Mechernicher Rathaussturm
Vom Bleiberg-Trump zur Monarchie
Mechernich - (pp). Wenn das auch jenseits des Ozeans so einfach wäre wie in
Mechernich, ginge ein Albtraum schnell zu Ende und die Welt könnte
aufatmen. Doch leider war der Donald Trump vom Rathaus am Bleiberg nur
ein witziger Gag des Mechernicher Bürgermeisters Dr. Hans-Peter
Schick, während der Oberclown im Weißen Haus auch am Aschermittwoch
noch Realität ist.
Ohnehin kam letztlich alles ganz anders als geplant, und am Ende
stellte sich heraus, dass es gar nicht der oberste Chef war, der
abdanken sollte, sondern sein Stellvertreter im Regierungsbunker an
der Bergstraße. Offenbar hatten sich Gardisten, der Club der
ehemaligen Tollitäten und der Festausschuss Mechernicher Karneval nur
rudimentär im Vorfeld darüber abgestimmt, wer denn nun über die
tollen Tage das Sagen haben sollte.
Mit zähen Groko-Verhandlungen hatte das Schauspiel im strahlenden
Sonnenschein vor dem Rathaus nichts zu tun: Markige Sprüche flogen
hin und her, zwischendurch wurde von unten geböllert, von oben
geschossen und - zack, zack! - waren die Verhältnisse in Mechernich
geklärt, und der Eifel-Trump alias Schick erklärte zum einen seine
Kapitulation, zum anderen seinem amerikanischen Pendant die
Weltpolitik: „»Amerika first ist lächerlich - zuerst kommt erst
mal Mechernich«!“
Viel Arbeit hatte Heinz „Addy“ Sechtem als Kommandant der
Prinzengarde wahrlich nicht, um Schick zur Aufgabe zu zwingen. Der auf
dem Rathausbalkon zur Schau gestellte Ungehorsam war Show, und die
weiße Fahne schwenkend erklärte der überwältigte Verwaltungschef:
„All zesamme jrööß ich höck, Dreijestirne, jeder Jeck. Die
Rathausschlüssel geb ich heut freiwillig ab für Spaß und
Freud‘.“
Dabei wäre das karnevalistische Gipfeltreffen um ein Haar - oder
vielmehr wegen vieler blonder Haare - gescheitert. „Wenn ich jewooß
hätt, dat der hück die Perück aanhat - mit solchen Menschen
verhandeln wird nicht“, erklärte Sechtem angesichts der
extravaganten Frisur auf dem Haupte des Bürgermeisters.
Die Machtverhältnisse stellten sich dann ohnehin ganz anders dar, wie
Marcel Hembach, der die Regierungserklärung des Festausschusses
Mechernich Karneval vortrug, deutlich machte. Denn nicht der „sehr
geehrte Bürgermeister“ werde abgesetzt, sondern der Erste
Beigeordnete Thomas Hambach sowie alle Rathausmitarbeiter und der
komplette Stadtrat. Stattdessen werde man den Bürgermeister vor dem
Hintergrund seiner Absicht, den Rat zu verkleinern, auf den
Königsstuhl im Rathaus setzen. Er und sein Berater, Kämmerer Ralf
Claßen, dürften im Königreich Mechernich die Regierungsgeschäfte
leiten - natürlich nach den Vorgaben der Eroberer.
Mit einem „Dreimol Mechernich Alaaf op unsere König Hans-Peter
I.“ endete die Machtübernahme in der Bergstraße. Zuvor hatte der
Bürgermeister die Devise bis Aschermittwoch ausgegeben: „Hebt die
Gläser, hebet die Tassen, hakt euch unter, Arme fassen. Heute ist
nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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