Gendergerechte Sprache
Uneinigkeit im Meckenheimer Stadtrat
Meckenheim - Respekt und Gleichbehandlung gegenüber Minderheiten, die sich in
ihrem Geschlecht nicht dem heterosexuellen Mehrheitsdenken oder dem
binären Geschlecht zuordnen möchten oder können, kann man
unterschiedlich zeigen. Die Verwaltung der Apfelstadt hatte sich laut
Bürgermeister Holger Jung als eine der ersten Kommunen auf den Weg
gemacht, dazu gendergerechte und gendersensible Sprache in ihre
Stellenanzeigen und andere Texte einfließen zu lassen. Emotionale
Diskussionen um Anträge der Grünen und der SPD zeigten in der
letzten Ratssitzung, dass sich in dieser Hinsicht einige mehr, andere
sensibleres oder wieder andere weniger Engagement wünschen.
Das Bestreben, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen, gleich
welchem Geschlecht sie sich zuordnen, ist auch auf Forschungs- und
Hochschulebene noch in den Kinderschuhen. Nichtsdestotrotz wünschten
sich die Grünen in vier Anträgen zur Sache die Umsetzung
umfangreicher gendersensibler Formulierungen in allen zukünftigen und
bestehenden städtischen Texten. Auch der Eintrag „divers“ solle
auf allen Formularen konsequent möglich sein, hieß es. Bezogen auf
diese Forderung wünschte sich die SPD in ihrem Antrag, anstatt
gendergerecht, genderneutral zu formulieren. Dort, wo das zu
verständniserschwerenden Sprachentstellungen führt, sollten die
neuen Formulierungen weggelassen werden.
In einer persiflierenden Rede trieb Klaus-Jürgen Pusch (BfM) das, was
Hans-Erich Jonen (UWG) Genderwahnsinn nannte, sprachlich auf die
Spitze. Diskriminierung fange vor allem im Kopf an, so Pusch, der sich
nicht nur gegen sprachliche Entstellungen wandte. Er stellte auch
infrage, ob jeder Betroffene mit seiner Zugehörigkeit zu einer
Minderheit wirklich mit dieser Form der sprachlichen Sonderbehandlung
im Rampenlicht stehen möchte. „Möchten Diverse überhaupt als
Diverse bezeichnet werden, diskriminieren wir sie nicht gerade durch
diese Bezeichnung?“, stellte er infrage.
Die CDU verwies auf die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung,
nach der geschlechtsspezifische Nachteile beseitigt werden müssen und
stellte fest: „Alle Menschen sind wertvoll und zu respektieren.“
Der Weg der Stadt, die neben der gendersensiblen Sprache in
Stellenausschreibungen auch sukzessive neutrale Formulierungen
verwendet, seien gangbare Wege, die bereits genutzt würden, hieß es.
So different und vielschichtig das Thema beleuchtet wurde, eine
Ratsmehrheit fand schließlich keiner der Anträge.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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