Rettung für die Amerikanische Siedlung
Einsatz für „Klein Amerika“

Beim Verein „Rettet die amerikanische Siedlung“ sind die Initiatoren darüber verärgert, dass der Denkmalschutz kaum Beachtung bei Behördenentscheidungen findet. | Foto: AS
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  • Beim Verein „Rettet die amerikanische Siedlung“ sind die Initiatoren darüber verärgert, dass der Denkmalschutz kaum Beachtung bei Behördenentscheidungen findet.
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Plittersdorf - Der Verein „Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf“ - kurz
R.A.S.P- setzt sich für den Erhalt der HICOG Siedlung in Plittersdorf
ein, sagt Stefan Wolter. Wolter ist einer von zahlreichen Anhängern
des Vereins und zeigte kürzlich zahlreiche Impressionen der Siedlung
und des Lebens in „Klein-Amerika“ aus den vergangenen Jahrzehnten.

Viele der gezeigten Gebäude sind heute aus dem Blickfeld
verschwunden, weil Neubauvorhaben rund um die Kennedyallee realisiert
wurden. Aktuell kämpft der Verein noch um die Erhaltung des unter
Denkmalschutz stehenden Amerikanischen Kindergartens und will eine
Restaurierung des Gebäudes erreichen. Die Bezirksvertretung Bad
Godesberg scheint sich inhaltlich nicht ernsthaft mit dem Thema
Erhaltung des Gebäudes auseinandersetzen zu wollen, erläuterte Rolf
Fischer, Vorsitzender des Vereins „Rettet die amerikanische Siedlung
Plittersdorf“.

Bürgeranträge zur Erhaltung des Kindergartens liegen genauso vor wie
Einsprüche von Anliegern. Klagemöglichkeiten haben nur anliegende
Eigentümer und ob sie dann auch klagen werden, stand zumindest Ende
2018 noch nicht fest. Genauso wartet der Verein noch auf eine Antwort
aus dem Heimatministerium NRW auf die Eingabe gegen den Abriss des
Kindergartens. Und zumindest die Freunde der Amerikanischen Siedlung
in Plittersdorf, die es weltweit gibt und die Dank Facebook auch
selbst aus größter Entfernung zum Wohngebiet nahe der Rheinaue
stehen, schätzen die Einmaligkeit der Siedlung in Deutschland
hinsichtlich ihrer Architektur, der parkähnlichen Grünflächen und
der historischen Bedeutung als Zeugnis der deutschen Nachkriegszeit.

Die „HICOG-Siedlung“ Plittersdorf gilt als das Anfang der 1950er
Jahre größte Bauprojekt in Westdeutschland nach dem Zweiten
Weltkrieg, zeitweise waren auf der Baustelle etwa 3200 Arbeiter
beschäftigt. Erbaut wurde die Siedlung 1950-1951 unter Federführung
des High Commissioner of Germany“ (HICOG) für die Angestellten der
amerikanischen Botschaft. Die HICOG-Siedlung erstreckt sich über die
Straßen Kennedyallee, Kolumbusring, Steubenring, Europastraße,
Martin-Luther-King-Straße und Turmstraße. Zum Areal gehörten
ehemals nicht nur die Wohnhäuser, die amerikanische Kirche, der
Kindergarten und der amerikanische Club am Rheinufer in Plittersdorf,
sondern auch eine ganz speziell auf amerikanische Verhältnisse
zugeschnittene Shopping-Mall, eine Post, ein Kino/Theater, die
amerikanische Schule, ein Schwimmbad, eine Bowlingbahn sowie ein
Heizwerk.

Führende Architekten wie Sep Ruf, Otto Apel, Rudolf Letocha, William
Rohrer und Martin Herdt sowie ebenso bekannte Landschaftsarchitekten
wie Hermann Mattern und Heinrich Raderschall waren maßgeblich an der
Gestaltung der HICOG-Siedlung beteiligt.

Wahrzeichen der Siedlung ist die Stimson Memorial Church, die im Jahr
1999 vom US-Präsidenten Bill Clinton feierlich an die Stadt Bonn
übergeben wurde. Der direkt am Rhein gelegene „American Embassy
Club“ war früher der Treffpunkt von Gesellschaft und Politik in
Bonn. Zu den Besuchern zählten unter anderem die US-Präsidenten John
F. Kennedy, Ronald Reagan und Georg Bush sowie die Bundeskanzler
Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Schmidt.

Von der ursprünglichen Siedlungsstruktur sind heute nur noch die
Wohnhäuser, die Stimson Memorial Chapel, das Clubgelände und das
Kindergartengebäude erhalten geblieben. Die Häuser sind eingebettet
in großzügige parkähnliche Grünflächen mit altem Baumbestand.

Mit der Verlegung des Regierungssitzes und der US-Botschaft
nach Berlin wurde die Siedlung im Sommer 1999 durch die USA
aufgegeben und anschließend unter Denkmalschutz gestellt. Von 1998
bis 2001 erwarb die „Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG“ (VEBOWAG)
sie schrittweise von den USA und dem Bundesvermögensamt, um sie zu
vermieten oder als Eigentumswohnungen weiterzuverkaufen. Dazu wurde
die gesamte Siedlung einer umfassenden Sanierung unterzogen, die bei
den letzten Häusern erst 2013 abgeschlossen war.

Ist auch von „Klein-Amerika“ der 50er Jahre nur noch ein Teil
erhalten, so ist die Wohnqualität immer noch unverändert gut. Im
Jahr 2000 wurde das Siedlungsensemble wegen seiner herausragenden
Bedeutung erstmals unter Denkmalschutz gestellt. Und der Denkmalschutz
sollte nun auch wirklich beachtet werden, sagt im Namen aller
Vereinsmitglieder Rolf Fischer. Ob es gelingt, den vom Abriß
bedrohten Kindergarten vielleicht doch noch in letzter Minute zu
retten, hofft man jetzt in „Klein Amerika“ sowie in der ganzen
Welt.

Jörg Schecker hat für den Verein eine interessante interaktive
Karte, zu finden unter https://goo.gl/maps/aHT9pcpx6oS2, erstellt.
Hier werden Bestandsgebäude und trotz Denkmalschutz abgerissene
Gebäude als Einstieg zu einer geführten Tour gezeigt.

Zudem wird ein neues Postkarten-Set mit insgesamt 13 Karten mit
historischen und aktuellen Fotos der Siedlung ab sofort von der
Bürgerinitiative „Rettet die Amerikanische Siedlung“ zum
Selbstkostenpreis von sechs Euro zum Kauf angeboten. Abgebildet sind
unterschiedliche Gebäude- und Anwohner-Motive aus der amerikanischen
Siedlung zu verschiedenen Jahreszeiten in den 50er und 60er Jahren.

http://rasp-buergerinitiative.de/

- as

Beim Verein „Rettet die amerikanische Siedlung“ sind die Initiatoren darüber verärgert, dass der Denkmalschutz kaum Beachtung bei Behördenentscheidungen findet. | Foto: AS
Eine Postkartenserie hat der Verein herausgegeben, um das Leben in Klein Amerika der 50er und 60er Jahre weiter bei der Bevölkerung in Erinnerung zu halten. | Foto: AS
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