Zeitreise durch die Mühlentechnik
Blick in die Entwicklung der Oberen Mühle
Meckenheim - (prl) Nur langsam durften sich die riesigen Mahlsteine drehen, als vor
Urzeiten das Korn hier noch mit der Kraft des Wassers gemahlen wurde.
Es durfte nicht zu heiß werden und man musste viele Arbeiten von Hand
erledigen, die später erst mit einfachen Hilfsmitteln erleichtert und
heute automatisiert laufen. Welchen Weg das Korn ursprünglich nahm
und wie viele Schritte notwendig waren, um verwendbares Mehl daraus
herzustellen, erfuhren die Besucher der Oberen Mühle in Meckenheim am
26. Deutschen Mühlentag.
Der Verein Pro Obere Mühle setzt sich seit Jahren dafür ein, das
äußerlich unscheinbare Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu
machen. Als denkmalgeschütztes Objekt soll das Haus und die darin
befindliche Technik ebenso wie die erklärenden Modelle den Menschen
eine kleine Zeitreise ermöglichen.
In etwa halbstündlich stattfindenden Führungen erfuhren am
Mühlentag zwischen elf und 17 Uhr knapp 200 Neugierige, wie man
ursprünglich aus Korn Mehl gewann. Mit einem Sackaufzug an einer
Seilwinde zog man die schweren Jute- oder Flachssäcke in die oberste
Etage der Mühle. In verschiedenen Verarbeitungsschritten wurde das
Korn sortiert und das entstehende Schrot so lange und meist mehrfach
gemahlen, bis der Müller mit dem Feinheitsgrad des Mehls zufrieden
war. „Viele Säcke wurden hier per Hand hinauf- und hinunter
getragen“, erklärte Stefan Möller den staunenden Erwachsenen und
Kindern die Mühen der kleinen Familien, die meist mit einem Gesellen
die schwere Arbeit bewältigten.
Einen Riesenfortschritt bedeutete da der sogenannte Elevator. Wie
eingehängte Schaufeln hingen hier Becher an einem langen ledernen
Transportriemen, der die Becher und ihren Inhalt aus dem Erdgeschoss
bis in die oberste Etage beförderte. Leer „fuhren“ die Becher mit
dem Förderriemen wieder nach unten und nahmen die nächste Ladung
auf. „Das war die neuste Technik zu Anfang des 20. Jahrhunderts“,
erklärte der Vorsitzende des Vereins Christian Westphal.
Innerhalb von nur drei Jahrzehnten wechselte hier mehrfach die
Antriebstechnik von Wasserantrieb mit Hilfe einer Stauung des Bachs,
über Gasantrieb zum Dieselmotor zu Beginn der 40er Jahre des 20.
Jahrhunderts, bis schließlich ein Elektroantrieb installiert wurde,
erklärte der stellvertretende Vorsitzende Norbert Peinsipp. 1972
wurde der Mühlbetrieb hier eingestellt. Das gesamte Gebäude war bis
auf eine fünfjährige Nutzung als Obdachlosenunterkunft bis zum
Beginn der Renovierungen am Anfang des 21. Jahrhunderts sich selbst
überlassen.
Auf Initiative des Vereins, mit Hilfe vieler Spenden und
Stiftungszuwendungen konnte das Gebäude in den letzten Jahren
weitgehend renoviert und wiederhergestellt werden. Zwei Mal im Jahr,
nämlich am Deutschen Mühlentag und am Tag des offenen Denkmals (8.
September 2019) zeigt der Verein das Gebäudeinnere und setzt gerne
mal die beeindruckenden Drehwerke in Gang, deren Funktion früher
einen Großteil der Ernährung sicherte.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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