Feierstunde
Weckruf für die Gesellschaft
Meckenheim (red). Mit einem Festakt im Ratssaal des Rathauses hat die Stadt Meckenheim den Tag der Deutschen Einheit gefeiertund an den Mauerfall am 9. November 1989, die Überwindung der Teilung und die Wiederherstellung der Einheit der Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 erinnert. Bürgermeister Hoger Jung würdigte in seiner Rede vor allem die Leistung derjenigen DDR-Bürgerinnen und -Bürger, „die sich in der SED-Diktatur beharrlich und mutig für ihre Rechte eingesetzt und damit die Wende erst herbeigeführt haben. Ihrem unerschütterlichen Drang nach Freiheit ist es zu verdanken, dass wir heute, rund 34 Jahre später, in einem geeinten Deutschland leben.“
Jung unterstrich die Bedeutung von Freiheit und Demokratie, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden. „Die Demokratie schenkt allen Bürgerinnen und Bürgern das Recht, ihre Meinung frei zu äußern, ihre Regierung zu wählen und an politischen Entscheidungen teilzunehmen. Sie ist ein System, das auf dem Prinzip der Mehrheit basiert, aber gleichzeitig die Rechte und Freiheiten von Minderheiten schützt“, betonte der Bürgermeister. „Wir dürfen uns glücklich schätzen, in einer funktionierenden Demokratie mit garantierten Freiheitsrechten zu leben. Eine Selbstverständlichkeit ist sie jedoch wahrlich nicht, wie uns vor allem unsere Geschichte gelehrt hat.“ Auch der Blick auf die aktuelle politische Weltkarte zeigt, dass Freiheit kein selbstverständliches Gut ist.
Nachdenklich stimme den Bürgermeister die zunehmende Radikalisierung hierzulande. „Sie gefährdet den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und damit die demokratischen Strukturen. Statistisch machen sich rund 80 Prozent der Menschen Sorgen aufgrund steigender Feindseligkeit in der Gesellschaft, mehr als zwei Drittel befürchten eine weitere Zunahme des Rechtsextremismus. Wenn wir in die Geschichtsbücher schauen, wissen wir, wo derartige Entwicklungen hinführen können. Also tun wir etwas dagegen, alle, gemeinsam!“, forderte Jung und appellierte, sich aktiv für Freiheit und Demokratie stark zu machen und für die Werte entschieden einzutreten. Dabei gelte es, die eigenen Hausaufgaben zu machen und nicht auf andere Länder zu zeigen, die sich ebenfalls in einem entsprechenden Prozess befinden oder schon einen Schritt weiter sind.
Die Entwicklung sei allemal ein Weckruf für die Gesellschaft, eine Stimmungslage, die eine aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wissenschaftlich belegt. Die Erhebung beschäftigt sich mit dem Demokratievertrauen in Krisenzeiten und stellt die Frage, wie Menschen in Deutschland auf Politik, Institutionen und Gesellschaft blicken. Laut Studie verharrt die Demokratiezufriedenheit auf einem denkbar niedrigen Niveau. „Danach ist eine (wenn auch knappe) Mehrheit der Menschen mit der Art und Weise, wie Demokratie in Deutschland funktioniert, unzufrieden“, sagte Jung. Besorgniserregend ist der Umstand, dass insbesondere bei den Jüngeren die Unzufriedenheit mit unserer Staatsform wächst.“
Dennoch bleibt der Bürgermeister bei aller Ungewissheit und Skepsis optimistisch und zuversichtlich, „auch weil ich ein überzeugter Demokrat bin.“ Gerade am Nationalfeiertag gelte es, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, was Ost und West miteinander verbindet und auszeichnet, „was wir nach Mauerfall und Wiedervereinigung gemeinsam geschafft haben.“ Als Meckenheimer Beispiel nannte er die vitale Städtepartnerschaft mit dem brandenburgischen Bernau bei Berlin.
Bei der Bewältigung künftiger Aufgaben lässt sich die Zuversicht aus der Vergangenheit schöpfen, als die DDR-Bürgerinnen und -Bürger voller Entschlossenheit und Mut die friedliche Revolution vorangetrieben und damit die Wiedervereinigung erst möglich gemacht haben. „Der Erfolg von damals zeigt uns, wie viel wir bewegen und erreichen können, auch in Zeiten großer politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unsicherheit. Lassen Sie uns also mutig nach vorne schreiten. Dann werden wir gemeinsam und geeint als Demokratinnen und Demokraten auch die großen Herausforderungen der Gegenwart meistern“, so Holger Jung.
Während das Saxophontrio des Bonner Saxophon-Ensembles die Feierstunde der Stadt Meckenheim zum Tag der Deutschen Einheit musikalisch begleitete, trug Stadtinspektoranwärterin Lisa Schmucker als „Kind des 21. Jahrhunderts“ mit ihren persönlichen Gedanken zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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