Kleines Brings-Konzert im großen Wohnzimmer
Vier Freunde ersteigerten den Auftritt

Deutlich ruhiger als mit kompletter Band, aber dennoch klasse: Stephan Brings (l.) und Kai Engel begeisterten beim Privatkonzert in Kommern. | Foto: ProfiPress
  • Deutlich ruhiger als mit kompletter Band, aber dennoch klasse: Stephan Brings (l.) und Kai Engel begeisterten beim Privatkonzert in Kommern.
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Mechernich-Kommern - (pp) Stephan Brings dürfte in seiner Jahrzehnte andauernden
Musikerkarriere schon einiges erlebt haben. Doch eines war noch nicht
dabei: Er wurde noch nie versteigert.

Doch einmal ist immer das erste Mal, und beim Benefizkonzert zugunsten
der Kommerner Hochwasseropfer im August vor einem Jahr kamen Stephan
Brings und sein Bruder Peter unter den Hammer.

3000 Euro hatte eine Freundesgruppe für ein privates
Wohnzimmerkonzert springen lassen. Über ein Jahr später löste
Stephan Brings nun die Schuld ein. Weil Peter Brings verhindert war,
sprang Brings-Keyboarder Kai Engel, Sohn von Tommy Engel, ein.

Der Begriff Wohnzimmer wurde auch äußerst großzügig interpretiert.
Denn das Privatkonzert fand in der Halle der Avis-Autovermietung Willi
Weber statt, dort, wo normalerweise die Mietwagen untergestellt sind.

Willi Weber, sein Sohn Frank sowie Mario Jentges und Martin Daut waren
die vier Freunde, die das Konzert ersteigert hatten. Und sie hatten
fleißig weitere Freunde eingeladen. Rund 200 Besucher waren Gäste
des Konzerts des Duos Brings/Engel, das vorher und nachher noch
fleißig posieren musste für die ein oder andere Handy-Kamera.

Wie Frank Weber berichtete, stand auch die Autovermietung unter
Wasser. Betroffen waren die Halle und die Büroräume. „Wir mussten
es sechs Wochen trocknen“, erzählte Weber. Seit dem Hochwasser ist
er – wie so viele Kommerner – bei jedem stärkeren Regen nervös
und hat Sorge, ob nicht wieder etwas passiert.

Der Kommerner Björn Schäfer als einer der Organisatoren des
letztjährigen Benefizkonzertes erinnerte an die „Tragödie“ und
das anschließende Benefizkonzert, das für ihn unvergesslich bleibt
– schließlich waren bis zu 4000 Menschen nach Kommern gekommen.

Stephan Brings brachte zu Beginn des Konzerts noch einmal seine
Fassungslosigkeit zum Ausdruck: „Während ihr in Kommern abgesoffen
seid, saß ich nur ein paar Kilometer weiter, zu Hause in Kalenberg,
auf meiner neuen Terrasse in der Sonne.“

Und Kai Engel? „Ich war im Urlaub auf einem Schiff in der Nähe von
England – bei schlechtem Wetter wäre ich beinahe auch
abgesoffen.“

Brings‘ Antwort war voller Galgenhumor: „Da hättest du ja auch
direkt mit dem Schiff durch Kommern fahren können.“Das texanische
VenedigAber reflektierter Mensch, der Stephan Brings ist, konnte er
sich auch eine Spitze in Richtung USA nicht verkneifen. „Wir wissen
ja dank Donald Trump dass es keinen Klimawandel gibt. Es ist ja
allgemein bekannt, das Houston schon immer das Venedig Texas‘
war“, brachte er die Überschwemmungen in der US-Großstadt infolge
des Hurricanes Harvey auf den Punkt.

Noch vor dem Konzert hatten die beiden Musiker übrigens keine Ahnung,
wie umfangreich ihr Programm an diesem Abend sein sollte. „Mal
schauen, was wir spielen und wie lange. Klar ist: Es ist zu zweit
etwas ganz anderes als mit Band, so Sachen wie »Polka« spielen wir
bestimmt nicht.“

Stattdessen standen in den rund 75 Minuten eher ruhigere Songs der
Band auf der spontan zusammengestellten Setlist. Den Auftakt machte
„Halleluja“ – „damit das nie wieder passiert“, beschwor
Stephan Brings. Es folgten „Ehrenfeld“ und „Jeck Yeah“. Und
sogar für eine selten gespielte Ballade wie „Wäm jehürt die
Stadt“ über den Stadtarchiv-Einsturz 2009 hatte Platz im
Repertoire. Die 200 geladenen Gäste dieser Privatveranstaltung hatten
– auch oder trotz der ernsteren Lieder – auf jeden Fall eine Menge
Spaß.

Umrahmt wurde das Privatkonzert von musikalischen Darbietungen der
BigBand der Prinzengarde Mechernich. „Die kriegen jedes Jahr ihr
Auto von uns gestellt, jetzt haben sie sich dafür revanchiert“,
berichtet Frank Weber. Und auch an diesem Abend wurde an den guten
Zweck gedacht. Die vier „Auktionäre“ hatten Spendendosen der
Hilfsgruppe Eifel aufgestellt. „Hier ist ja heute Abend alles
umsonst. Aber wer doch etwas Geld dalassen will, soll Spenden“,
erklärte Frank Weber.

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