Schmusekurs beim Rathaussturm
Bürgermeister bekommt Beratervertrag
Meckenheim - Stopp-Schilder und Warnbaken versperrten am Sonntagmorgen den Zugang
zum Meckenheim Rathaus. „Hier regiere ich!“ stand dort zu lesen,
sowie der Hinweis: „Karnevalsgesellschaften haften für ihre
Jecken“. Bürgermeister Bert Spilles, der bekanntlich bei der
Kommunalwahl im September nicht mehr antritt, wollte wohl wenigstens
einmal in seiner Zeit als Rathaus-Chef den Kampf gegen die
Karnevalisten gewinnen. Doch die närrische Streitmacht, die in
verschiedenen „Wellen“ pünktlich ab 11.11 Uhr anrückte, nahm die
Hindernisse gelassen zur Kenntnis. „Wir haben frischen Wind
mitgebracht, der jetzt ins Rathaus kommt und Euch wegbläst“,
vereinnahmte Stadtsoldaten-Kommandant Peter Klee das stürmische
Wetter am Sonntagmorgen als Leistung der Karnevalisten. „Bis
Aschermittwoch hast Du schon einmal viel Zeit für zu Hause, und nach
der Wahl haben wir schon ein Zimmer im St. –Josef-Heim für Dich
reserviert“, teilte Prinzengarde-Kommandant Friedel Groß dem
Stadtoberhaupt mit. Doch der nahm den Ansturm gelassen hin und
konterte auch geschickt die Aussage der Karnevalisten über die
geringe Anzahl der Verteidiger im Rathaus: „Bei uns ist nicht –
wie bei Euch – die Masse entscheidend, sondern die Klasse!“
Doch beide Seiten – das wurde an diesem Morgen deutlich – befinden
sich auf einem „Kuschelkurs“. So würdigte Spilles das große
Engagement der Vereine für das närrische Brauchtum in Meckenheim,
und die Karnevalisten boten Spilles – für die Zeit im Ruhestand -
einen Beratungsvertrag an, den der Bürgermeister auch gleich an Ort
und Stelle unterschreiben musste. Danach verpflichtet er sich, in den
kommenden Jahren an den Köttzügen für den Zug zu beteiligen, alle
karnevalistischen Veranstaltungen zu besuchen, die Vereine beim
Abschluss von Verträgen zur Nutzung der Jungholzhalle zu beraten und
über seine Aktivitäten jedes Jahr einen Bericht in elf Exemplaren zu
erstellen. Für seine Leistung erhält der Bürgermeister a. D. „in
spe“ auch eine Vergütung: Pro Stunde ein „Kamellchen“ und ein
Bützchen von einem Mariechen. Da konnte Spilles nicht widerstehen und
unterschrieb sofort den Vertrag, der auch ausdrücklich ausweist:
„Ein Kündigungsrecht steht nur den Karnevalisten zu“.
Und großzügig überließ Spilles auch der Meckenheimer
Kinderprinzessin Saskia Ranocha und dem Mädchen-Dreigestirn aus
Altendorf-Ersdorf (Prinzessin Samy Maaß, Bauer Lena Schömer und
Jungfrau Nicole Schömer) das Rathaus. Die jungen Damen übergaben ihm
auch das Geschenk der Karnevalisten zum Abschied: eine Plakette mit
der Inschrift: „Freizeitsitz – Bert Spilles – Bürgermeister a.
D. „in spe“ – Die Meckemer Karnevalisten“. Klee: „Die wird
an der Sitzbank hier am Rathaus angebracht, wo Du dann zukünftig
einen festen Platz hast. Und dann kannst Du auch Deinem Nachfolger die
Leviten lesen, wenn er zu spät zum Dienst kommt“.
- Peter Adolf
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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