"Ich werde viel vermissen"
Schulleiterin Rita Jenniges geht zum Halbjahresende
Lückerath - (pp) Sie ist ein verbindender Mensch. Kinder gehen ihr über alles.
Doch auch ihr Lehrer-Team und dessen Wohlergehen hat sie als Leiterin
der Katholischen Grundschule in Lückerath stets im Blick. Trotz ihrer
fast 44 Jahren Dienstzeit ist sie immer auf der Höhe der Zeit und im
Sinne der Schule modern, digital und doch wertebewusst unterwegs. Rita
Jenniges geht zum Halbjahresende (31. Januar 2019) in den Ruhestand.
Seit fast einem Vierteljahrhundert leitet sie die Einrichtung. Wichtig
ist ihr, gemeinsam im Team miteinander zu arbeiten. Sie sagt: „Ich
habe meine Führungsaufgabe darin gesehen, die Stärken der
Kolleginnen und Kollegen zu entdecken, zu fördern, und sie
eigenverantwortlich handeln zu lassen. Im Mittelpunkt meiner Arbeit
stand immer die intensive Zusammenarbeit.“ Nur so funktioniere es.
Nur so könne man sich gegenseitig stärken und befruchten. Dafür
müssen starke Strukturen vorhanden sein. Dafür steht sie ein. Die
hat sie geschaffen. So gibt es nicht nur für die Schüler, sondern
auch für die Lehrer feste Rituale. Gemeinsam bereitet man immer
freitags die zukünftige Woche vor.
Jeder steht für jeden einAuch Aus- und Weiterbildung der Kollegen
stehen bei ihr hoch im Kurs. Seitdem sie an der Spitze der Einrichtung
steht, sind allein vier Konrektorinnen und drei Schulleiterinnen als
auch eine Schulrätin aus dem Kollegium erwachsen. Was das besondere
an Lückerath ist, hatte sie mal spontan das Kollegium gefragt. Die
Antwort kam prompt: „Wir sind ein Familienbetrieb.“ Da stehe jeder
für jeden ein. 196 Schüler weist die aktuelle Zahlenstatistik aus.
Zwischendurch war die Schule sogar mal dreizügig mit bis zu 296
Kindern. „Aber jetzt sind wieder geburtenschwächere Jahrgänge“,
sagt sie und wahrscheinlich seufzt sie im Innern gerade leise. Denn
ihr scheint nichts zu viel und die Berufung als Schulleiterin bis zum
letzten Tag ihrer Amtszeit erfüllend und motivierend zugleich. Aus-
und Weiterbildung, Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein schreibt
sie groß. Wohlfühlen aber sollen sich ihre 17 Kollegen auch. Dass
sie das tun, dafür spricht, dass fünf davon früher mal
Lehramtsanwärter an der Schule waren und gerne geblieben sind. Für
die Idee des „Gemeinsamen Lernens“ ist sie schon Mitte der
90er-Jahre mit einer Lückerather Delegation durchs Land getingelt.
Die bot Gesprächskreise an, um zu verbreiten, wie man Jungen und
Mädchen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf mit Hilfe von
individuellen Förderplänen optimal fördern kann. Sogar in Münster
und Siegen an der Uni, habe sie Studenten und Junglehrern erzählt,
wie Gemeinsames Lernen in der Praxis funktionieren kann. Das man
sogenanntes „Team-Teaching“ machen kann, war für die völlig neu.
Stillstand gibt es nicht. Auch baulich nicht. Einen Anbau mit weiteren
Klassenräumen gab es schon zu ihren Anfängen, vor zehn Jahren wurde
dann die offene Ganztagsschule errichtet. Bei der Frage, ob es
spannend ist, als Schulleiterin zu wirken, überlegt sie nur kurz:
„Für mich steht an allererster Stelle Lehrerin sein. Mit Kindern
zusammenarbeiten, das habe ich mein Leben lang gerne gemacht.“ Schon
früh habe sie auf die Frage nach dem Berufswunsch geäußert: „Ich
möchte mal Kinder schlau machen.“ Bis heute ist es ihr
allesumfassendes Credo geblieben.
Besonders geliebt habe sie Philosophie-Stunden mit den Schülern.
„Über Zeit philosophieren“, schwärmt sie, das sei so toll, was
Kindermund da alles zu erzählen wüsste. Darüber hätten anerkannte
Philosophen teils lange drüber nachgedacht – und aus den Kindern
sprudelten die großartigsten Weltansichten nur so heraus. „Ab dem
ersten Februar bin ich dann vogelfrei“, sagt sie mit einem weinenden
und einem lachenden Auge. Und fügt hinzu: „Ich bin ganz sicher,
dass ich viel vermissen werde“. Fehlen werde ihr etwa die
Bestätigung der Kinder, die über ihr Mitmachen und ihre Begeisterung
zeigten: das hast Du gut gemacht.
Andererseits bleibe Zeit für andere Dinge. Feste Pläne gebe es
nicht. Nur: viel Urlaub machen, in Österreich, genauer in Kärnten
wandern.
Es war 1974, als die heute 65-Jährige in den Schuldienst eingetreten
ist. Erste Stationen im Lehrerdasein waren Bonn, Gelsenkirchen, und
Breckerfeld. Seit Sommer 1978 war sie als Lehrerin in der Stadt
Mechernich tätig. Mit dem Schuljahr 1991/92 zog es sie von der KGS
Kommern zur KGS nach Lückerath. Zunächst als Konrektorin, um kurz
darauf zur Schulleiterin befördert zu werden.
Die alten Möbel ihrer Vorgängerin Marlies Hergarten hat Jenniges
behalten. Irgendwie ist es auch Bewährtes. Die Farben der Schränke,
Stühle und Schreibtisch sind schlicht in Beige- und Braun-Tönen
gehalten. Nur eine grüne Wand fällt ins Auge. Die hatten einige
Eltern für die Schulleiterin angestrichen. An der Wand ist ein
großer „Baum“ mit Wasserfarbe auf Papier verewigt, daran hängen
viele bunte Blätter. Er hat für Jenniges Symbolcharakter. „Weil er
das Wachstum der Kinder zeigt, die Vielfältigkeit, das Bunte der
Kinder.“
„Schluss für heute, liebe Leute“, ist ihr gewohnt liebenswerter
Abschlusssatz zum Konferenzende. Und dann wünscht sie jedem eine gute
Heimfahrt und einen schönen Restnachmittag, um noch hinzuzufügen,
wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja nochmal wiederkommen. In sich
glücklich ruhend stellt sie zufrieden fest: „Und am anderen Tag
sind alle wieder da.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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