Schavener Heide
Stopp, wenn die rote Flagge weht!

Die rote Flagge war gehisst, als Christian Küpper (Mitte) im strömenden Regen Silvia Jambor und Hans-Peter Kern, den Verantwortlichen der Stadtverwaltung Mechernich, Neuerungen im Übungsbetrieb auf der Schavener Heide erläuterte. | Foto: ML/ProfiPress
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  • Die rote Flagge war gehisst, als Christian Küpper (Mitte) im strömenden Regen Silvia Jambor und Hans-Peter Kern, den Verantwortlichen der Stadtverwaltung Mechernich, Neuerungen im Übungsbetrieb auf der Schavener Heide erläuterte.
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Mechernich-Firmenich - (pp). Truppenübungsplatz, Naturschutzgebiet, Naherholungsbereich
und Refugium für Tausende Menschen im Umland: Die Schavener Heide hat
viele Eigenschaften und Funktionen. Es ist nicht immer leicht, sie
überein zu bringen.

Und es könnte demnächst noch schwieriger werden, denn es ist
geplant, eine Schießbahn für das Training mit
Plastik-Übungsmunition, die jahrelang nicht genutzt wurde im
kommenden Jahr wieder in Betrieb zu nehmen. Bei einem Ortstermin mit
dem Ordnungsamt Mechernich wies Standortfeldwebel Christian Küpper
jetzt auch auf die grundsätzliche Sperrung der Schavener Heide für
Unberechtigte, also Spaziergänger, Radfahrer und Erholungssuchende,
an Werktagen zwischen 7 Uhr und 17 Uhr hin.

„Grundsätzlich gilt: Wenn die rote Fahne an den Zufahrten zur
Schavener Heide weht, dann herrscht Betretungsverbot“, so der
Oberstabsfeldwebel im Gespräch mit Teamleiterin Silvia Jambor und
Fachbereichsleiter Hans-Peter Kern von der Stadtverwaltung Mechernich.

Das Betretungsverbot werde stichprobenartig überwacht. Bei
Zuwiderhandlung stellen Bundesbeauftragte und Förster Strafzettel ab
50 Euro aufwärts aus. Unlängst sei sogar ein
Motocross-Motorradfahrer erwischt und bestraft worden, so Küpper.Beim
Schießbetrieb mit Übungsmunition ab 2020 soll nicht nur schärfer
kontrolliert werden. Während des Schießens werden auf den Wegen und
Kreuzungen auch Zusatzposten aufgestellt, die verhindern sollen, dass
Passanten, die sich trotz roter Flagge auf den Truppenübungsplatz
begeben, in die unmittelbare Gefahrenzone geraten.

Zurzeit werde die Schavener Heide an etwa 230 Übungstagen zu 75
Prozent ausgelastet, berichtete Oberstabsfeldwebel Christian Küpper
beim Ortstermin: „Das heißt, wir üben während der sensibelsten
Zeiten im Jahr wegen des Brutbetriebs von Vögeln und Amphibien
überhaupt nicht.“

Die Bundeswehr habe auf der Ringstraße in der Schavener Heide
insgesamt zehn verschiedene Szenarien angelegt, auf denen sich
Militärkraftfahrer beispielsweise realitätsnah auf die
Straßenverhältnisse mit Sperren und Bombentrichtern in Afghanistan
oder Mali vorbereiten können.

Auch die Baumkletterer der Polizei, die im Hambacher Forst
Baumhausbewohner aus den Kronen holten, trainieren in der Schavener
Heide. Großdemos werden ebenso gestellt, wie Militärkonvoi-Fahrten,
die plötzlich angegriffen oder von Zivilisten bedrängt werden.
Oberstabsfeldwebel Küpper: „Dabei wird nicht geschossen, aber es
kommen Lautsprecher und Megaphone zum Einsatz. Das hört man dann
schon bis Satzvey.“

Nicht nur Privatleute, gerade auch die Vertreter der Schulen in
Satzvey fühlten sich durch den Übungslärm manchmal beeinträchtigt,
so Teamleiterin Silvia Jambor und Fachbereichsleiter Peter Kern von
der Stadtverwaltung. Es komme im Laufe des Jahres zu einigen Dutzend
Beschwerden.

Die in der Schavener Heide übenden Einheiten kommen aus NRW und
Rheinland-Pfalz. Außer der Wahner Heide sei kaum noch ein anderer
Übungsplatz im Rheinland übrig, so Standortfeldwebel Christian
Küpper. Durch die wachsende Präsenz und geänderte Rolle der
Bundeswehr sei auch mehr Übungsbetrieb erforderlich.

Der Schießbetrieb soll mittelfristig komplett in eine Schießhalle
verlagert werden, von der gar keine Lärmbelästigung für die
Umgebung ausgeht, so Christian Küpper. Ob die allerdings in der
Mechernicher Bleibergkaserne oder in einer der Euskirchener Kasernen
gebaut werden soll, sei noch unklar. Auch zum Zeitpunkt äußerte sich
der Vertreter des Standortältesten nicht.

Im Gespräch mit Silvia Jambor und Hans-Peter Kern wies Küpper auf
die ökologisch sensiblen Bereiche der Schavener Heide hin, die von
den übenden Einheiten respektiert und nicht betreten würden.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bedauert die Intensivierung des
Übungsbetriebes und wird die geänderte Situation bei einem
gemeinsamen Termin mit General Roland Brunner erörtern.

Gleichzeitig sei festzuhalten, dass zivile Nutzer diese
Fauna-Flora-Habitat-Zonen nicht nur missachten, sondern betreten und
ihre Hunde dort frei umherstreifen ließen. Hunde und Hundeausführen
seien ohnehin ein Kernproblem für die Schavener Heide, pflichtete
Hans-Peter Kern bei: „Ich schätze dass in den Ortslagen ringsum an
die 3000 Hunde gehalten werden…“

Küpper: „Wir finden aber auch Menschen beim Grillen oder Picknick
in unmittelbarer Nähe von Brutplätzen von Ziegenmelker, Baumpieper
und Sumpfohreule.“ Der Mann mit dem Motocross-Motorrad sei zwar ein
krasses Beispiel, aber in der Schwere des Verstoßes keineswegs
einmalig.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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