Erinnerung an Reichspogromnacht
Gedenkveranstaltung für Opfer der Reichspogromnach ...
Meckenheim - (prl) Bereits vor der Reichspogromnacht hatten die jüdischen
Mitbürger in Deutschland mit Diskriminierung zu kämpfen. Die Stadt
Meckenheim gestaltete in Zusammenarbeit mit Kirchen und Vereinen eine
Gedenkveranstaltung am Synagogenplatz mit anschließender
Filmvorführung im benachbarten Familienbildungswerk. In dieser Nacht
vor rund 80 Jahren zeigte das Regime erstmals offen die von
übergeordneter Stelle gesteuerte Gewalt gegen eine ganze
Bevölkerungsgruppe. Körperverletzungen, Plünderungen, Mord und
Verschleppung blieben ab diesem Datum für die Täter ohne Folgen,
solange kein sogenannter Arier betroffen war. In der Folge emigrierte
etwa die Hälfte der Juden, die andere Hälfte versuchte weiterhin in
Deutschland zu leben. Fast alle, die blieben, überlebten ihren
Entschluss nicht.
Vizebürgermeisterin Heidemarie Wiens erinnerte am Gedenkstein am
Synagogenplatz an die Geschichte Meckenheims. Dass man hier in
friedlicher Gemeinschaft bereits seit dem 16. Jahrhundert miteinander
gelebt hatte, sei in alten Urkunden überliefert. Vor November 1938
seien in den Urkunden etwa 150 Menschen jüdischen Glaubens
verzeichnet gewesen. Viele Juden hätten sich vorher als Deutsche
empfunden und waren von dem von der Staatführung aufgezeigten
Unterschied überrascht. Anhand der Familie Arensberg, an die
Stolpersteine vor ihrer ehemaligen Wohnstatt in der Neustraße 20
erinnern, schilderte sie ein typisches Schicksal. Der Vater erhielt
1939 Berufsverbot, nach und nach folgten weitere Verbote. Die Familie
durfte nach 20 Uhr das Haus nicht mehr verlassen. Wer außerhalb der
genehmigten Tagesstunden zur Arbeit oder zurückgehen musste, brauchte
eine Sondergenehmigung. Das jüngere Kind durfte bald die Schule nicht
mehr besuchen, niemand aus der Familie durfte an kulturellen
Veranstaltungen teilnehmen, Kino wurde zum Tabu.
1941 erhielten die Arensbergs den Befehl, innerhalb von 10 Tagen ihr
Haus zu verlassen. Es würde von der Verwaltung vermietet und das Geld
an die Arensbergs angewiesen werden, hieß es. Tatsächlich verleibte
sich die Verwaltung damals 10 Prozent der Einnahmen als
Verwaltungskosten ein, der Rest verschwand ebenso wie das weitere
Vermögen Geflüchteter und Vertriebener auf vielfältigen, teils
dunklen Wegen. 1942 befahl man der Familie, sich im Sammellager in
Bonn-Endenich einzufinden. Auch dort ließ man die Menschen über ihr
weiteres Schicksal im Ungewissen. Man glaubte, man würde für die
Zeit des Krieges umgesiedelt. Die Familie Arensberg wurde nach Minsk
gebracht. Niemand von ihnen kehrte zurück.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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