegen. Die freudig aufgeregten
„Kamelle“-Rufe gehörten bisher zu jedem Karnevalsumzug dazu.

Dieser alten Tradition zum Trotz entschieden sich die Organisatoren
des Kommerner Kinderzuges in diesem Jahr für einen anderen Weg: Statt
Chips, Lollis und Popcorn überreichten die rund 700 Jungen und
Mädchen am Weiberdonnerstag frischgebackene Quarkbällchen und
selbstgebastelte Tütchen voller Blumensamen.

Der Grund für diese außergewöhnliche und bislang wohl einmalige
Entscheidung waren nicht etwa horrende Zahnarztrechnungen des
Kommerner Nachwuchses, sondern die Sorge um die Umwelt. „Nach jedem
Zug sammelt sich immer derart viel Plastikmüll auf den Straßen an,
dass wir beschlossen haben, etwas dagegen zu unternehmen“,
berichtete Maria Cloot-Schmich, die Schulleiterin der katholischen
Grundschule.
Bei einer Lehrerkonferenz wurde sich mehrheitlich dafür
ausgesprochen, den Verpackungsmüll auf kreative Art zu umgehen. Maria
Cloot-Schmich: „Letztlich sind es doch nicht die Süßigkeiten,
sondern vielmehr die bunten Kostüme, die ein gelungenes Karnevalsfest
ausmachen.“
Dem umweltfreundlichen Motto entsprechend rollten am Donnerstag kleine
Bollerwagen-Hofläden mit einer Auswahl frischem Gemüse durch die
Straßen und auch einige Schulklassen richteten sich, als blühende
Blumenwiese verkleidet, nach dem grünen Vorsatz. Ganze 2.000
Quarkbällchen, in einer Sonderschicht in der Bäckerei Quasten
entstanden und selbstverständlich ebenfalls in recyclebarem Papier
eingewickelt, wechselten innerhalb weniger Stunden den Besitzer.
Doch nicht überall traf die Idee eines kamellefreien Umzuges auf
Zustimmung. Die Maßnahme, die häufig als Traditionsbruch betitelt
wurde, hatte bereits im Vorfeld weitreichende Diskussionen auch über
die Ortsgrenzen hinaus ausgelöst.

Selbst während des Umzuges fanden einige Eltern noch kritische Worte.
„Es ist einfach schade für die Kinder und hat auch viele davon
abgehalten, überhaupt erst zum Kinderzug zu kommen“, berichtete
Diana Keller. „Statt ganz auf die Kamelle zu verzichten, hätte man
doch die Kinder fragen können, welche Süßigkeiten sie sich am
meisten wünschen. Dann wäre auch nicht so viel Müll liegen
geblieben“, stimmte Nachbarin Kerstin Katzer zu. Auch wirke sich das
Fehlen des „Kamelle“-Ausrufes negativ auf die allgemeine Stimmung
aus.
Unter den Zugteilnehmern war von einer gedrückten Stimmung hingegen
nicht viel zu erkennen. Die neunjährige Elia, die das Thema
Umweltschutz schon im Unterricht besprochen hatte, fand lobende Worte
für die Idee ihrer Lehrer. „Dann wird die Welt nicht mehr so
dreckig“, freute sich die Viertklässlerin. Klassenkameradin Emma
stimmte zu: „Es ist gut, wenn es weniger Plastik gibt.“
Obwohl Schulleitung und Lehrerkollegium mit einigen Diskussionen
gerechnet hatten, übertrafen die hohen Wellen, die der Verzicht auf
Kamelle nach sich zog, alle Erwartungen. „Dennoch hoffen wir, diese
Maßnahme auch längerfristig etablieren zu können“, so
Cloot-Schmich. „Wir wollen dadurch zeigen, dass ein Karnevalsumzug
auch ohne Plastikmüll funktioniert und jeder auf seine Weise einen
kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.“

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