30 Jahre BWO Lichtenberg
Behindertenwerkstatt in Lichtenberg besteht seit 25 Jahre ...
Lichtenberg - (eif) Dass Mewnschen mit einem geistigen Handicap durchaus für ihren
Lebensunterhalt arbeiten können, und wichtiger noch auch wollen, war
Anfang der 80er Jahre neu. Mit sieben Mitarbeitern wurden 1972 die
Behindertenwerkstätten Oberberg in Faulmert eröffnet. Die Zahl der
Mitarbeiter wuchs rasant. 1985 wurde in Lichtenberg eine zweite
Dependance gegründet, die in diesem Jahr eigentlich ihr Jubiläum
groß feiern wollte. Corona vereitelte das. Innerhalb der
BWO-Belegschaft wird der Standort in der Gemeinde Morsbach schon lange
als „Musterwerkstatt“ bezeichnet, weiß Geschäftsführer Jens
Kämper:
„Mitten im Industriegebiet gelegen, ist man ganz nah dran an vielen
Unternehmen und doch schnell im Grünen und versteht sich als Teil der
Lichtenberger Dorfgemeinschaft.“ Mit 80 Beschäftigten gestartet,
wird dortinzwischene über 200 Menschen mit einer geistigen und/oder
mehrfachen Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht.
Daneben bieten die „Heilpädagogischen Arbeitsgruppen“ Menschen
mit einem hohen Assistenzbedarf Raum zur Persönlichkeitsentwicklung
und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Erster Werkstattleiter
des Standorts war Götz Köhler, sein Sohn Rainer leitetz heute die
Produktion. 2006 übernahm Oliver Meinhold die Werkstattleitung. Er
kam durch den Zivildienst zur BWO – und ist geblieben. Für die
Beschäftigten ist die BWO nicht nur ein Ort der Arbeit, sondern auch
ein Stück Heimat.
Zum Beispiel für Mareike Leckebusch, Frauenbeauftragte und Mitglied
des Werkstattrates. „Klar habe ich gerne frei, aber ich komme auch
gerne zur Arbeit. Denn hier treffe ich all meine Freunde“, sagt sie.
Mareike Leckebusch war in der Produktion beschäftigt und wechselte
dann an den Empfang. Dort arbeitet sie am Computer, übernimmt
Telefondienste und die Postverteilung – und zeigt damit, was die
Beschäftigten der BWO alles leisten können, wenn man die
entsprechenden Arbeitsplätze für sie schafft. Die Corona-Pandemie
traf den quirligen Lebens- und Arbeitsort ausgerechnet im
Jubiläumsjahr. Während die Werkstatt von Menschen mit Behinderung
nicht mehr betreten werden durfte, versuchte ein Teil der
hauptamtlichen Mitarbeiter Aufträge abzuarbeiten, während der andere
Teil im HBW Haus für Menschen mit Behinderung Wiehl oder dem
benachbarten Wohnverbund St. Gertrud aushalf. Das hat die gute
Partnerschaft zwischen BWO und den Wohnanbietern weiter gestärkt,
dennoch ist es eine schwere Zeit: Noch müssen die Beschäftigten
abwechselnd zu Hause bleiben, damit die Abstandsregelungen eingehalten
werden können. Ein Großkunde ging verloren. Staatliche
Entschädigungsleistungen für die durch das Betretungsverbot
verursachten Einbußen gab es bislang jedoch nicht. „In der
Corona-Krise hat sich gezeigt, dass Werkstätten leider immer noch zu
oft vergessen werden“, sind sich Jens Kämper und Oliver Meinhold
einig.
Auch abseits der Corona-Pandemie wünscht sich die BWO Lichtenberg
mehr Kooperationen – zum Beispiel mit Unternehmen, die
Praktikumsplätze für die BWO-Beschäftigten bereitstellen. In der
Lichtenberger Dorfgemeinschaft dagegen ist man angekommen: „Es gibt
kein Fest ohne einen Auftritt der BWO-Band Regenbogenexpress“, freut
sich Meinhold zum Beispiel. Diese Offenheit, mit der Menschen mit
Behinderung in Morsbach begegnet wird, ist für ihn ein klarer
Verdienst des Vereins zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder
Oberbergischer Kreis.
Zu diesem schlossen sich Eltern von Kindern mit Behinderung 1963 aus
dem Wunsch heraus zusammen, Fördermöglichkeiten und Perspektiven
für ihre Kinder zu schaffen. Neben der BWO gründete der Verein auch
die Frühförder- und Beratungsstelle „Haus früher Hilfen“, die
HBW Haus für Menschen mit Behinderung GmbH, einen
FamilienUnterstützenden Dienst und das inklusive Touristik-Angebot
„Viel-Falter-Reisen“ und hat so das Leben von Menschen mit
Behinderung in der Region nachhaltig geprägt. „Es ist beispiellos
in der Region, dass ein Verein so vielen bislang vergessenen Menschen
Lebensinhalt und Lebensunterhalt verschafft hat“, so Meinhold. Die
BWO in Lichtenberg ist seit nun 35 Jahren ein wichtiger Teil davon.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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