Zündapp-Ausstellung und Heimatmuseum
Motorisierte Schätzchen aus allen Epochen
Lohmar-Schönenberg - „Der 17. September ist der Stichtag, denn vor genau 100 Jahren war
der Gründungstag von Zündapp“, erläuterte Kurt Oberdörster aus
Lohmar-Schönenberg. Auf seinem Hof findet derzeit eine Ausstellung
von etwa 70 motorisierten Zweirädern statt. Neben historischen
BMW-Maschinen sind vor allem „Zündapp“-Motorräder aus allen
Epochen zu begutachten.
Seit 1984 beschäftigt sich Oberdörster mit diesen
geschichtsträchtigen Krafträdern. Das Interesse für Zündapp
bildete sich bereits in den vorherigen Generationen seiner Familie.
Schon sein Vater und beide Onkel fuhren solche Modelle, so dass er die
Leidenschaft früh mitbekam und heute sogar an seinen Enkel
weiterreichen kann. 1987 gründete der Lohmarer mit einigen
Gleichgesinnten eine private Gemeinschaft. Wer mehr über die
Geschichte der „Zünder-Apparatebau-Gesellschaft“ wissen möchte,
ist bei Kurt Oberdörster richtig. Aus dem Kopf zitiert er die
Historie von der Entwicklung des ersten „Motorrads für Jedermann“
bis hin zum Niedergang der Werke im Jahr 1984.
Das Anfangsmodell „Z22“, das bis auf den Namen der englischen
Levis entspricht, ist neben dem Original in dem alten Kuhstall in
Schönenberg zu sehen. „Zu Beginn sind nahezu 1.000 Stück verkauft
worden“, erzählt der ehemalige Landwirt. Aufgrund des enormen
Erfolges wurden jährlich neue Modelle geschaffen. Auch die großen
Räder mit Viertakter sind Teil der Ausstellung, ebenso die späteren
Konstruktionen mit Boxermotor der Gebrüder Küchen.
Durch den Bau von Militärgespannen wurde „Zündapp“ nach dem
zweiten Weltkrieg in der Produktion zurückgeworfen und baute erneut
kleine Krafträder wie die „DB200“. Angesichts der
Wohlstandsjahre, in denen die Deutschen sich lieber Autos kauften,
sowie der Konkurrenz aus Italien oder Japan, war es für die Firma
schwer weiterzubestehen. 1984 musste man die Werke aufgeben und
verkaufte nach China. „Die erste Generation baut’s auf, die zweite
baut‘s aus und die dritte verhaut‘s“, umschreibt Kurt
Oberdörster.
Wem der Anblick der tadellos erhaltenen Fahrzeuge nicht reicht, der
wirft noch einen Blick ins Heimatmuseum. Hier haben Kurt Oberdörster
und seine Frau Rosemarie seit vielen Jahren Möbel und Gegenstände
zusammengetragen und in der Scheune zu liebevollen lebensgroßen
„Dioramen“ gestaltet. Beim Eintritt ins Museum steht man einer
Schulklasse gegenüber, wie sie vor vielen Jahren im Dorf vorkam.
Unter dem Dach haben noch Wohnzimmer, Esszimmer, Schlafzimmer und
Küche aus vergangen Zeiten ihren Platz. „Andere schmeißen ihre
Sachen auf den Sperrmüll, hier werden sie gepflegt und
ausgestellt.“ Die Idee wurde in den 1990ern geboren, da sich noch
viele Schränke und Tische vom Urgroßvater, der Schreiner war, im
Familienbesitz befanden. Später kamen die schwarzen Möbel des Onkels
hinzu. Nach und nach wuchs eine Sammlung heran, die großen
historischen Wert besitzt. Im hinteren Teil der Scheune ist nahe den
Schreinerwerkzeugen des Urgroßvaters eine Sattlerei und
Schusterwerkstatt aus Lohmar angegliedert. Es lassen sich vor Ort
viele interessante Details entdecken. Kurt Oberdörster erzählt gerne
aus früheren Zeiten. Auf dem Hof ist darüber hinaus ein Backhaus
untergebracht, das der Verkehrs- und Verschönerungsverein Wahlscheid
unterhält. Hier wird zur Sommerzeit auf Bestellung einmal im Monat
eine kleine Menge an Sauerteig- und Körnerbrot, wie früher,
gebacken. Wie man sieht, werden auf dem Gelände „Schönenberg 19“
die Traditionen rundum bewahrt. Da alles in privaten Händen liegt,
bittet die Familie Oberdörster um Anmeldung unter 02206-3370. Dann
öffnen sich die Türen des Museums, sowie der Zündapp-Ausstellung.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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