Einladung zur Besinnung
103 Koffer für die letzte Reise in Longerich

Pfarrer Temur J. Bagherzadeh mit seinem „Lieblingskoffer“, den jemand gepackt hat, der nur seine Fußspuren im Sand mit auf seine letzte Reise nehmen möchte. | Foto: Schriefer
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  • Pfarrer Temur J. Bagherzadeh mit seinem „Lieblingskoffer“, den jemand gepackt hat, der nur seine Fußspuren im Sand mit auf seine letzte Reise nehmen möchte.
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Longerich - (rs) In Korea kann man sich schon mal zur Probe in einen Sarg legen,
um herauszufinden, wie es sich anfühlt, tot zu sein. Ganz so weit ist
der Bestattungsunternehmer Fritz Roth vor einigen Jahren nicht
gegangen. Aber er hat sich gefragt, was Menschen mit ins Jenseits
nehmen würden, wenn sie es könnten. Zu diesem Zweck hat er 103
Koffer verteilt, die Frauen, Männer, Jugendliche und Senioren aus
allen sozialen Schichten mit Dingen, die sie für besonders wichtig
halten, gefüllt haben. Die Koffer, die sie mit ins Jenseits nehmen
würden, sind in zahlreichen Ländern und Städten, unter anderem in
Moskau, Wien, Mexico-City und Berlin gezeigt worden. Jetzt hat das
Katholische Bildungswerk die „Koffer-Ausstellung“ auch nach
Longerich gebracht. In der Kirche St. Bernhard sind die Koffer für
die Reise ins Jenseits bis zum 12. April zu sehen. 

„Mein vor einigen Jahren verstorbener Vater wollte, dass sich
Menschen genau überlegen, was ihnen wichtig genug erscheint, um es
mit auf die letzte Reise zu nehmen“, sagte David Roth, der gemeinsam
mit Pfarrer Temur J. Bagherzadeh die Ausstellung im Anschluss an einen
Gottesdienst eröffnete. Oft seien Gegenstände, die an das erinnern,
was gut und schön im Leben gewesen war, in den Koffer gepackt worden,
sagte er. Manchmal aber auch schlicht und einfach nichts. Alle Koffer
seien Standpunkte zu Leben und Tod und Ergebnisse des Nachdenkens
über die eigene Vergänglichkeit, sagte er. „Die Koffer sind so
unterschiedlich wie die Menschen, die sie gepackt haben.“

„Mein Lieblingskoffer ist der mit den Fußspuren im Sand“, verriet
Pfarrer Temur J. Bagherzadeh. Ihm zeige die Ausstellung, was Menschen
bedeutungsvoll oder sogar heilig ist, sagte er. Die Präsentation der
Koffer sei aber nicht nur eine Kunst-Ausstellung, sondern ein
pastorales Konzept, das auch ein Begleitprogramm mit Vorträgen und
Veranstaltungen beinhaltet, sagte er. An der Planung dieses Programms
hätten viele örtliche Einrichtungen mitgewirkt, Familienzentren,
Schulen, das Hospiz und auch Kindergärten.

Am 3. April wird Familienberater Jan-Uwe Rogge in der
Sternsingerschule darüber sprechen, wie Kindern geholfen werden kann,
mit Trauer umzugehen. „Eine Portion Alltags-Spiritualität kann sehr
entlastend für Kinder sein“, wird er erklären.

Ute Clevers und Johannes Westerdick treffen sich am 5. April um 18 Uhr
im Gedenkraum des Germanwings-Absturzes von 2015 am Flughafen
Düsseldorf mit Jugendlichen. Dort im „Raum der Stille“ werden
Mitarbeiter des Flughafens aus ihrem Arbeitsalltag berichten und mit
den Jugendlichen über das damalige tragische Geschehen ins Gespräch
kommen.

Zum Abschluss der Ausstellung wollen die Autorin Bernadette
Rüggeberg, Geschäftsführerin von domum vitae NRW, und Klaus
Rüggeberg, Klinikseelsorger am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße,
am 11. April um 19.30 Uhr im Generationenhaus St. Bernhard
(Christoph-Probst-Straße 1) darüber sprechen, wie Trauer das Leben
verändert.

Die Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ und die sie
flankierenden Veranstaltungen würden gut zur Fastenzeit passen, sagte
Bezirksvertreter Martin Erkelenz. „Denn bis Ostern geht es ja darum,
sich darauf zu besinnen, was im Leben Bedeutung hat.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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