Bahnhof ohne Zug?
Anwohner setzen sich für Halt am Bahnhof Kottenforst ein
Meckenheim - (prl) „Bahnhof ohne Zug? Bedarfshalt jetzt!“ forderten die rund 20
Anwohner, die stellvertretend für den Ort und für die in den
nächsten Monaten ins Neubaugebiet ziehenden Bürger sprachen. Alle
setzen sich auch im Namen ihrer Mitbürger für die
Wiederinbetriebnahme des Bahnhofs Kottenforst als Bedarfshalt während
der Woche ein. Betroffen sind vom „zuglosen Bahnhof“ Schüler,
Berufstätige, Studenten und Senioren, die bis vor wenigen Jahren
problemlos den ÖPNV nutzen konnten. Auch Erholungssuchende aus Bonn
und Umgebung hätten es mit einem Stopp auf Anforderung der Fahrgäste
oder am Bahnhof wartender Personen wieder leichter, die beliebte
Ausflugsgaststätte am Bahnhof Kottenforst zu besuchen.
Sechsstellig seien die Kosten für die Sanierung des modernen,
barrierefreien Bahnhofs gewesen, erfuhr man von den Bewohnern des
abgelegenen Lüftelberger Ortsteils. Für viele zugezogene Familien
war die gute Zuganbindung ein ausschlaggebender Grund, hier ihren
Lebensmittelpunkt einzurichten. Besonders die derzeit elf Schulkinder
sind vom ÖPNV praktisch abgeschlossen. Die nächste Bushaltestelle
liegt an einer vielbefahrenen Verbindungsstraße und kaum ausreichend
gekennzeichnet, hieß es. Außerdem ist diese Bushaltestelle lediglich
über eine weitgehend einspurige, durch den Wald führende Straße
ohne Gehweg erreichbar.
Gösta Hoffmann, einer der Sprecher der Befürworter der
Wiedereinrichtung des Bedarfshalts, sagte: „Wir haben hier eine
funktionierende, barrierefreie Infrastruktur, der Bahnhof wird
beleuchtet, das Grün wird gepflegt und im Winter wird gestreut. Wir
haben nur keinen Zug.“ Ortsvorsteher Siegfried Schwaner hatte sich
im Winter 2018/2019 im Namen der Bürger an den Nahverkehr Rheinland
gewandt und den gestiegenen Bedarf erklärt. In der Testphase während
der Fahrplanjahre 2016 und 2017 habe man dort keinen ausreichenden
Bedarf feststellen können, hatte man seinerzeit Stellung bezogen. Die
Kosten für das Bremsen und Wiederbeschleunigen des Zugs sowie eine
ungünstige Störung des Viertelstundentakes führte Geschäftsführer
Heiko Sedlaczek Anfang 2019 als zusätzliche Gründe an, den
Bedarfshalt nicht aufrecht zu erhalten.
Kosten für Bremsen und Anfahren entstünden bei jeder Haltestelle,
argumentierte Hoffmann. Auch für den gewünschten Viertelstundentakt
müsste es eine Lösung geben. Zudem spiegele die Versuchsphase bis
2017 nicht die nun vorhandene Situation wider. „Seither sind viele
Familien mit Kindern, Berufstätige und Studenten zugezogen“, sagte
er. Dem stimmte Marion Dunkel, Sprecherin des Bauträgers, der am
Bahnhof Kottenforst derzeit Häuser für bis zu 70 Menschen baut, zu.
„Der Bedarf ist jetzt da und er wird steigen“, prognostizierte
sie. Viele Senioren, die innerhalb der Woche gerne einen Weg gewandert
und den Hin- oder Rückweg per Bahn absolviert hätten, hätten diese
Möglichkeit derzeit nicht, argumentierte Hans Selz, dessen Sohn die
Waldgaststätte in dritter Generation führt.
Holger Klein, Sprecher der Nahverkehrs Rheinland GmbH, zeigte sich
überrascht. Man habe immer signalisiert, dass eine erneute
Bedarfsprüfung auf Anfrage möglich sei. „Bei uns liegt bisher
keine Bitte auf eine erneute Prüfung vor“, so Klein. Wenn sich die
Politik oder die Anwohner in einem Brief an den Nahverkehr Rheinland
wenden, sei es sicher möglich, dort weitergehende Schritte
einzuleiten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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