Kunst für Flaneure
In der Florastraße lädt ein Schaufenster zum Verweilen ein

Martin Augenstein zeigt im Schaufenster des Hauses Florastraße 65 eine Installation aus seinem Werk-Zyklus „Schlafende Bücher“. | Foto: Schriefer
  • Martin Augenstein zeigt im Schaufenster des Hauses Florastraße 65 eine Installation aus seinem Werk-Zyklus „Schlafende Bücher“.
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Nippes - (rs). Auf der Florastraße wird eigentlich nicht gebummelt. Es ist
eine Durchgangsstraße von der Neusser zur Niehler Straße, und die
meisten Passanten haben es mehr oder weniger eilig. Doch vor dem Haus
Nummer 65 verlangsamen viele jetzt ihre Schritte und verweilen einen
Moment. Denn das Schaufenster zieht ihren Blick an. Sie können dort
nämlich eine besondere Auslage betrachten, ein Kunstwerk von Martin
Augenstein.
Der Nippeser Künstler zeigt im Schaufenster des Hauses eine
Installation aus seinem Zyklus „Schlafende Bücher“. Es ist eine
Arbeit mit leicht sakraler Anmutung, in deren Mittelpunkt sich ein
großes Bild eines locker zusammengestellten Stapels alter Bücher in
rustikalem Rahmen befindet. Dieses Bild ist flankiert von zwei
Miniaturen von Büchern in barockem Goldrahmen und einem Berg winziger
weißer Bücher unter einer Glaskuppel, drapiert auf goldenem Vlies.
Martin Augenstein zeigt nicht, welche Geschichten, Gedanken in den
Büchern stehen. Seine schlafenden Bücher deuten vielmehr an, dass
Wissen fragil ist und verloren gehen kann. „Der Zyklus Schlafende
Bücher ist mein zentrales Werk, an dem ich seit vielen Jahren arbeite
und das ich immer wieder variiere“, sagt der Künstler.
Das Schaufenster in der Florastraße 65 ist ein Angebot von Dea Bohde,
die dort in etwa dreiwöchigem Wechsel Künstlern die Möglichkeit
geben möchte, jeweils eine Arbeit in einem ungewöhnlichem Raum zu
zeigen. „Einerseits soll mein Bohde-Fenster ein belebendes Element
in der ansonsten toten Florastraße sein, andererseits soll es auch
ein Fenster für Künstler sein, die hier abseits von Museen und
Galerien ihre Arbeiten zeigen können“, sagt sie. Für den
Betrachter ist das Bohde-Fenster ein niedrigschwelliger Zugang zu
Kunst. Sie stellt sich ihm in den Weg, er muss sie nicht erst
aufsuchen, in dem er sich in ein Museum, eine Ausstellung oder eine
Galerie begibt. In dem zum Schaufenster gehörenden Wohnraum lädt Dea
Bohde seit vielen Jahren Künstler auch zum „Art-Frühstück“ ein.
Ende September – so ist es geplant – wird Martin Augenstein seine
Installation wieder aus dem Schaufenster räumen und Platz machen für
eine Arbeit von Bettina Gruber.
 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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