Rettung für die Bücherei?
„Wir brauchen Unterstützung!“

Peter Freischem erklärt im Pfarrsaal Sankt Johannes der Täufer, wie die Bücherei in Meckenheim mit einem Förderverein gerettet werden kann.  | Foto: prl
  • Peter Freischem erklärt im Pfarrsaal Sankt Johannes der Täufer, wie die Bücherei in Meckenheim mit einem Förderverein gerettet werden kann.
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Meckenheim (prl). Schon länger ist bekannt, dass sich die Kirche aus der Finanzierung der Meckenheimer Bücherei zurückzieht. Vorschläge dazu, wie die bestausgestattete Bücherei im weiten Umkreis dennoch erhalten werden kann, trug Peter Freischem vom Arbeitskreis Bücherei und als Kirchenvorstandsmitglied jüngst in einer Versammlung vor.

„In einer Stadt ohne Bücherei würde ich nicht leben wollen“, hörte man unter anderen Stimmen aus dem Zuhörerbereich. Andere wünschten sich mehr Beteiligung der Stadt an der Rettung der Meckenheimer Bücherei. Auch dort haben Gespräche stattgefunden, berichtete Peter Freischem. Das bestätigte der erste Beigeordnete Hans Dieter Wirtz. So gerne die Stadt sich beteiligen möchte, so sehr stünden dem unter bestimmten Umständen Schwierigkeiten wegen der aktuellen Haushaltslage entgegen, erklärte der Beigeordnete den Anwesenden. Weil sich die Stadt im Haushaltssicherungskonzept befinde, schaue die Kommunalaufsicht genau hin, wofür die die Verwaltung der Apfelstadt Geld ausgebe. Im Rahmen der Haushaltssicherung seien beispielsweise Ausgaben für Pflichtaufgaben und bestehende Verträge möglich. Der Betrieb einer Bibliothek sei laut gesetzlicher Vorgaben aber eine freiwillige Aufgabe. Würde also jetzt der bestehende Vertrag, auf dessen Grundlage sich die Stadt mit rund 150 000 von insgesamt etwa 250 000 Euro an den Kosten der Bücherei beteiligt, gekündigt, so dürfte die Stadt wegen der Haushaltssicherung keinen neuen Vertrag abschließen. Deshalb sei es sinnvoll, wenn man den bestehenden Vertrag weiterführen könne, erklärte der Beigeordnete.

Auch wenn die schwierige Finanzierungs-Situation schon länger bekannt ist, hat das die Aufgabe des Arbeitskreises Bücherei nicht leichter gemacht. „Es gab Kontaktbeschränkungen, oft mussten Termine abgesagt werden“, beschrieb Peter Freischem die ungünstigen Voraussetzungen in den letzten Monaten. Als die Beschränkungen nach und nach aufgehoben wurden, dauerte es eine Weile, bis man in Köln einen Termin ergattern konnte. „Wir haben dort Gespräche geführt“, sagte der aktive Büchereifreund. Als alternatives Finanzierungskonzept ist nun ein Förderverein mit besonderer Struktur im Gespräch. Um diesen zu gründen, suchte der Arbeitskreis Verstärkung in der Bevölkerung.

Dabei geht es nicht nur um das klassische Einbinden von Büchern oder Unterstützung bei Veranstaltungen. Fundraising ist das Wort der Stunde, erklärte das Mitglied des Kirchenvorstands. Im Fokus steht, Konzepte zu finden, auf deren Grundlage sich Menschen und Unternehmen an der Förderung der Bücherei beteiligen könnten. Was aber haben Unternehmen davon, die Bücherei zu erhalten? „Bei allen neuen Medien müssen die Kinder und späteren Arbeitnehmer auch lesen können“, brachte es der Unternehmer auf den Punkt. Die Lesefertigkeit sei damit eine Schlüsselqualifikation für das Leben der jungen Menschen, die später als Arbeitnehmer in die Unternehmen gingen. „Je früher sie sich mit dem Lesen in Büchern und anderen Medien befassen, umso besser und umso ausgeprägter diese Schlüsselqualifikation später“, beschrieb Peter Freischem. „Damals haben wir so viel gelesen, dass wir eine solide Basis hatten. Heute gibt es tolino, E-Books, Kindle und ähnliches, aber das ändert an der Grundstruktur des Lesens absolut gar nichts.“ Gut Lesen können sei nach wie vor die notwendige Basis.

Der Medienwandel ging auch an der Meckenheimer Bücherei nicht spurlos vorbei. So gibt es neben dem gebundenen Buch auch Zeitungen, Hörspiele, E-Books, die Onleihe oder den OPAC-Katalog zum Stöbern nach Medien aus dem eigenen Interessensbereich. Vor allem habe man in Meckenheim ein gutes Team, sagte der Unternehmer. „In der Bücherei wird man beraten, die Leute kennen sich aus.“ Manchmal lägen die Medien bereits für die Besucher bereit, weil man die Leser kenne.

„Unsere Besucher kommen nicht nur aus einer Altersgruppe, das ist bei uns sehr durchmischt“, sagte der Meckenheimer. So kommen viele Kindergartenkinder mit ihren Eltern, um Bilder- und Vorlesebücher auszusuchen. Ältere Kinder und Jugendliche entdecken eigenen Lesestoff und Erwachsene finden unter rund 29 000 Medien ein passendes Angebot für ihre persönlichen Vorlieben. „Es kommen vereinzelt auch Studenten von der Hochschule in Rheinbach, weil wir zu verschiedenen Fachthemen so gut ausgestattet sind“, berichtete Peter Freischem vom breiten Spektrum der Bücherei. Weiterhin finden Geflüchtete hier oft den Zugang zur Gesellschaft und zur Schriftsprache im für sie neuen Land. Senioren genießen einen ruhigen Ort mit ein wenig Gesellschaft und interessantem oder spannendem Lesestoff.

Ein Spiegelbild der Beiträge aus dem Zuschauerbereich zeigte schnell: Viele Menschen in der Stadt betrachten die Bücherei als sinnvolles und wertvolles Element des gesellschaftlichen Miteinanders. „Nicht nur ein Haus voller Bücher“, so zitierte Peter Freischem aus einem Buch von Freya Sampson, sondern ein Ort und Treffpunkt für alle Meckenheimer. Er betonte: „Wir müssen sehen, dass wir eine Lösung finden, die langfristig tragbar ist.“

Weil der Arbeitskreis mit seinen voll berufstätigen Mitgliedern diese Arbeit des Fundraisings und der Konzepterstellung nicht allein stemmen kann, werden jetzt helfende Hände gebraucht. „Wir brauchen Unterstützung“, appellierte Peter Freischem an die rund 50 Anwesenden. Dabei sprach er nicht nur sie an. „Tragen Sie unser Anliegen gerne weiter, wir sind für jede Hilfe dankbar.“ Ein Angebot erhielt er gleich an diesem Abend. Uwe Böttcher lebt seit 20 Jahren in Meckenheim und sagte als Fachmann aus der Büchereibranche zu, bei der Erstellung eines Finanzierungskonzepts mitzuwirken. Wer sich engagieren möchte, findet passende Ansprechpartner in der Bücherei, über den Kontakt auf der Homepage unter www.buecherei-meckenheim.de oder unter der Telefonnummer der Bücherei 02225 / 6141.

Besuchen, sich engagieren oder stöbern und Ausleihen kann man in der Bücherei in der Adolf-Kolping-Straße 4 in Meckenheim montags, dienstags und freitags in der Zeit von 14 bis 17:30 Uhr. Zusätzlich öffnen sich die Türen zur Bücherei jeden Dienstag von 8:30 Uhr bis 12 Uhr, donnerstags freuen sich die Aktiven über einen Besuch zwischen 14 und 18:30 Uhr. Weitere Öffnungszeiten gibt es samstags zwischen 9:30 Uhr und 13 Uhr.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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