Was machen eigentlich...
...Grüne Damen und Herren?
Meckenheim - (prl) Wenn Bettina Muermann mittwochs um kurz vor zehn Uhr das
Johanniter-Stift betritt, erkennen die meisten Bewohner und
Mitarbeiter die „Grüne Dame“. An ihrem Zielort, der
Demenzstation, wird sie vielleicht nicht immer als Person erkannt,
aber durchaus als bekanntes Gesicht. Vor allem erkennen die
Schützlinge von Sabine Muermann zu einem großen Teil den Ablauf
ihres Besuchs und manches, tief verwurzIeltes Ritual wieder. Mit ihren
Besuchen bringt die Grüne Dame Entlastung für das Pflegepersonal und
zugleich ein Quäntchen mehr Lebensfreude für die Bewohner ins Haus.
„Man sieht in den Augen, wie die Bewohner etwas wiedererkennen und
sich freuen, dass sie mitmachen können“, beschrieb Bettina
Muermann. Um 10:30 Uhr nämlich hält sie eine kleine ökumenische
Andacht, die dem immer gleichen Ablauf folgt. „Das Glockengeläut
kommt vom Handy. Zwei der Bewohner können noch mitlesen und
mitsingen, für die bringe ich jeweils ein Gesangbuch mit“,
beschrieb die aktive Ehrenamtlerin. Manche erkennen hier und da ein
Lied und singen ebenfalls mit. Beim Abschluss der Andacht mit dem
Vater Unser könnten die meisten mitmachen, selbst wenn sie nur die
Lippen mitbewegten, sagte Muermann.
Diesem Ritual folgt das Highlight der Woche. Dann nämlich musiziert
Muermann gemeinsam mit der Akkordeonistin Annegret Wahlen. „Wir
spielen Volkslieder, Schlager und zu den Jahreszeiten und Festen wie
Ostern oder Weihnachten passende Lieder.“ Manchmal wünschen sich
die Bewohner, noch einmal zu tanzen. „Dann legen wir auch schon mal
einen Walzer aufs Parkett, mit angepasster Geschwindigkeit
natürlich“, skizzierte die Grüne Dame einen der schönsten Momente
der Woche für viele Bewohner. „Die Menschen freuen sich, werden
aktiver.“ Später unterstützt die zusätzlich zur ehrenamtlichen
Hospizkraft ausgebildete Aktive beim Anreichen des Essens. „Manchmal
klappt es schon besser, wenn man daran erinnert, dass da Essen auf dem
Tisch steht“, sagte Muermann.
Auf diese Weise bringen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen jede
Woche ein wenig mehr Nähe, Freude und Abwechslung in den Alltag der
Menschen. Das sei auch der Wunsch der meisten der insgesamt 26 Grünen
Damen und Herren, die sich hier ehrenamtlich engagieren. Ein wenig
Aufmerksamkeit und Zeit wollten sie den älteren Menschen schenken.
„Das ist genau das, was in der regulären Pflege in der Regel zu
kurz kommt, weil dem Pflegepersonal diese Zeit einfach fehlt“, sagte
Bettina Muermann.
Im Johanniter-Stift teilen sich die Ehrenamtler aus dem Kreis der
Grünen Damen und Herren auf die Demenzgruppe, die beiden Wohngruppen
eins und zwei mit pflegebedürftigen Bewohnern und auf das betreute
Wohnen auf. „Im betreuten Wohnen leben die Bewohner weitgehend
selbstständig und benötigen nur in wenigen Bereichen Hilfe“,
wusste Bettina Muermann. Trotzdem freuten sich auch hier die Bewohner
über Besuch, der gemeinsam mit ihnen einkaufen oder spazieren geht,
eine Ausstellung oder ein Konzert besucht.
In Zeiten von Corona ist all das natürlich nicht oder nur in sehr
engen Grenzen möglich. Um für die Menschen trotzdem etwas zu tun,
fertigten die Grünen Damen und Herren kürzlich etwa 400
Alltagsmasken für die Bewohner des Stifts. Über Mitstreiter würde
sich das Team im Johanniter-Stift in jedem Fall auch außerhalb der
Corona-Krise freuen, bestätigte Muermann. Weitere Informationen
erhalte man bei Inge Seebens, die die Grünen Damen im
Johanniter-Stift 2009 gründete, unter der Telefon-Nummer 0 22 25 –
22 82.
Die Bewegung der Grünen Damen, unter denen heutzutage auch Herren zu
finden sind, wurde von Brigitte Schröder (1917-2000) gegründet und
feierte 2019 ihr 50-jähriges Jubiläum. Deutschlandweit helfen über
8000 Damen in grünen Kitteln und Herren mit grünen Schals oder
anderen grünen Erkennungszeichen Menschen in besonderen Lebensphasen,
bei Krankheit, im Alter oder in der Einsamkeit. Zusammengeschlossen
hatten sich die Ehrenamtler in der evangelischen Kranken- und
Altenhilfe, um den Mitgliedern Qualifikationen zu ermöglichen und den
Dienst auch für andere Institutionen als den Krankenhäusern, dem
Entstehungsort der Bewegung, zugänglich zu machen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.